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010 - Skandal in Waverly Hall

010 - Skandal in Waverly Hall

Titel: 010 - Skandal in Waverly Hall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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er sich, was Willie herausgefunden hatte. „In diesem. Punkt stimme ich dir voll und ganz zu", erklärte er.

    Anne trat vom Schlafzimmerfenster zurück, denn eine zweirädrige Mietdroschke hielt vor Rutherford House an. Sie ärgerte sich selber, daß sie nach Dominick Ausschau hielt. Er hatte das Haus schon vor Stunden verlassen, lange vor dem Mittagessen. Jetzt war es Teezeit, und er war immer noch nicht zurück.
    Sie war merkwürdig apathisch und wußte nicht, was sie tun sollte. Heute morgen hatte sie sich aufgerafft und einen Anwalt aufgesucht. Doch der hatte sich geweigert, ihre Interessen zu vertreten, sobald er erfuhr, was sie von ihm wünschte.
    Rutherford war ein äußerst mächtiger Mann, und Dominicks Einfluß war ebenfalls nicht gering. Anne hatte gemerkt, daß es außerordentlich schwierig sein würde, einen Anwalt zu finden, der sie in einem Streit mit der Familie St. Georges vertrat.
    Gerade wollte sie sich vom Fenster abwenden, da stellte sie fest, daß Patrick aus der Droschke gestiegen war. Erleichtert atmete sie auf. Sie öffnete das Fenster, rief seinen Namen und winkte ihm zu.
    Patrick sah lächelnd zu ihr hinauf.
    Anne drehte sich um und eilte die Treppe nach unten in die prächtige Halle.
    „Bin ich froh, daß du gekommen bist!" rief sie, während Caldwell ihm Handschuhe, Stock und Hut abnahm.
    Patrick ging zu ihr, und sie schmiegte sich an seine Brust. Solch eine Umarmung vor dem Personal war zwar unschicklich, aber dies war schließlich ihr bester Freund.
    Erneut wurde Anne von widerstreitenden Gefühlen übermannt.
    „Was ist passiert? Weshalb bist du so durcheinander?" fragte Patrick. Er schob sie von sich und betrachtete prüfend ihr Gesicht. „Weshalb hast du Waverly Hall Hals über Kopf verlassen - ohne dich von mir zu verabschieden?"
    Anne sah, daß Caldwell mit versteinerter Miene an einem Marmortisch stehengeblieben war. Der Butler tat, als hätte er ihre Umarmung nicht bemerkt.
    Doch sie spürte, daß er diese Art von Begrüßung nicht billigte. „Bringen Sie uns bitte Tee in den Salon", sagte sie und hütete sich, Patricks Hand zu nehmen. Sie durchquerte die Halle, und der Vetter folgte ihr.
    Sobald sich die Tür des rot-gold eingerichteten Raums mit der illusionistischen Malerei an den Wänden und den herrlichen Fresken an der Decke hinter ihnen geschlossen hatte, faßte Patrick ihre Hände. „Was ist los, meine liebe Anne?" rief er.
    „Deine Nachricht hat mich sehr erschreckt."
    „Ich bin völlig verzweifelt", stieß Anne hervor. „O Patrick, ich bin solch ein Dummkopf gewesen."
    Er betrachtete sie aufmerksam und führte sie zur Couch. Gemeinsam setzten sie sich und hielten sich weiter an den Händen. „Der Lump hat es erneut getan, nicht wahr?"
    fragte er verbittert.
    Anne blickte auf ihre Schuhspitzen. „Ja. Aber mich trifft ebensoviel Schuld."
    Patrick fluchte laut. Anne war entsetzt, denn sie hatte solche Worte vorher nie aus dem Mund ihres Vetters gehört. Er sprang auf und lief mit gerötetem Gesicht verärgert auf und ab. „Du bist schon wieder auf diesen Kerl hereingefallen. Habe ich recht? Du hast dich erneut von seinem gewinnenden Lächeln, seinen schmeichlerischen Worten, seinen perfekten Manieren und seinem Charme verführen lassen."
    Anne hob den Kopf. „Ja", flüsterte sie.
    „Und er hat dich nur benutzt." „Ja."
    Patrick verzog gequält das Gesicht. „Wie konntest du, Anne!"
    „Bitte nicht", rief sie. „Ich fühle mich ohnehin schon elend genug."
    Er kehrte zu ihr zurück, setzte sich neben sie und zog sie in die Arme. „Wann begreifst du endlich, daß ich dich liebe, Anne? Daß ich dich niemals mißbrauchen könnte und immer für dich dasein würde?" fragte er heiser.
    Anne erschrak über sein Geständnis und stemmte sich gegen seine Brust. Er rührte sich nicht. Plötzlich wurde sie furchtbar besorgt. „Wir sind die besten Freunde, Patrick. Doch gleichgültig, was geschehen ist, ich bin mit Dominick verheiratet."
    Ein Muskel zuckte in seiner Wange. „Dominick interessiert mich nicht, Anne. Wenn du immer noch etwas für ihn empfindest, bist du ein hoffnungsloser Fall."
    Sie wandte sich verlegen ab. „Nein, das ist vorbei", antwortete sie gepreßt.
    „Trotzdem bin ich seine Frau."
    „Laß dich von ihm scheiden", sagte Patrick.
    Anne traute ihren Ohren nicht. Wie konnte Patrick ihr so etwas vorschlagen?
    Plötzlich fürchtete sie, daß er sie mit dem nächsten Atemzug bitten würde, seine Frau zu werden. „Das brächte ich niemals fertig",

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