01 - Suche bissigen Vampir furs Leben
während der OQ alles Wichtige über eine Frau aussagte. Sie müssen eines wissen: Weibliche gebürtige Vampire können einen Höhepunkt nicht einfach vortäuschen. Sie müssen tatsächlich einen Orgasmus erleben, der dann eine Eizelle freisetzt, womit die Chance auf eine Empfängnis besteht. Also - je mehr, umso besser.
„Ich kann nicht klagen“, berichtete ich ihm.
Er warf mir einen ernsten Blick zu. „Ich brauche eine Zahl.“
„Zwei vielleicht.“ Er runzelte die Stirn. „Oder drei, oder vier.“ Ich wollte ihn nicht ermutigen. Aber auf der anderen Seite hatte auch ich meinen Stolz, und offenbar war es überaus bedeutsam, wie leistungsfähig frau auf dem Gebiet „stöhn - keuch - ich komme!“ war.
„Sagen Sie mal, spielen Sie eigentlich Golf? Mein Vater hat da so eine ganz neue Technik ...“ Es gelang mir, Wilson abzulenken, und ich verbrachte weitere fünfzehn Minuten damit, meinen Vater und seine Golfschläger zu bewundern.
Aber hey, das war doch immer noch besser, als mit Wilson über multiple Orgasmen zu plaudern.
„Ich denke, wir sollten langsam mal anfangen“, verkündete mein Vater schließlich und stopfte seinen Driver in eine Golftasche aus rotem Leder.
Alle Umstehenden brachen in beifälliges Gemurmel aus. Ich stimmte ein, begierig, den ganzen Abend so schnell wie nur möglich hinter mich zu bringen. Während der Jagd würde ich mich möglichst im Hintergrund halten, wie immer, und meine Brüder würden eifrigst mitmachen, wie immer, und in null Komma nix wäre ich wieder auf dem Weg zurück in die Stadt.
„Ich finde, wir sollten heute Abend mal neuen Schwung in die Sache bringen“, sagte mein Vater, als er seine Golfschläger in eine Zimmerecke rollte. „In den letzten Monaten war Jack acht Mal dran.“
Mein jüngster Bruder zuckte die Achseln und drehte seinen Kopf zur Seite, damit Tammy einen Tropfen Wein in seinem Mundwinkel abtupfen konnte.
„Das stimmt. Warum muss immer ich dran sein?“
„Weil du beim Hölzchenziehen eine absolute Niete bist“, erwiderte Max.
„Beim Hölzchenziehen geht es nicht um Geschicklichkeit. Das ist pures Glück.“
„Und davon hast du nun mal am wenigsten in der Familie.“
„Jungs.“ Mein Vater blickte seine Söhne finster an, und sie wurden still. „Ich denke, es ist nicht fair, dass Jack nicht mitjagen und auch seinen Spaß haben konnte, deshalb habe ich mir überlegt, dass wir uns einfach abwechseln.“
Mein Magen rutschte mir in die Kniekehlen, noch bevor mein Vater seine Aufmerksamkeit mir zuwandte. „Und da es schon eine Ewigkeit her ist, dass Lil einmal dran war, dachte ich, wir fangen mit ihr an.“ Mein Dad lächelte, während ich betete, ein Blitz oder so was Ähnliches möge mich direkt mitten in meine plötzlich wie abgeschnürte Brust treffen. „Du bist dran, Schätzchen.“
Ich hasste es, dran zu sein.
Okay, „hassen“ war ein viel zu milder Ausdruck. Ich hasste Ausverkäufe bei Fendi und Kerle, die pfeifen, wenn eine Frau an einer Baustelle vorbeigeht.
Und ich hasste Angelina Jolie von ganzem Herzen. Na gut, vielleicht wäre
„beneiden“ das bessere Wort, wenn es um Angie geht. (Habe ich schon erwähnt, dass ich Troja acht Mal gesehen habe und Mitglied in Brads Fanclub bin, mit Mitgliedsausweis und allem Drum und Dran?) Jedenfalls, was ich sagen wollte: Das Wort „hassen“ kam dem, was ich empfand, nicht einmal nahe. Abgesehen von einem Job bei Moe's war „dran sein“ mein ultimativer Albtraum. Das letzte Mal, als ich das kurze Hölzchen gezogen hatte, hat es mir am Ende drei abgebrochene Fingernägel, eine Gehirnerschütterung und eine vollständig ruinierte Bluse von Christian Dior eingebracht.
Sie müssen wissen, der Vampir, der dran ist, ist derjenige, der die Pfeife um seinen (oder ihren) Hals tragen muss. Man nennt ihn auch den Gejagten. Oder den, der mit Lichtgeschwindigkeit von blutdürstigen Brüdern umgerannt wird, die zum Äußersten entschlossen sind und nach zusätzlichen freien Tagen von Moe's Haus der gähnenden Langeweile gieren.
Zugegeben, die Gehirnerschütterung war im Schlaf wieder geheilt. Aber bei der Bluse ging das nicht so einfach. Wir reden hier über ewigen Tod und Zerstörung und ein Riesenloch in meinem Dispo. Denn ich musste sie natürlich ersetzen.
Ich ging ein bisschen schneller, bog um die Ecke und ließ die Vorderseite des Hauses hinter mir, den Startpunkt, wo die an deren gerade die Zeit totschlugen, um mir einen ausreichenden Vorsprung zu verschaffen. Ich betrachtete
Weitere Kostenlose Bücher