010 - Skandal in Waverly Hall
ihr klar.
Endlich hielt Anne es nicht mehr aus. Mit einem Schrei löste sie die Lippen von Dominicks Mund und wandte den Kopf ab. Jeder Zentimeter ihrer Haut glühte. Die Flamme züngelten überall, vor allem in ihrem Schoß. Sie merkte erst jetzt, daß Dominick ein Bein zwischen ihre Schenkel geschoben hatte und sie rittlings darauf saß.
Keuchend legte er das Gesicht an ihren Hals, schlang die Arme fester um sie und machte keine Anstalten, sie loszulassen.
Anne rang verzweifelt um die Fassung - bevor sie das Unerhörte tat und seinen Kuß erwiderte. Bevor ihre wahre Natur die Oberhand gewann und sie gemeinsam mit Dominick auf den Boden sank und ihn auf sich zog. Er durfte sie nicht benutzen.
Patrick hatte sie gewarnt, daß Dominick es versuchen würde. Wie recht er gehabt hatte.
Sie hatten sich schon einmal von der Leidenschaft fortreißen lassen. Anschließend war sie vier lange Jahre allein gewesen. Wenn sie nachgab, war nicht auszuschließen, daß Dominick erneut verschwand, nachdem sie ihm zu Willen gewesen war.
Endlich riß Anne sich mit einer Kraft los, von der sie selber nichts geahnt hatte. „Das reicht", erklärte sie entschlossen und wich zurück.
Dominick gab sie frei. Er schaute zum Himmel und atmete tief aus. Dann sah er sie wieder an.
Anne legte die Hand auf ihre Brust, um ihr hämmerndes Herz zu beruhigen. Sie konnte den Blick nicht von ihm lösen.
„Du bist meine Frau, Anne. Ich bin zu dem Entschluß gekommen, daß mir unsere bisherige Regelung nicht mehr gefällt."
Anne überlief es eiskalt. Dominick meinte doch nicht, was sie befürchtete? „Was soll das heißen?"
Er sah sie eindringlich an. „Ich werde nicht abreisen, Anne. Mehrere Dinge haben mich veranlaßt, meine Meinung zu ändern. Ich werde hierbleiben, bei dir - für immer."
„Nein!" rief Anne entsetzt.
Er rührte sich nicht und ließ sie nicht aus den Augen. „Wir werden einen neuen Anfang machen. Das hätten wir schon längst tun sollen", fuhr er fort, als hätte er sie nicht gehört.
Auf diese Worte hatte Anne vier lange Jahren verzweifelt gewartet. Jetzt war es dafür zu spät.
„Nein", keuchte sie und schüttelte den Kopf. „Das kann ich nicht."
„Dir bleibt keine Wahl", erklärte er ungerührt. „Ich werde dich weder um Erlaubnis fragen, noch dich um Zustimmung bitten. Es war eine reine Feststellung."
7. KAPITEL
Anne eilte voran, sobald sie das Haus betreten hatten. Sie lief zur Treppe und hoffte, daß sie in ihrem Zimmer wieder zur Ruhe käme. Sie spürte Dominicks Blick, der sich in ihren Rücken bohrte. Sie beschleunigte ihren Schritt, denn sie mußte unbedingt allein sein und nachdenken.
Dominick würde tatsächlich nicht wieder abreisen.
Sie war immer noch verblüfft über seine Entscheidung. Sie war verblüfft, erbost - und sie hatte Angst.
Eine Tür öffnete sich weiter hinten auf dem Korridor, und der Duke of Rutherford trat heraus. „Anne?"
Anne blieb stehen und legte die Hand auf das Messinggeländer.
Der Herzog kam näher. „Ist alles in Ordnung?"
Anne nahm an, daß ihr Gesicht ziemlich gerötet war. Ihre Wangen brannten wie Feuer. Verzweifelt versuchte sie, nicht an Dominicks verzehrenden Kuß zu denken.
„Ja, es geht mir gut."
„Ich würde gern mit dir reden", fuhr der Herzog fort und sah an ihr vorbei.
Anne blickte über die Schulter und stellte fest, daß Dominick noch in der Eingangshalle stand und sie beobachtete. Er hatte die Arme vor der Brust verschränkt und lehnte mit einer Schulter an der Wand. Seine Haltung war ziemlich lässig. Doch seine Augen blickten aufmerksam.
Anne nickte entschlossen und folgte dem Herzog in die Bibliothek.
„Besteht die Aussicht, daß ihr beide euch versöhnt?" begann Rutherford.
Anne stutzte unmerklich. Die Frage des Herzogs war erstaunlich direkt. „Nein, diese Aussicht besteht nicht." Sie war nicht einmal bereit, über Dominicks Ansinnen nachzudenken. Ihre Ehe, die nie eine richtige Ehe gewesen war, war beendet. Sie bestand seit vier Jahren nicht mehr.
Der Herzog setzte sich in einen Sessel vor den Kamin. „Auch nicht, wenn ich dich bitte, Dominick eine Chance zu geben?"
Anne hatte auf dem Sofa Platz genommen und saß steif auf der Vorderkante. „Bitte, tun Sie es nicht", sagte sie. „Sie wissen, wie ungern ich Ihnen etwas abschlage."
„Ich wünsche mir nichts mehr, als euch beide glücklich zu sehen, bevor ich sterbe", sagte Rutherford freundlich.
Anne stand wieder auf. „Sie werden noch lange nicht sterben. Bitte, sagen Sie
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