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010 - Skandal in Waverly Hall

010 - Skandal in Waverly Hall

Titel: 010 - Skandal in Waverly Hall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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sogar zu töten.
    Plötzlich bekam Anne furchtbare Angst. Die widersprüchlichsten Gefühle durchrieselten sie: Zweifel, Ungläu-bigkeit und Verwirrung. Ein Bild nach dem anderen jagte an ihrem inneren Auge vorüber - leidenschaftliche, liebevolle Bilder von Dominick und andere von Patrick.
    „Du siehst mich an, als wäre ich ein Ungeheuer", sagte Patrick lächelnd. „Dabei bin ich gekommen, um dich vor diesem Ungeheuer zu retten, das dein Ehemann ist.
    Oder hast du es schon vergessen?"
    Anne richtete sich steif auf, und ihr Herz klopfte wie wild. Bestimmt ging die Phantasie erneut mit ihr durch. Patrick hatte keinen Grund, ihren Tod zu wünschen.
    Er konnte es unmöglich gewesen sein.
    Trotzdem schrillten die Alarmsirenen weiter in ihrem Kopf.
    „Gehen wir, Anne. Ich bringe dich nach Hunting Way. Dort bist du in Sicherheit, und Dominick kann dir nichts anhaben." Er lächelte seltsam.
    Anne brauchte nicht lange zu überlegen. „Dominick ist kein Mörder, Patrick", erklärte sie bestimmt. „Ich glaube, daß er mich aufrichtig liebt." Zu spät erkannte sie, daß dies genau die falschen Worte waren, denn ihr Vetter riß erstaunt die Augen auf. Sie lächelte mühsam und fuhr sie rasch fort: „Ich möchte nicht nach Hunting Way, sondern will nach Waverly Hall zurück."
    Sein „Nein!" hallte wie Donnerschlag durch den Wald. Er beugte sich vor und griff nach ihren Zügeln.
    Anne reagierte blitzschnell. Sie riß Blazes Kopf so scharf herum, daß Patrick sein Ziel verfehlte. Nach einem kleinen Klaps mit der Reitgerte schoß das Pferd davon.
    „Anne!" schrie ihr Vetter hinter ihr her.
    Anne antwortete nicht. Sie gab dem Wallach einen weiteren Klaps, und Blazes Schritte wurden länger. Sie galoppierten den Reitweg hinab, näherten sich den Bäumen und flogen mit schwindelerregender Geschwindigkeit an ihnen vorüber.
    Blaze schlängelte sich zwischen den Stämmen hindurch, blieb aber auf dem Pfad, Die Äste zerkratzten Annes Wange. Die Hufe des Wallachs rissen Erdklumpen aus dem Boden und schleuderten sie nach hinten.
    Patrick rief erneut ihren Namen. Anne schrie leise auf, warf einen Blick über die Schulter und sah, daß der Vetter nur wenige Längen hinter ihr ritt. Seine Gesicht war vor Wut verzerrt. Er galoppierte mit voller Kraft und schloß immer weiter zu ihr auf.
    Anne verdrängte ihre Angst und ihre Panik. Sie zerrte an Blazes Zügel, führte ihn vom Reitweg und jagte einen dicht bewaldeten Abhang hinab.
    „Anne, willst du dich umbringen?" schrie Patrick. „Bleib stehen! Ich tue dir doch nichts."
    Sie gab Blaze einen weiteren Hieb mit der Peitsche. Nur der keuchende Atem des Pferdes, der sich mit ihrem mischte, das gedämpfte Stampfen der Hufe und ihr eigenes wildes Herzklopfen waren zu hören.
    Zweige peitschten ihr ins Gesicht und an den Körper. Laub und Erde wirbelten unter Blazes Hufen auf. Plötzlich stolperte das Pferd, und sie flog im hohen Bogen über seinen Kopf.
    Anne landete auf der Schulter und rollte auf den Rücken. Einen Moment blieb sie regungslos liegen und bekam keine Luft. Als sie wieder atmen konnte und ihr Blick klarer wurde, hörte sie, wie Patrick sich weiter oben einen Weg durch das Unterholz bahnte. Immer wieder rief er ihren Namen.
    Sie setzte sich auf und wurde ganz mutlos. Blaze, der einige Schritte entfernt stand, scheute bei ihrer Bewegung. Sie biß sich auf die Unterlippe und wagte nicht, das nervöse Tier anzurufen, denn sie fürchtete, es könnte davonlaufen.
    Langsam kroch sie auf die Knie. Ihr Herz hämmerte wie wild. Sie hörte, daß Patrick mit seinem Pferd langsam den Hang hinabstieg, den sie mit halsbrecherischer Geschwindigkeit genommen hatte.
    Blaze rollte die Augen, und seine Flanken bebten. Als Anne aufstand, schnaubte er und sprang beiseite. Anne hätte vor Verzweiflung beinahe losgeheult. Sie wagte nicht einmal, seinen Namen zu flüstern, damit er sich beruhigte und stehenblieb.
    Ängstlich warf sie einen Blick nach hinten, sah aber nur die Sonnenstrahlen, die durch die Birken, Pappeln und Kiefern drangen. Doch Patrick war da und suchte nach ihr. Sie
    hörte ihn immer noch. Von Zeit zu Zeit rief er ihren Namen und klang ziemlich besorgt. Sicher war ihm inzwischen klar, daß sie die Wahrheit über ihn erkannt hatte. Vermutlich war er entschlossener denn je, sie zu finden - und sich ihrer zu entledigen.
    Aber weshalb? Weshalb in aller Welt?
    Panik schnürte Anne die Kehle zu, und sie griff nach Bla-zes Zügel. Im selben Augenblick flog ein Vogel über ihre Köpfe

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