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01 - Tage der Sehnsucht

01 - Tage der Sehnsucht

Titel: 01 - Tage der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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die
Tochter von Mr. Sinclair. Ich war das Mündel seines Bruders Jamie Sinclair.
Dieser Bruder war eine Art frommer Wüstling. Er holte mich aus dem Waisenhaus
und brachte mir bei, wie sich eine Dame benimmt. Zwar ließ er sich nichts
zuschulden kommen, aber ich spürte, dass er kaum die Hände von mir lassen
konnte, schon als ich erst dreizehn war. Ich wußte, er wollte mich zur Frau
haben. Ich dagegen war entschlossen, bei ihm gerade so lange zu bleiben, wie
ich es ertragen konnte. Die Angst vor der Armut half mir durchzuhalten, die
Angst, wieder ohne Namen zu sein, Furcht vor Kälte und Hunger. Sie kennen das,
Mr. Rainbird.«
    »0 ja, gnädiges
Fräulein«, sagte Rainbird traurig, »ich kenne das.«
    »Als Mr. Jamie
Sinclair starb und ich in die Obhut seines Bruders kam, hatte ich nichts
dagegen. Mr. Roderick Sinclair ist freundlich, er hat nur kein Geld. Ein
Geizhals ist er aber nicht Das haben wir uns nur so ausgedacht, um unsere
schäbige Aufmachung zu erklären und damit ich unter so viel Freiern wie möglich
wählen kann ... Auf dem Weg in den Süden zwang uns ein Sturm, die
Gastfreundschaft in einem Haus in Anspruch zu nehmen, wo auch Lord Harrington
wegen des Unwetters festsaß. Er war der erste Mann, der mir sagte, dass ich
eine Schönheit sei und dem ich das wirklich abnahm. Mr. Jamie hatte mir so oft
erzählt, ich sei hässlich, dass ich überzeugt war, er habe recht. Aber Lord
Harrington traf seine Feststellung in einem so kühlen, unbeteiligten Ton, dass
ich ihm schließlich Glauben schenkte. Dazu trug übrigens auch bei, dass seine
Augen stets auf meinem Gesicht ruhten und nicht mit gierigen Blicken zu meinem
Körper abirrten, wie das bei anderen Männern meist der Fall ist. Ich fing
Feuer, traute aber meinem Gefühl noch nicht restlos ... Ich ahnte, dass unser
Gastgeber während der Nacht über mich herfallen wollte. Den Mut dazu schöpfte
er wohl aus dem Umstand, dass er mich gesellschaftlich weit unter sich einstufte.
Da gab es ja für ihn keine unangenehmen Konsequenzen. Vorsichtshalber habe ich
deshalb mit Mr. Sinclair das Zimmer getauscht. Es macht mir stets Spass, den
Leuten vorzugaukeln, wie dumm und zerstreut ich bin. So hat mir auch Mr.
Sinclair geglaubt, als ich vorgab, die Farbe meines Schlafzimmers gefalle mir
nicht ... Ich konnte hören, was nebenan vor sich ging. Tatsächlich kam Mr.
Pardon nach einiger Zeit herein und warf sich, im Glauben, dass ich darin sei,
auf Mr. Sinclairs Bett ... Im Gegensatz zu Mr. Pardon mit seinen gierigen
Händen, seinen geilen Blicken und seinem heißen Atem erschien mir Lord
Harrington wie ein Engel. Ich verklärte ihn in meiner Vorstellung so sehr, dass
ich schließlich ,überzeugt war, ein so feiner und vornehmer Mann werde mir
meine ärmliche Herkunft nicht zum Vorwurf machen, wenn er mich nur wahrhaft
liebte ... Aber er ist wie alle anderen«, fuhr Fiona fort und schlug sich an
die Brust. »Eine Andeutung über das Waisenhaus sollte ihn, wie ich hoffte, dazu
veranlassen, alles über mich in Erfahrung zu bringen. Ich träumte davon, dass
er dann zu mir kommen und sagen werde, es mache ihm nichts aus... Aber, Mr.
Rainbird, ich bin ja so jung und dumm ...«
    Ein heftiges
Schluchzen schüttelte sie. Rainbird griff mit beiden Armen nach ihr, drehte sie
zu sich herum und hielt sie ganz fest, wobei er sie leise wiegte und sagte:
»Still, Miß Fiona. Bitte weinen Sie nicht! Ich werde mich um Sie kümmern.«
    Der arme Rainbird
war erschüttert. Aus der kühlen und schönen Miß Sinclair war ein schluchzendes,
verlorenes Kind geworden. Sein Herz schmolz vor Mitleid.
    Fiona schluckte
noch ein paarmal und trocknete sich dann die Tränen. »Ich wäre lieber ein
Dienstbote geworden und arbeitete für Sie, Mr. Rainbird«, sagte sie.
    »Nein, gnädiges
Fräulein«, erwiderte Rainbird ernst, »das wäre nicht das Richtige. Sie lieben
Lord Harrington, und ich bin überzeugt, dass er Sie auch liebt. Wer täte das
nicht?«
    »Dieser stolze Lord
hat mich gedemütigt«, sagte Fiona mit halb erstickter Stimme. »Mich so zu
küssen und kein Wort von Liebe zu sagen. Das werde ich ihm nie verzeihen. Nie!«
    »Wenn ich Ihnen nur
helfen könnte«, sagte Rainbird kläglich.
    »Ach, Mr. Rainbird,
mein Anfall ist schon vorüber«, sagte Fiona leichthin. »Setzen wir unsere
Masken wieder auf! Wir sind zu Hause.«
    »Ja, gnädiges
Fräulein. Und ich werde zu keiner Menschenseele darüber sprechen. Möchten Sie, dass
wir uns auch weiterhin etwas für Sie ausdenken?«
    »Nein,

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