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010 - Skandal in Waverly Hall

010 - Skandal in Waverly Hall

Titel: 010 - Skandal in Waverly Hall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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muß noch jemand in den Ställen gewesen sein", erklärte er hartnäckig.
    Willie sah ihm in die Augen. „Ja, Sir, es war an jenem Morgen noch jemand da. Drei Pferdeknechte haben ihn gesehen."

    Dominick richtete sich hoch auf. „Heraus damit, Mann."
    „Patrick Collins war ebenfalls hier, Mylord."

20. KAPITEL
    Anne war erschöpft. Sie hatte die erste Nacht in Rutherford House schlecht geschlafen. Die Erkenntnis, daß ihr jemand schaden wollte, und die erneute Bestätigung für Dominicks Heimtücke hatten sie nicht zur Ruhe kommen lassen. In jedem Knarren des Hauses, jedem Heulen des Windes und Rauschen der Bäume hatte sie einen Eindringling oder einen Geist vermutet.
    Unzählige Menschen, die sie nicht kannte, waren in ihren Träumen aufgetaucht, Leute mit groben, drohenden Gesichtern und irren, verzerrten Mienen.
    Unglücklicherweise war eine der Gestalten, die sie in ihren Alpträumen verfolgte und verspottete, Dominick gewesen.
    Belle war natürlich noch nicht zurück. Die Zofe war erst gestern abend nach Waverly Hall abgereist. Caldwell hatte persönlich die heiße Morgenschokolade und die Tageszeitung herauf gebracht. Ein Hausmädchen ging Anne zur Hand und legte gerade ihr Morgenkleid bereit.
    Anne war noch im Bett. Sie nippte an ihrer Schokolade und wurde immer mutloser.
    Zwar war sie entschlossen, sich gleich heute morgen einen eigenen Anwalt zu suchen. Doch sie brachte keinen Schwung für diese oder eine andere Tätigkeit auf.
    Sie hörte, daß sich die Zimmertür öffnete.
    „Guten Morgen, Anne", sagte Dominick.
    Anne erschrak heftig, und die Schokolade schwappte über den Tassenrand. Braune Flecken bildeten sich auf dem weißen Leinen. „Dominick!"
    Er lächelte nicht, sondern betrachtete sie eindringlich, als wollte er ihre Gedanken lesen und ihr tief in die Seele schauen.
    Anne hatte das Gefühl, ihr Herz könnte jeden Moment zerspringen. Eine Mischung aus Wut und Verzweiflung erfaßte
    sie. „Wo kommst du denn her?"
    „Ich bin dir durch halb England gefolgt." Seine Stimme klang nicht spöttisch, sondern sehr ernst. „Ich möchte mit dir reden."
    Plötzlich erkannte Anne, daß sie in der entschieden ungünstigeren Position war. Sie lag noch im Bett und war nicht angezogen. Entschlossen stellte sie die Füße auf den Boden und schlüpfte in einen schlichten Morgenmantel, den Belle ihr vor ihrer Abreise besorgt hatte. Sie schloß den Gürtel so eng wie möglich und drehte sich zu Dominick. „Mach, daß du rauskommst!"
    Er kümmerte sich nicht um ihre Aufforderung, sondern wandte sich an das Hausmädchen. „Du kannst gehen."
    Die Bedienstete wollte das Zimmer sofort verlassen.
    „Halt", rief Anne, und das untersetzte Mädchen blieb mit aschfahlem Gesicht stehen. „Du bist noch nicht entlassen, Lizzie." Ihr Ton wurde milder. „Ich brauche deine Hilfe beim Ankleiden." Sie sah Dominick vernichtend an. „Verschwinde, habe ich gesagt."
    Ein spöttisches Lächeln glitt über sein schönes Gesicht. „Nicht bevor wir miteinander geredet haben - und zu einer Übereinkunft gekommen sind." Er sah Lizzie wieder an.
    „Geh sofort, wenn du deine Stelle in Rutherford House nicht verlieren willst."
    Lizzie floh aus dem Raum.
    „Das war absolut unangebracht!" rief Anne.
    „Ganz gleich, was ich getan habe oder in Zukunft tun werde, Anne - widersprich mir niemals in Gegenwart von Dienstboten!"
    Anne hütete sich, mit Dominick zu streiten, obwohl sie vor Zorn kaum noch an sich halten konnte. „Ich will nicht mit dir reden, Dominick. Weder jetzt noch später.
    Deshalb bitte ich dich erneut zu gehen."
    Dominick verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich lässig an den Türrahmen. „In Schottland ist etwas zwischen uns geschehen, Anne. Du kannst diese Tatsache - und mich - nicht einfach von dir schieben."
    Seine Worte brachten das Faß zum Überlaufen. „Du verdammter Kerl!" schrie Anne und verlor ihre restliche Beherrschung. „Schottland war nichts als eine Lüge - eine ganz gewaltige Lüge. Du hast mich benutzt, du Lump. Du hast mich eiskalt und erbarmungslos benutzt... Dein Herz ist genauso kalt, wie die Leute behaupten. Daß ich mich dazu hergegeben habe, dich erneut zu lieben ..." Sie konnte nicht weiter und erstickte beinahe an den eigenen Worten.
    Dominick richtete sich auf und eilte zu ihr. Seine Miene war wie versteinert.
    Anne merkte plötzlich, daß sie weinte - und daß Dominick sie umarmen und trösten wollte. Sie floh auf die andere Seite des Bettes. „Rühr mich nicht an, du

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