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010 - Skandal in Waverly Hall

010 - Skandal in Waverly Hall

Titel: 010 - Skandal in Waverly Hall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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- und mit ihm. Der eigentliche Grund war Angst gewesen.
    Er hatte Angst vor sich selber und vor seiner Reaktion auf diese Frau.
    Nervös stemmte Dominick die Hände in die Taschen. „Guten Tag, Anne."
    Ihr kleiner Busen hob und senkte sich heftig. Und ihre blauen Augen funkelten.
    „Guten Tag, Dominick."
    Dominick hätte sich gern für alles entschuldigt, was er ihr angetan hatte, aber er wagte es nicht. „Du siehst gut aus", erklärte er schließlich zögernd. „Wie geht es dir?"
    Anne schob trotzig das Kinn vor. „Danke, es geht mir gut." Sie klang längst nicht so höflich und beherrscht wie er. „Wie nett von dir, daß du gekommen bist."
    Sie stottert in meiner Gegenwart nicht mehr, stellte er fest. „Du hast mich doch gewiß erwartet."
    „Nein, ich habe dich nicht erwartet. Bei dir weiß man nie, worauf man gefaßt sein muß", antwortete sie.
    Dominick merkte, daß er rot wurde. Er verstand, was in Anne vorging, und nahm ihr die Stichelei nicht übel. Trotzdem war er verärgert. „Ich hätte niemals die Beisetzung meines Vaters versäumt."
    Anne betrachtete seine Reitstiefel. „Wirklich nicht? Bist du sicher, daß du nicht auf dem Weg zu einem Jagdausflug warst?"
    „Ich brauche nicht Schwarz zu tragen, um den Tod meines Vaters zu betrauern, Anne. Ich war in Paris, als mich die Nachricht von seiner Krankheit erreichte, und bin so schnell wie möglich hergekommen."
    „Nun, ich hoffe, die Reise hat sich gelohnt", sagte sie verbittert.
    Dominick überlegte, ob sie von seiner neuen Geliebten wußte, einer französischen Schauspielerin. Hoffentlich nicht. „Du scheinst mir böse zu sein, Anne."
    „Ich bin dir nicht böse", antwortete sie rasch. „Weshalb sollte ich?"
    Er kniff die Augen ein wenig zusammen. „Du kannst dich nicht beklagen. Ich habe dich großzügig finanziell ausgestattet, und die Dienerschaft ist dir zweifellos ergeben. Du hast keinen Grund, verärgert zu sein."
    „Natürlich nicht!" rief Anne und verschränkte die Arme vor der Brust. „Schließlich sehnt sich jede Frau danach, von dem Mann ihrer Träume verführt und anschließend verlassen zu werden."
    „Ich habe dich geheiratet, Anne. Eines Tages wirst du Herzogin sein."
    „Welch ein Glück für mich", stieß Anne unter Lachen und Tränen hervor.
    „Es tut mir leid, wenn ich dich gekränkt habe. Das war nicht meine Absicht."
    „Welche Absicht hattest du dann, Dominick?" Sie sah ihn herausfordernd an.
    Ihm wurde richtig elend. „Ich hatte die Absicht, Felicity zu heiraten, wie es die Familie von mir erwartete. Und was hattest du vor?"
    Anne wurde dunkelrot. Abrupt wandte sie sich ab und wollte gehen.
    Dominick hielt sie blitzschnell fest und drehte sie zu sich. Gleich darauf ließ er ihren Arm wieder los. „Keine Sorge, ich werde nicht bleiben", sagte er, als sie ihn argwöhnisch ansah. „Ich will mich nicht in dein Leben einmischen. Nichts wird sich ändern."
    „Dann ist es ja gut", antwortete Anne und kehrte ihm erneut den Rücken zu. „Ich habe nämlich nicht die Absicht, dich wieder in mein Leben zu lassen." Damit eilte sie aus dem Raum.
    Dominick blickte ihr nachdenklich nach.
    Die Trauergäste waren im Blauen Salon versammelt. Fast alle wandten sich zur Tür, als Dominick den Raum betrat. Er entdeckte Anne sofort. Sie stand mit ihrem Vetter Patrick auf der anderen Seite des Raums. Unwillkürlich fiel ihm auf, wie gut die beiden zusammenpaßten. Patrick war blond und sah sehr gut aus.
    Sein Blick schweifte weiter. Seine Mutter war von zahlreichen Gästen umgeben. Es war ihr nicht anzusehen, ob sie sein Kommen bemerkt hatte. Dominick zögerte unmerklich. Er wollte Ciarisse als erste begrüßen, unterbrach aber ungern ihre Unterhaltung.
    Der Pfarrer kam ihm zur Hilfe. Er ergriff seine Hand und schüttelte sie kräftig. „Wie schön, Sie wiederzusehen, Mylord. Es tut mir unendlich leid, daß es unter diesen schmerzlichen Umständen geschieht."
    Dominick nickte und stellte fest, daß der Vikar ziemlich betrunken war. Die Nasenspitze des Geistlichen leuchtete rot. Offensichtlich hatten die Diener vor dem Essen großzügig Sherry als Aperitif angeboten. „Danke, Mr. Almer."
    „Werden Sie jetzt hierbleiben, Mylord? Gewiß haben Sie vor, die Verwaltung dieses herrlichen Landgutes persönlich zu übernehmen. Was nicht heißen soll, daß Ihre Gattin keine ausgezeichnete Arbeit geleistet hätte ..."
    „Nein, ich bleibe nicht", erklärte Dominick ausdruckslos. Offensichtlich war der Pfarrer so betrunken, daß er nicht

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