01 - Suche bissigen Vampir furs Leben
sich in einem Meer der Sucht ab ... und ich finde, wir müssen uns überlegen, wie wir ihr da raushelfen können. Ich meine, wir sind schließlich ihre besten Freundinnen. Es ist unsere Pflicht, sie zurückzuhalten, wenn sie am Rande der Selbstzerstörung steht.“
Nachdenkliche Pause. „Ich ruf dich zurück, wenn mir was eingefallen ist. Oh, und ich hoffe, deine Arbeit läuft gut.“ Klick.
Ich löschte die Nachricht und wartete auf Nummer drei.
„Hier ist noch mal Nina. Wo bist du? Du musst unbedingt diese Tasche sehen.
Ich war kurz bei Nina und hab sie ihr gezeigt, sie ist ausgeflippt, wie immer.
Sie hat wohl zu lange auf ihre Kalkulationsbögen gestarrt. Offenbar weiß sie ein Kunstwerk nicht mal dann zu würdigen, wenn sie es sieht. Ich glaube, sie ist vollkommen verkrampft. Sie ist ja praktisch die ganze Nacht in ihrem Büro eingesperrt. Ich finde, wir müssen sie vor sich selber retten, bevor es zu spät ist. Vielleicht können wir uns ja in ihr Büro schleichen, ihren Computer anschmeißen und ihr einen Bildschirmschoner mit der neuesten Dolce & Gabbana-Werbung draufspielen.
Das ist die mit dem Top aus Silberlame und den Hüftjeans mit den Nieten und ...“
Das Taxi blieb vor dem Haus stehen, in dem ich wohnte, als ich gerade Nachricht Nummer zehn löschte - ein detaillierter Plan von Nina Zwei, wie wir Nina Eins aus dem Waldorf entführen und zu einem Treffen der Anonymen Kaufsüchtigen schleppen könnten.
Meine Wohnung lag in einem renovierten Mehrfamilienhaus an der Eastside von Manhattan. Das Gebäude war dunkel und ruhig. Es gab keinen Pförtner, der mir aus dem Taxi helfen und den Fahrer an meiner Stelle hätte bezahlen können. Keinen Mann am Empfang, der bereitgestanden hätte, um meine Taschen zu tragen und den Knopf des Aufzugs zu drücken. Es gab nicht mal nen Aufzug, Punkt. Nur ein paar Treppen, die in den fünften Stock hinaufführten, in einen langen Korridor mit nur zwei Türen, einer auf jeder Seite.
Ich hatte die Frau von gegenüber noch nicht kennengelernt, aber ich hatte gehört, dass sie Buchhalterin war. Single. Keine Kinder. Keine Haustiere. Sie roch nach billigem Parfüm und hatte eine Vorliebe für thailändisches Essen.
An meiner Tür blieb ich stehen; wieder kribbelten meine Ohren.
„... nun weitere Nachrichten aus dem Inland. Die Anzahl vermisster Frauen steigt nach wie vor an. Vor drei Tagen erst verschwand Candace Flowers aus ihrem Haus in der Nähe von Chicago. Das ist jetzt schon die neunte Frau, die allein während der vergangenen zwei Monate in der Windy City spurlos verschwunden ist. Eine erschreckend hohe Anzahl, die sogar die jüngste Serie von Entführungen in Los Angeles noch übertrifft. .“
Sogar wenn sie schlief, lief auf ihrem Fernseher CNN, der Ton war gedämpft, um die Nachbarn nicht zu stören. Aber ich war nun mal nicht das durchschnittliche Mädchen von nebenan, und ich hörte alles laut und deutlich. Chrrrrr ...
Ach ja, schnarchen tat sie auch.
Ich steckte meinen Schlüssel ins Schloss, drehte ihn herum, drehte dann am Türknauf und drückte auf den Lichtschalter gleich hinter der Tür. Warmes, gelbes Licht stieß die Schatten zurück.
Die Bude war ungefähr so groß wie mein Kleiderschrank im Penthouse meiner Eltern drüben an der Park Avenue - sie hatten immer noch ihre Wohnung in der Stadt, obwohl sie mittlerweile die meiste Zeit auf ihrem Besitz in Connecticut verbrachten. Ich fand es eher anheimelnd als klein.
Gemütlich.
Schon gut, schon gut. Es war winzig, aber es gehörte mir ganz allein - zumindest bis zum Ende des Monats - und es lag nur ein paar Blocks von Dead End Dating entfernt.
Natürlich bedeutete „mir ganz allein“ mir ganz allein. Also kein Ewiger Gefährte. Kein Freund. Kein platonischer Zimmergenosse. Nicht mal eine Katze.
Nicht dass ich irgendwas davon gewollt hätte. Mit meinem Leben war ich glücklich. Äußerst glücklich. Unglaublich, wahnsinnig glücklich.
Ja, ja. Ich geb's ja zu, so glücklich bin ich gar nicht. Aber ich arbeite dran.
Zuerst meine Karriere, dann mein eigenes Liebesleben (ein Ewiger Gefährte, der mich anbetet, und ein halbes Dutzend Mini-Vampire mit meinem Sinn für Stil).
Ich legte meine Tasche auf einen kleinen antiken Telefontisch, den ich meiner Mutter abgeschwatzt hatte, als ich vor ein paar Wochen ausgezogen bin.
Zusammen mit einem Sofa und zwei Stühlen. Leider nahm das Sofa mein halbes Wohnzimmer ein, ich hatte die Stühle aus Platzmangel zurückgeben müssen. Meine Eltern hatten
Weitere Kostenlose Bücher