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010 - Skandal in Waverly Hall

010 - Skandal in Waverly Hall

Titel: 010 - Skandal in Waverly Hall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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hinweg, und der Wallach sprang schnaubend davon.
    Sie schlug die Hand vor den Mund und sah zu, wie das Pferd zwischen den Bäumen in Richtung Waverly Hall verschwand.
    Patrick rief erneut. Diesmal war er so nahe, daß ihr angst und bange wurde. Atemlos hockte sie sich hin und preßte die Knie zusammen.
    „Verdammt, Anne", hörte sie Patrick schreien. Seltsamerweise ritt er wieder nach oben. Er folgte ihrem fliehenden Pferd!
    Anne sank auf den Boden und schlug die Hände vor das Gesicht. Sie schluchzte leise.

    Ihr war so elend, daß sie sich beinahe übergeben mußte. Endlich atmete sie einige Male tief durch und stand auf. Wurde Patrick Blaze einholen und merken, daß sie nicht im Sattel saß? Oder würde das Pferd es bis Waverly Hall schaffen?
    Eine winzige Hoffnung keimte in ihr auf. Dominick war zu Hause. Inständig wünschte sie, sie könnte sicher zu ihm zurückkehren.
    Plötzlich stellte Anne fest, daß sie nicht genau wußte, wo sie war. Hatte sie sich verirrt? Auf ihrer Flucht hatte sie unzählige Haken geschlagen. Sie beschloß, die Richtung beizubehalten, in die sie zuletzt geritten war - also Blaze nicht zu folgen.
    Das Gehen fiel ihr schwer. Der Hang war sehr steil, und das Unterholz wurde immer dichter. Die jungen Schößlinge und Büsche reichten ihr bis zu den Knien, manche sogar bis zu den Schenkeln. Anne blickte nach oben und konnte nur ein winziges Fleckchen Himmel sehen. Ihre Angst wuchs.
    Ihre Röcke blieben an den Ästen hängen, und ihre Handschuhe waren längst zerrissen. Plötzlich spürte sie ein seltsames Prickeln im Nacken und merkte, daß sie nicht mehr allein war.
    Sie blieb stehen und hielt instinktiv die Luft an. Patrick beobachtete sie, dessen war sie gewiß. Er verfolgte sie zu Fuß.
    Anne lief schneller und stolperte immer öfter. Sie zerriß ihre Rocksäume. Winzige Zweige zerstachen und zerkratzten ihr Gesicht. Ungeduldig schlug sie die Hindernisse beiseite. Ihr Atem ging rauh und stoßweise. Sie sah ihren Vetter nicht, aber sie spürte, daß er in der Nähe war.
    Vor Angst begann sie zu rennen. Die Äste zerrissen ihre Röcke noch mehr. Steine bohrten sich in ihre Fußsohlen, Felsbrocken zerschrammten ihre Beine. Sie blieb nicht stehen, sondern rang nach Luft und schluchzte laut. Sie stürzte gegen eine alte Eiche, fing sich wieder und klammerte sich an den dicken Stamm. Tränen rannen ihre Wangen hinab.
    Angestrengt lauschte sie durch ihren keuchenden Atem und ihr wild hämmerndes Herz in die Stille des Waldes. Sie hörte den Gesang eines Vogels weiter oben und das leise Rascheln von Laub.
    Aber es ging kein Wind.
    Entsetzt löste Anne sich von dem Baum und lief kopflos weiter.
    Sie umrundete den nächsten dicken Stamm und stolperte über eine hohe Wurzel.
    Mühsam richtete sie sich auf - und stieß erneut an etwas Festes.
    Doch es war kein Baum, sondern Patrick. Verzweifelt schrie sie auf.

30. KAPITEL
    Anne sah Patrick in die Augen und wußte im selben Moment mit untrüglicher Sicherheit, daß er es war, der sie seit Wochen töten wollte.
    Vor Angst war sie wie gelähmt. Sie konnte sich nicht rühren und bekam kaum noch Luft.

    Endlich begann ihr Verstand wieder zu arbeiten. „Weshalb?" flüsterte sie. „Weshalb, Patrick?"
    „Weshalb was, Anne?"
    Ihr Mund war entsetzlich trocken. „Weshalb hast du all die schrecklichen Dinge getan? Um mich einzuschüchtern? Du warst es, nicht wahr? Du bist mir ständig gefolgt, hast mir angst gemacht und versucht, mich zu töten."
    Patricks Miene blieb undurchschaubar. „Ich würde dir niemals etwas tun, Anne. Das mußt du mir glauben."
    Anne zitterte am ganzen Körper. „Ich hätte umkommen können, wenn das Feuer in meinem Schlafzimmer außer Kontrolle geraten wäre! Ich hätte mir den Hals brechen können, als Blaze mit mir durchging! Du mußt mich furchtbar verachten, wenn du mir so etwas antust, Patrick. Aber weshalb, um alles in der Welt?"
    „Ich verachte dich nicht", rief er entrüstet. „Ich habe diese schlimmen Dinge nicht getan." Er blickte sich um, als fürchtete er, sie könnten beobachtet werden. „Gehen wir", forderte er Anne auf. Sein Ton duldete keinen Widerspruch. Er faßte sie fester und wollte sie zu der Stelle führen, wo sein Pferd graste.
    Anne stemmte die Hacken in den Boden. „Nein. Wohin willst du mich bringen? Was hast du vor?"
    Er drehte sich verärgert zu ihr. „Weshalb glaubst du mir nicht? Ich würde dir niemals etwas tun", schrie er sie an. „Ich liebe dich, Arme."
    Sie schüttelte den Kopf, und ihr

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