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01 - Tage der Sehnsucht

01 - Tage der Sehnsucht

Titel: 01 - Tage der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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Gewand aus grünem
Krepp, das ihr wie angegossen saß. Dünne Seidenbänder aus Altgold, die letzten
Reste, der Schlafzimmervorhänge, umsäumten Ausschnitt und Ärmel. Ihre
Handschuhe aus weißem Glacéleder, die bis zum Ellenbogen gefältelt waren,
entsprachen der letzten Mode. Auch ihr durchbrochener und geschnitzter Fächer
aus Elfenbein war neu. Die Stäbe und das Gitterwerk waren im Rokokostil
gehalten, das beidseitig bemalte Papier geglättet, um ihm Glanz zu verleihen,
eine Technik, die es nur bei französischen Fächern gab. Ein recht teurer
Schnickschnack, dachte der Earl und fragte sich, ob vielleicht ein Verehrer ihn
ihr geschenkt haben könnte.
    »Brummell ist eine
Landplage«, murmelte Mr.-Masters. »Er ist immer hinter was Jungem her.
Der Prinz von Wales macht keiner Frau den Hof, die nicht vom Alter her seine
Großmutter sein könnte. Brummell dagegen schaut kein weibliches Wesen an, das über
zwanzig ist.«
    Mr. Brummell wurde
allgemein als sehr schöner Mann gepriesen, aber eigentlich war er bloß hübsch.
Er hatte eine sehr helle Haut und feines hellbraunes Haar, das in Locken gelegt
und pomadisiert war. Leider war seine Nase plattgedrückt, seit ihn vor mehreren
Jahren ein Pferd getreten hatte. Erlesene Kleidung unterstrich seine schlanke
Figur. Er war ein Verfechter »sehr feiner Leinenunterwäsche und des Gebrauchs
von Wasser«. So hatte er viel dazu beigetragen, die Luft der Ballräume von den
durchdringenden Gerüchen zu befreien, die von der Unterwäsche vom letzten Monat
und dem Bad im vergangenen Jahr herrührten.
    Fiona sagte selber
nichts, sondern lächelte nur süß und hörte dem Geplauder des Schönlings mit
schmeichelhafter Aufmerksamkeit zu.
    »Wie werden wir ihn
los?« murmelte Mr. Masters.
    »Ganz leicht«,
erwiderte Lord Harrington. Er schritt nach vorn und klopfte Brummell auf die
Schulter. »Lord Amber poltert schon die Treppe herauf«, sagte er. »Er will dich
sehen, George. Er hat doch neulich nachts fünfhundert Pfund von dir gewonnen
und hält den Schuldschein fest an die Brust gedrückt.«Mr. Brummell hob die
Augenbrauen, die zu einer dünnen Linie ausgezupft waren. »Ihr Diener, Miß
Sinclair«-, murmelte er, um nach wenigen Sekunden in der Menge unterzutauchen.
    »Miß Sinclair, darf
ich Ihnen Mr. Masters vorstellen?« sagte nun der Earl. »Mr. Masters, Miß
Sinclair.«
    Mr. Masters hatte
sehr große blaue Augen. Während er Fiona mit offenem Mund anstarrte, weiteten
sie sich immer mehr. Ein paar Schritte hinter Fiona stand Mr. Sinclair und
blickte störrisch zu Boden, während Mr. Pardon ihm etwas ins Ohr flüsterte.
Lord Harrington fing allmählich an, sich über die staunende Bewunderung seines
Freundes zu ärgern, ja, über seine Anwesenheit überhaupt - eigentlich
störte ihn jeder im Raum.
    Fiona war
mittelgroß, Lord Harrington dagegen gut einen Meter achtzig. Durch das Drängeln
der Gäste in seinem Rücken wurde der Earl noch mehr zu Fiona hingeschoben. Die
Nähe ihres Körpers und die Art, wie sie ihm in die Augen sah, machten ihn
nervös.
    »Was halten Sie von
unserem berühmten George Brummell?« fragte der Earl. »Finden Sie seine
geistreiche Art auch so umwerfend?«
    »Ich halte ihn
nicht für besonders, witzig«, meinte Fiona. »Er besitzt einen gewissen
trockenen Humor, wodurch alles, was er sagt, komisch klingt. Aber sehr wenig
davon verdient es, weitererzählt zu werden. Es erinnert an gewisse sehr leichte
Weine, die auch keinen Transport vertragen. Eigentlich ist mir sein Wesen
geradezu unbehaglich. Denn ich spüre, dass er insgeheim kalt und hart ist.«
    Mr. Sinclair, der
wie gesagt ein paar Schritte hinter Fiona gestanden hatte und eben Mr. Pardon
losgeworden war, näherte sich ihr, während sie sprach.
    Der Earl lächelte
und verbeugte sich. »Darf ich Ihnen mein Kompliment zu Ihrem wunderbaren
Aussehen machen, Miß Sinclair?« sagte er. »Entschuldigen Sie mich jetzt bitte!«
Er verbeugte sich nochmals und entfernte sich. Den verwirrten Mr. Masters zog
er hinter sich her.
    »Warum hast du bloß
all das Zeug über Brummell von dir gegeben?« zischte Mr. Sinclair. »Ich habe
ausdrücklich darauf hingewiesen, dass du mit klugem Gerede nur Abscheu bei
Harrington hervorrufen würdest. Außerdem, ich bin zwar noch nicht lange in
London, aber das erste, was ich begriffen habe, ist, dass man Brummell besser
nicht kritisiert.«
    Fiona drehte sich
um und sah ihn an. Ihre grauen Augen zeigten keinerlei Ausdruck. Dann drängten
sich andere Verehrer heran, und

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