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0101 - Die Menschentiger

0101 - Die Menschentiger

Titel: 0101 - Die Menschentiger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franc Helgath
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Kartenzeichnern gefallen hatte, hier eine Zapfstelle einzuzeichnen.
    Vor einem dieser Häuser hielt der Trupp an. Eine Tür wurde geöffnet: dahinter nichts als Dunkelheit.
    Der Dorfälteste wandte sich Bills Piloten zu und sagte einige Worte. Dann verschwand er mit seinem Gefolge durch die Tür.
    »Jetzt können wir auch«, meinte Ublai Ergh aufatmend und blinzelte Bill schlau an. »Er hat uns gebeten, im Garten auf ihn zu warten. Wahrscheinlich legt er jetzt sein Festkleid an. Sie sind zum Essen eingeladen.«
    Durch einen dunklen Schlauch gelangten sie in den Innenhof des Gebäudes, und da sah es auf einmal gar nicht mehr heruntergekommen und verdreckt und düster aus.
    Wie ein Türkis schimmerte grünlichblau ein sorgfältig eingefaßter, von niederen Palmgewächsen umstandener Teich. Zierfische schwammen darin herum. Gegen die schwüle Hitze draußen auf der Straße war es im Atrium seltsamerweise angenehm kühl. Die Kühle konnte nur diesem Teich entströmen, denn die Sonne stand hoch am Zenit. Frauen mit verschleierten Gesichtern schleppten einen Tisch herbei, an dem gut und gern zehn Mann Platz gehabt hätten. Stühle wurden für sie bereitgestellt, wobei man Bill mit Gesten einlud, auf dem mit der Armlehne Platz zu nehmen.
    Dann geschah einige Zeit gar nichts, und Bill konnte sich endlich von Ublai Ergh berichten lassen, womit er den Khan so belogen hatte, daß man ihm diesen Respekt entgegenbrachte.
    Der Pilot setzte sich, legte die Beine übereinander und steckte sich aus einer zerknautschten Packung eine Zigarette an, nachdem Bill dankend abgelehnt hatte, sich auch aus der Schachtel zu bedienen. Er wußte, daß man hier wie auch in Birma oder Malaysia teuer importierten Tabak gerne mit Haschisch streckte, weil Cannabispflanzen in diesen Breiten prächtig wie Unkraut gediehen und sogar an den Wegrändern wucherten.
    Er behielt lieber einen klaren Kopf.
    Nach fünf Minuten wußte er, daß Ublai Ergh ihn als einen mit allen Vollmachten aus der Hauptstadt abgesegneten Forscher vorgestellt hatte, der sich in den Flußarmen nördlich von Barisal einmal nach eventuellen archäologischen Sensationen umschauen wollte, bevor eine Hauptexpedition in Marsch gesetzt würde, die der Stadt danach natürlich ungeahnte Reichtümer bescheren würde.
    Das Stichwort von den finanzkräftigen Amerikanern hatte auch hier seine Wirkung nicht verfehlt.
    Über die Tatsache, daß Bill nur mit einem Köfferchen aufgetaucht war, sah man großzügig hinweg. Ublai Khan versicherte noch, daß man schon dabei sei, alles für eine kleine Expedition Notwendige zusammenzustellen. Einer der Schwiegersöhne des Khans — er spreche englisch — würde ihm als rechte Hand zur Seite stehen.
    Bill Fleming hätte sich über die Tüchtigkeit seines Piloten freuen sollen, doch irgend etwas, tief in seinem Inneren, hielt ihn davor ab, ließ ihn skeptisch bleiben.
    »Wie heißt der Mann?« fragte er.
    »Raf Shuk Khan«, antwortete Ergh und schien sich plötzlich an etwas zu erinnern. »Hoffentlich kommen Sie mit ihm zurecht.«
    »Sie kennen ihn?«
    »Es ist mir eben eingefallen. Er ist ein Opportunist und hat nur einmal falsch geschaltet. Als Shejk Mujibur Rachman gestürzt wurde, stand er auf der verkehrten Seite. Er war Offizier bei den regierungstreuen Truppen, und das kreidete man ihm an. Er wurde aus der Armee entlassen.«
    Das kann ja noch heiter werden, dachte Bill Fleming. Nur selten hatte er sich so einsam gefühlt Er hätte sich wirklich nicht verlorener fühlen können, wenn man ihn auf den Mond geschossen hätte.
    ***
    Die Alte verlor auch während der ganzen Kanufahrt nichts von ihrer Unheimlichkeit. Sicher schien nur, daß sie den Ausgangspunkt ihrer unfreiwilligen Floßfahrt ansteuerten.
    Als die Sonne am höchsten stand, legten sie am Ufer an, über das die weißschimmernde Pagode ragte. Sie wurden bereits erwartet.
    Nicht von einem mysteriösen Fabelwesen, wie Zamorra schon ein wenig befürchtet hatte, sondern von einer berückend schönen, zartgliedrigen Frau, in einen himbeerroten Seidensari gehüllt. Professor Zamorra schätzte, daß sie kaum älter als fünfunddreißig sein konnte.
    Die Schönheit dieser Frau machte nicht nur Eindruck auf Zamorra, denn Nicole bezog sofort Opposition zu ihr. Zamorra sah, wie Nicole sich verkrampfte. Ein untrügliches Zeichen dafür, daß sie in dieser exotischen Frau eine echte Konkurrenz erkannte.
    Professor Zamorra ließ es bei einem innerlichen Schmunzeln bewenden. In seinem ganzen bisherigen

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