01-Unsterblich wie die Nacht-redigiert-25.10.12
haben.«
»Jawohl, Prinz.« Henry machte sich sofort auf den Weg.
Nun wandte sich Alexander dem Rest der Anwesenden zu.
»Ihr habt nichts zu befürchten.«
Das Geflüster, die Unruhe im Raum erstarb. Die Angst war zwar nicht verschwunden, aber man hörte Alexander aufmerksam zu.
»Es ist nur ein Mann«, fuhr Alexander mit ruhiger, selbstbewusster Stimme fort, »aber es spielt keine Rolle, ob es zwei, zehn oder hundert sind. Wir sind schon mit Schlimmerem fertig geworden. Einige von euch waren damals dabei, andere wurden erst später geboren. Aber eins ist sicher: Wir haben das Zeitalter der Vampirjäger nicht beendet, um nun dabeizustehen und zuzusehen, wie ein neues anbricht!«
Die Stimmung war merklich entspannter, als Alexanders Blick nun die Runde machte, und er sah Vertrauen in den Mienen der Anwesenden.
»Heute Abend haben wir eine Genossin zu bestatten. Aber morgen wird aus dem Jäger ein Gejagter.«
James trat an seine Seite und nickte seinen Leuten zu. Diener gingen herum und servierten Gläser mit einer leuchtend roten Flüssigkeit.
James hob sein Glas. »Auf unseren Clan!«
Alexander folgte mit einem weiteren Toast: »Auf unsere Rasse!«
Dann kam die Antwort aller Anwesenden, der uralte Trinkspruch: »Auf die Auserwählten!«
»Alles ist für heute Nacht bereit. Ich hätte mir so gerne das Gelände draußen angesehen, wo man den Scheiterhaufen errichtet hat. Aber James will mich nicht mal aus dem Haus lassen!«, beschwerte sich Margaret, die Herzogin von Atholl, bei Alexander. Sie hatten sich in die Bibliothek zurückgezogen.
James bot Alexander das Sofa vor dem großen Fenster an. Dann ging er zu seiner zornigen Frau.
»Margaret, es ist nur zu deinem eigenen Schutz, das weißt du doch.«
Margaret hob skeptisch die Braue, dann versuchte sie, an Alexander zu appellieren.
»Alexander, mein Lieber, du kennst mich schon so lange. Was glaubst du? Bin ich in der Lage, unbehelligt zum Wald und wieder zurück zu gelangen?«
Alexander musterte die beiden und kam zu dem Schluss, dass es das Beste war, sich aus ihren ehelichen Streitigkeiten herauszuhalten.
»James weiß schon, was er tut, Margaret.«
»Ach, wie diplomatisch. Und wie öde! Du wirst aber auch immer langweiliger, Alexander. Jetzt führst du dich schon auf wie ein Clanführer.«
Alexander lachte, James schnaubte.
»Aber das ist Alexander nun mal, meine Liebe. Und langweilig ist das keineswegs. Was glaubst du, was Isabelle und Ismail sagen würden, wenn sie hörten, dass du sie als langweilig bezeichnest!«
»Na, dann eben nicht langweilig. Aber zu ernst. Viel zu ernst.«
»Dies sind nun mal ernste Zeiten, Margaret.« James klang so besorgt, dass seine Frau zu ihm eilte und seine Hand nahm.
»Ich weiß, Liebling. Nun, ihr habt sicher jede Menge zu besprechen, du und Alexander. Ich lasse euch jetzt also am besten in Ruhe.«
Alexander sah, wie James’ Blick weich wurde und seine Haltung sich entspannte. Sein Freund hatte sich innerhalb von Sekunden von einem besorgten Clanführer in einen bis über beide Ohren verliebten Ehemann verwandelt, und Alexander beneidete ihn darum. Er hatte das Alleinsein satt - eine an sich schon erstaunliche Erkenntnis. Er war doch immer gern allein gewesen. Nein, das stimmte nicht. Als Helena noch lebte, war er nie allein gewesen … aber seit sie ihn verlassen hatte, war ihm seine eigene Gesellschaft genug gewesen. Doch das schien sich nun zu ändern.
»Bis heute Abend, Alexander.« Margarets Stimme riss ihn aus seinen Gedanken.
»Bis heute Abend«, sagte er zerstreut, aber sie hatte das Zimmer bereits verlassen.
»Ich werde eine Liste möglicher Vampirjäger zusammenstellen.« James ging um seinen wuchtigen Schreibtisch herum und begann in den Schubladen zu wühlen. »Leider haben wir bis jetzt noch kaum Anhaltspunkte.«
Alexander trat ans Fenster und blickte nach draußen. Ein Pferdeknecht führte einen weißen Hengst über den Hof.
»Mach dir darüber keine Gedanken, James. Schreib einfach. Irgendwo müssen wir ja anfangen. Und wir werden den Mistkerl schnappen.«
James, der endlich Papier und Stift gefunden hatte, nickte.
»Dass er nicht arm ist, wissen wir. Das verrät uns der Stofffetzen, der an einem Ast hängen blieb. Was bedeutet, dass wir entweder nach einem wohlhabenden Geschäftsmann oder einem Adligen suchen.«
»Woher konnte er wissen, dass sie ein Vampir war?«, fragte sich Alexander laut. Er wandte sich vom Fenster ab und blickte den Herzog an, der eifrig etwas
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