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01 - So nah am Paradies

Titel: 01 - So nah am Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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schlammverdreckt ist. Das gibt Ärger."
    Chris hatte seine Tränen schon wieder vergessen und ließ seine Finger neugierig durch den Schlamm auf seiner Jacke gleiten.
    „Vielleicht müssen wir es ihr dieses Mal nicht erzählen", warf Dorian ein.
    „Ja?" Hoffnung zeigte sich in Bens Blick, wurde aber sofort wieder von Zweifeln abgelöst. „Sie wird es sowieso sehen."
    „Nein. Kommt." Da er keine andere Möglichkeit sah, hob Dorian Chris hoch. „Wir stopfen dich in die Waschmaschine."
    Der kicherte und schlang einen verdreckten Arm um Dorians Nacken. „Das geht nicht, sie ist zu klein.
    Wo ist Mom?"
    „Oben. Sie hat Grippe."
    „Wie Mr. Petrie?"
    Ben blieb stehen, als sie die Küche betraten.
    „Mom ist nie krank."
    „Dieses Mal doch. Und im Augenblick schläft sie.
    Also, halbe Lautstärke, okay?"
    „Ich will sie selbst sehen." Ben hatte einen entschlossenen Zug um den Mund. Sein Blick war herausfordernd, als müsse er seine Mutter beschützen.
    Seine Haltung gefiel Dorian insgeheim. „Weck sie aber nicht auf." Er öffnete die Tür, die zur Kammer mit der Waschmaschine führte. „Und du, Wildkatze, zieh dich aus."
    Chris zog bereitwillig seine Jacke aus. „Mein Lehrer hatte letzte Woche Grippe. Wir hatten eine Vertretung. Die hatte rotes Haar und konnte sich unsere Namen nicht merken. Ist Mom morgen noch krank?"
    „Nicht mehr so krank wie heute." Dorian fand Waschpulver und studierte den Mechanismus der Waschmaschine.
    „Mom kann meine Buntstifte benutzen." Chris ließ sich auf den Boden plumpsen und zog seine Stiefel aus. „Und wir lesen ihr Geschichten vor. Sie liest auch immer Geschichten, wenn ich krank bin."
    „Das wird ihr bestimmt gefallen."
    „Wenn es ihr morgen besser geht, dürfen wir dann wohl ins Kino? Sie hat uns für Samstag Kino versprochen."
    „Ich weiß nicht." Als Dorian sich umdrehte, stellte er fest, dass der Kleine ihn beim Wort genommen und sich bis auf die Haut ausgezogen hatte. Sein kräftiger kleiner Körper war mit Schmutzflecken und einer Gänsehaut bedeckt. Dorian zog ein Handtuch aus dem Trockner und hüllte den Jungen darin ein.
    „Du brauchst ein Bad."
    „Ich hasse Bäder." Chris blickte Dorian beschwörend an. „Ich hasse sie wirklich."
    „Das Problem ist nur, du hattest recht." Dorian stopfte die restlichen Kleidungsstücke in die Maschine und schloss den Deckel. „Du passt wirklich nicht in die Waschmaschine."
    Lachend hob Chris in einer unbeschwert
    gefühlsmäßigen Geste die Arme, der sich Dorian nur noch überwältigt fügen konnte. Er hob ihn hoch.
    Himmel, dachte er, als er Chris an sich drückte, ich habe über dreißig Jahre gebraucht, um die Dinge in den Griff zu bekommen, und nun werde ich wegen eines Sechsjährigen mit Dreck im Gesicht schwach.
    „Und wegen des Bades: Du hast doch bestimmt ein Boot oder so etwas, mit dem du dabei spielen kannst."
    Resigniert ließ sich Chris ins Unvermeidbare tragen. „Ich mag Lastwagen lieber."
    „Dann also einen Lastwagen."
    „Auch drei?"
    „Wenn du dann auch noch Platz hast." Bei der Badezimmertür stellte er Chris wieder auf den Boden. „Aber ruhig, okay?"
    „Okay", gab Chris flüsternd zurück. „Hilfst du mir beim Haarewaschen? Ich kann es schon fast allein."
    Dorian dachte an die Arbeit, die auf seinem Schreibtisch wartete. „Also gut. Fang schon mal an."
    Babysitting, das gehörte nun wirklich nicht zu seinem Job. Er warf einen Blick auf Bens geschlossene Tür. Sollte er den Jungen sich selbst überlassen und sich der weniger komplizierten Aufgabe zuwenden, Chris' Haare zu waschen? Er verwünschte sich selbst, als er den Korridor hinunterging und anklopfte.
    Der Junge hockte auf dem Bett, eine ganze Armee kleiner Männer vor sich.

    „Hast du deine Mutter gesehen?"
    „Ja, und ich habe sie nicht geweckt." Er ließ zwei der Männer aufeinanderprallen. „Ich glaube, sie ist ziemlich krank."
    „Sie muss einfach nur ein paar Tage im Bett bleiben." Dorian setzte sich neben ihn und ergriff einen der kleinen Männer.
    „Einmal kam ich aus der Schule, und sie lag auf der Couch, weil sie sagte, sie habe Kopfschmerzen.
    Aber ich wusste, dass sie nur geweint hatte."
    Um Worte verlegen, stellte Dorian zunächst einmal zu jedem von Bens Männern einen weiteren. „Auch Moms müssen manchmal weinen. Das muss jeder, wirklich."
    „Männer nicht."
    „Doch, manchmal schon."
    Ben überdachte das, schien aber nicht ganz überzeugt zu sein. „Hat Mom wieder geweint?"
    „Dieses Mal ist sie einfach nur krank. Ich

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