Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
010 - Skandal in Waverly Hall

010 - Skandal in Waverly Hall

Titel: 010 - Skandal in Waverly Hall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
Vom Netzwerk:
eine merkwürdige Gabe in ihr Schlafzimmer zu legen - auf ihr Bett -, gefiel ihr nicht. Andererseits lohnte es sich nicht, noch länger darüber nachzudenken. Es konnte sich nur um einen makabren Scherz gehandelt haben.
    Energisch verdrängte Anne ihre trüben Gedanken. Sie hatte Willie, dem obersten Stallknecht, die Anweisung gegeben, ihr Reitpferd zu satteln. Verblüfft blieb sie stehen. Das junge lebhafte Tier stand bereit, wie sie es verlangt hatte. Ein zweites Pferd war ebenfalls gesattelt, und Dominick hielt die Zügel der beiden Tiere in der Hand.
    Anne traute ihren Augen nicht. Wütend ging sie zu ihm und riß ihm Blazes Zügel unnötig grob aus der Hand. „Ich möchte keine Begleitung", erklärte sie.
    „Vor knapp einer Stunde hattest du nichts gegen Patricks Gesellschaft einzuwenden", antwortete Dominick ruhig. Doch seine Augen blickten alles andere als gelassen.
    „Ich reite nicht mit dir", erklärte Anne steif.
    Dominick sah sie schweigend an und fluchte stumm. „Ich will nicht mit dir streiten, Anne. Im Gegenteil. Ich möchte Frieden mit dir schließen. Sieh mal, es ist solch ein schöner Morgen. Wenn ich mich recht entsinne, bist du eine sehr gute Reiterin. Laß uns gemeinsam ausreiten und den herrlichen Tag genießen. Es könnte richtig Spaß machen, wenn du deine Feindseligkeit mir gegenüber endlich ablegtest."
    Annes Lippen wurden schmal. Spaß ... Welch merkwürdige Begründung, um sie zu begleiten. Wann hatte sie zum letzten Mal Spaß gehabt? Sie erinnerte sich nicht.
    „Spaß interessiert mich nicht", sagte sie endlich.
    Er betrachtete sie aufmerksam. „Dann entgeht dir eine ganze Menge im Leben."
    Patrick trat aus dem Haus und enthob Anne einer Antwort. Sie hatte nicht gewußt, daß ihr Vetter schon da war. Plötzlich erstarrte sie innerlich, denn Felicity tauchte in einem leuchtend grünen Reitkleid neben ihrem Bruder auf und winkte Dominick zu.
    „Soll ich es ihm sagen, oder tust du es?" fragte Dominick scharf.
    Anne ging nicht auf seine Bemerkung ein. Mit Blaze am Zügel schritt sie in Richtung Vordertreppe. „Guten Morgen, allerseits", rief sie.
    Patrick lächelte zur Begrüßung und wurde ernst, sobald er ihre Miene bemerkte.
    „Guten Tag, Anne." Er stieg die Stufen hinab.
    Anne nickte Felicity kühl zu. Die Cousine erwiderte ihren Gruß nicht. „Tut mir leid, Patrick. Ich kann heute morgen nicht mit dir ausreiten."
    „Weshalb nicht?" fragte Patrick. Er hatte Dominick bereits bemerkt, der Anne mit seinem eigenen Pferd gefolgt war.
    Bevor sie antworten konnte, sagte Dominick: „Weil meine Frau mit mir reiten wird."
    Patrick sah ihn stumm an, und Dominick hielt seinem Blick stand.
    „O Dominick", rief Felicity und brach die Stille. „Ich hatte so gehofft, du würdest mir heute deine Pferde zeigen. Du hast es versprochen", fügte sie wehmütig hinzu.
    Endlich sah Dominick sie an. „Ich bedauere, daß du deswegen extra hergekommen bist, Felicity. Wie du siehst, will ich gerade mit Anne ausreiten."
    „Soll ich warten?" fragte Felicity.
    Anne wandte sich ab. Obwohl es nicht sehr damenhaft war, faßte sie die Zügel ihres Pferdes fester und stieg wie ein Junge ohne Hilfe auf. Sie setzte sich in den Damensattel und wünschte, sie könnte rittlings reiten, wie sie es gewöhnlich tat, wenn sie allein war.
    „Warte, Anne", rief Dominick und schwang sich ebenfalls in den Sattel.
    Anne antwortete nicht. Ihr junges Pferd tänzelte merkwürdig. Instinktiv merkte sie, daß etwas nicht in Ordnung war. Doch sie hörte nicht auf die innere Stimme, denn sie wollte unbedingt weg von Dominick. Deshalb schlug sie leicht mit der Reitpeitsche auf die Flanke des Tieres. Blaze schoß sofort davon.
    Mitten im Trab bockte der Braune plötzlich. Anne war nicht darauf gefaßt und konnte sich gerade noch im Sattel halten. Was war los mit Blaze? Sie ritt das Tier, das einen ausgesprochen sanften Charakter hatte, seit Jahren.
    Wieder versuchte Blaze, sie abzuwerfen. Anne rutschte auch diesmal nicht aus dem Sattel, denn sie war eine sehr gute Reiterin. Der Wallach nahm die Gebißstange zwischen die Zähne und begann zu galoppieren.
    Anne war restlos verblüfft. Blaze ging einfach mit ihr durch. Sie hörte, daß Dominick etwas hinter ihr herrief.
    „Ruhig, Blaze, ganz ruhig", murmelte sie, während das Pferd die Einfahrt entlanggaloppierte. Doch das Tier wurde immer schneller.
    Plötzlich bekam Anne richtig Angst. Blaze galoppierte weiter, und sie hatte keine Kontrolle über das Pferd. Außerdem saß sie im

Weitere Kostenlose Bücher