01 - Suche bissigen Vampir furs Leben
heute Abend die Gelegenheit haben, sich unter Leute zu mischen, neue Bekanntschaften zu machen und so zu tun, als sei es für Sie das Normalste auf der Welt, sich inmitten einer Schar von gebürtigen weiblichen Vampiren zu bewegen. Das wird sie trotz der Hautfarbe gleich viel attraktiver erscheinen lassen. Und das wiederum sollte mir eine große Hilfe dabei sein, Ihnen weitere Dates zu verschaffen.“ jedenfalls drückte ich mir dafür alle Daumen. „Denken Sie immer daran: Sie sind cool und lässig und - vergeben, zumindest heute Abend. Verhalten Sie sich desinteressiert. Und geheimnisvoll. Und was auch immer Sie tun - nicht blinzeln!“
„Das mit dem Blinzeln hab ich im Griff.“ Er blinzelte. „Größtenteils.“
Es hatte sich herausgestellt, dass das Blinzeln durch Schlafmangel verursacht wurde. Ich hatte die Wahrheit am Dienstag herausgefunden (nach einem weiteren schlaflosen Tag), als ich mir den Sonnenuntergang im Spiegel ansah, ins Bett gekuschelt. Meine Augenlider waren plötzlich dermaßen ausgeflippt, dass ich von dem Ganzen am Ende überhaupt nichts mitbekommen hatte.
Es schien also so, dass Francis, der sich inzwischen von seinem Wochenende bei der NASA vollkommen erholt zu haben schien, diese lästige Angewohnheit weitgehend abgelegt hatte, wohingegen ich ..
Blinzel.
Na, Sie können es sich sicher vorstellen.
„Also, wie finden Sie's?“ Er trat einen Schritt zurück und breitete die Arme aus.
Ich musterte das Gesamtbild und lächelte. Und blinzelte. „Gefällt mir.“
Er strich mit der Hand über den schwarzen Seidenstoff seines Hemds. „Ich glaube fast, mir gefällt es auch. In den meisten Kleidungsstücken, die wir ausgesucht haben, fühle ich mich irgendwie steif und unwohl, aber das hier ist richtig nett.“ „Es ist mehr als nett. Es ist Gucci.“
Er runzelte die Stirn und schaltete in den Vampir-Modus um. „Wie teuer?“
„Stellen Sie sich nicht so an. Sie können es sowieso nicht behalten.“
„Ich möchte es aber gerne behalten.“
„Daraus wird nichts.“ Ich stopfte ihm das Preisschild unter die Manschette.
„Ich bring es gleich morgen wieder zurück. Passen Sie nur auf, dass Sie nicht kleckern.“
„Ich habe Ihnen doch gesagt, Sie sollen nicht kleckern.“ Ich stand im großen Ballsaal des New Canaan Country Club und beäugte den dunklen, klebrigen Fleck vorn auf Francis' neuem Hemd.
„Hab ich auch nicht. Jemand anders hat mich bekleckert. Das hab ich jetzt davon, dass ich mich in die Meute am Büfett vorgewagt habe.“ Er schüttelte den Kopf, fuhr sich mit der Hand durch die Haare und verstrubbelte die Frisur, die ich ihm in seiner Wohnung so sorgfältig zurechtgestrubbelt hatte.
„Ich hätte vorher essen sollen.“
Das Gefühl kannte ich. Mein eigener Magen hatte vor einer halben Stunde während eines Gesprächs mit der Vorsitzenden der heutigen Veranstaltung rebelliert. Ich muss wohl gar nicht erst erzählen, dass sie die Security in den Garten geschickt hatte, damit diese nach den Eindringlingen suchte, die das Fest mit ihrem Krach störten.
„Wo das Malheur jetzt schon mal passiert ist, haben Sie doch sicher nichts dagegen, sich noch einmal ins Getümmel zu stürzen und mir etwas Trinkbares zu besorgen?“
Er drehte sich um und starrte auf die Schlange von Gästen, die sich einmal um die gesamte Tanzfläche herumzog.
„Sie machen Witze, stimmt's?“
„Ich stehe so kurz davor, in Ohnmacht zu fallen, und Sie wissen, wenn ich abkratze, dann müssen Sie tatsächlich mit jemandem anderen außer mir reden.“
„Euer Wunsch ist mir Befehl.“
Die nächsten Minuten verbrachte ich damit, meine Umgebung genauer zu mustern, soweit das zwischen den Blinzelattacken überhaupt möglich war.
Ich gebe es wirklich nur ungern zu, aber wir Vampire verstehen es echt zu feiern. Ich persönlich stand ja mehr auf Outkast und Nelly, aber ich muss schon sagen, das riesige Orchester hatte den Tango voll drauf. Auf der Tanzfläche tummelten sich Designerkleider und kostspielige Anzüge. Über den Saal verteilt standen mit schwerem Leinen bedeckte Tische. Auf jedem von ihnen erhob sich ein großer, goldener Kerzenhalter, umgeben von frischen roten Rosen. Silberne Brunnen sprudelten alles heraus, von importiertem Champagner bis hin zu AB negativ. Ein verführerischer Duft nach teuren Parfüms, jeder Menge Geld und köstlich schwerem Blut lag in der Luft.
Ich hielt nach meinen Pärchen Ausschau und nahm zur Kenntnis, dass zwar nur zwei von ihnen tanzten, die anderen sich
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