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010 - Skandal in Waverly Hall

010 - Skandal in Waverly Hall

Titel: 010 - Skandal in Waverly Hall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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beinahe. Ebenso sein Zorn. Die Tatsache, daß er Anne geheiratet hatte, daß sie seinen Namen und seinen Titel trug und daß er sie seitdem großzügig unterstützte, milderte dieses Gefühl nicht. Nichts konnte die Vergangenheit ungeschehen machen. Er hatte den Kopf verloren, sich von seiner Leidenschaft fortreißen lassen und ein junges Mädchen verführt, das noch ein halbes Kind gewesen war.
    Bis heute begriff er sich selber nicht. Er hatte sich stets für einen beherrschten Menschen gehalten. Doch Anne hatte seinen Panzer mühelos durchbrochen.
    Dominick sah immer noch das Entsetzen in den Gesichtern seiner Eltern und der Familie Collins. Er erinnerte sich an Felicitys hysterisches Schluchzen, an die schrillen Schreie seiner Mutter und Annes leises, kaum hörbares Weinen. Das würde er nie vergessen.

    „Wo ist sie?" fragte Dominick steif. Das Wort „Ehefrau" kam ihm nicht über die Lippen.
    „Ihre Ladyschaft ist bei den Gästen im Goldenen Salon", antwortete Bennet.
    Dominick stellte sich vor, wie Anne in einem hochgeschlossenen schwarzen Kleid zwischen den Besuchern saß, das lange Haar zu Zöpfen geflochten und hochgesteckt. Seine Hände begannen zu zittern, und er schob sie in die Taschen seines abgetragenen Jagdjacketts. „Sie müssen sich irren, Bennet. Madam würde mir niemals den Zutritt zu meinem eigenen Haus verwehren. Bitte, öffnen Sie die Tür."
    Bennet wußte nicht mehr ein noch aus. „Ihre Ladyschaft hat sich sehr klar ausgedrückt, Mylord. Ich kann Sie unter keinen Umständen ins Haus lassen."
    Dominick traute seinen Ohren nicht. Hatte Anne sich derart verändert? Nein, das war unmöglich. „Natürlich können Sie das. Sie brauchen nur den Griff anzufassen und die Tür aufzuziehen." Sein Ton wurde drohender. „Ich bin der neue Marquess.
    Es freut mich, daß Sie Madam gegenüber loyal sein wollen. Aber ich bin ihr Herr und Meister. Und bin auch Ihr Herr, Bennet."
    Der Butler wurde kreidebleich. „Es tut mir leid, Sir", krächzte er. Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn.
    Dominick bemühte sich verzweifelt, sein Temperament zu zügeln. Es fiel ihm nicht leicht. „Wollen Sie, daß ich Sie hinauswerfe, Bennet?" fragte er. Das war ein reiner Bluff. Er würde den Butler niemals entlassen.
    „Nein, Mylord", flüsterte Bennet.
    „Dann öffnen Sie die Tür." Er trat einen Schritt vor, doch der Butler versperrte ihm den Weg.
    Bevor Dominick richtig begriff, wie ihm geschah, tauchte Anne plötzlich hinter Bennet auf. Sie sahen sich fest in die Augen.
    Einen Moment war Dominick wie gelähmt, und er vergaß, worum es eigentlich ging.
    Es war so lange her ...
    Unzählige Bilder tauchten vor seinem geistigen Auge auf, während er seine Frau betrachtete: Wie Anne ihn zitternd und ehrfürchtig zugleich anlächelte und offensichtlich sehr in ihn verliebt war; wie sie sich leidenschaftlich unter ihm hin und her warf, während er sich über sie beugte und ... Dominick konnte sich nicht rühren. Anne war dagegen äußerst wendig. Mit blitzenden Augen schob sie den Butler beiseite und schlug ihrem Mann die Tür vor der Nase zu. Kurz darauf hörte er, wie der Riegel vorgeschoben wurde.
    Dominick war zutiefst bestürzt. Gleichzeitig wurde er unglaublich wütend. Er packte den Türknopf und rüttelte daran. „Anne?"
    „Du bist hier nicht willkommen", hörte er ihre gedämpfte Stimme hinter der schweren Eichentür.
    Er antwortete nicht sofort, sondern versuchte, mit dem Eindruck fertig zu werden, den er soeben von Anne bekommen hatte. Sie war eine erstaunlich schöne Frau geworden und längst kein Schulmädchen mit Zöpfen mehr. Und sie wagte es, ihm den Zutritt zu seinem eigenen Haus zu verwehren. Es war unglaublich. Sie hatte sich tatsächlich stark verändert und war erwachsen geworden. Sie war kein siebzehnjähriges Mädchen mehr. Aber ihn auszusperren? Aus seinem eigenen Haus!
    Das war ein ziemlich kindisches Verhalten.
    „Öffne sofort die Tür", verlangte Dominick.
    „Nein."
    „Anne, dies ist mein Haus. Öffne die Tür." Als keine Antwort von der anderen Seite kam, fügte er leiser hinzu: „Ich bin der neue Marquess."
    „Fahr zurück in dein Stadthaus nach London", forderte Anne ihn mit belegter Stimme auf. „Geh wieder zu deiner Geliebten."
    Verblüfft starrte Dominick auf die schwere Eichentür und traute den eigenen Ohren nicht. Er mußte sich verhört haben.
    Ehefrauen führten keine solche Reden. Und sie sperrten ihre Männer nicht aus dem eigenen Haus aus.
    Wütend zerrte er

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