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0101 - Die Menschentiger

0101 - Die Menschentiger

Titel: 0101 - Die Menschentiger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franc Helgath
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trübe und säuerlich gewesen war. Der Dorfälteste mußte die Dose jahrelang für eine besondere Gelegenheit aufbewahrt haben. Sein hageres Gesicht mit dem rotgefärbten Bart glänzte vor Stolz, als Zamorras Freund die Brühe lächelnd hinunter würgte.
    Es stellte sich bald heraus, daß Peres Nurn Khan tatsächlich ein Mohammedaner war. Er war stolz auf sechs Frauen und rund zwei Dutzend Kinder, die alle im Haus lebten und in den Häusern daneben, wo sich die Enkel dank der Fruchtbarkeit des Dorfältesten mehrfach multizipliert hatten. Auch war er in Mekka gewesen. Allerdings schon vor sehr vielen Jahren, was ihn jedoch keineswegs daran hinderte, seinen Bart nach wie vor mit Henna zu färben, obwohl ihm diese Zierde als gläubigem Moslem nur für ein Jahr zugestanden hätte.
    Zur Feier des Tages hatte Peres Nurn Khan sich festlich kostümiert. Bill fand seinen Anblick nur unpassend und grotesk, denn der alte Mann hatte einen uralten, viel zu großen und überaus abgewetzten Stresemann angelegt, der ihm so gut stand wie einem Zigeuner ein Minirock. Bill wußte diese Geste trotzdem zu würdigen und überschüttete den Mann mit Hilfe der Dolmetscherkünste Ublai Erghs mit Lobeshymnen, die der Alte würdevoll und erfreut entgegennahm. Bill Fleming begann, sich zu akklimatisieren. Das »genossene« Bier lag ihm wie Jauche im Magen, doch er hatte viel genug dazu gegessen, damit es ihm nicht schlecht davon wurde.
    Er fragte Ublai Ergh, wann sie endlich aufbrechen könnten, und der Pilot gab diese Frage weiter.
    Die Antwort bereitete Bill Fleming eine herbe Enttäuschung.
    »Nicht vor dem Anbruch des nächsten Morgens.«
    Es bereite große Schwierigkeiten, das erforderliche Material, die Zelte und die Vorräte zusammenzubringen. Außerdem seien kaum Träger zu gewinnen, die ausgerechnet in das von Bill Fleming angestrebte Gebiet mitgehen wollten.
    Wieder stellte Bill sich die Frage, was es mit dieser Region auf sich hatte, über die Ublai Ergh sich schon während des Fluges so ausgiebig ausgeschwiegen hatte.
    Nachmittags tauchte ein Mann auf, der Bill vom ersten Augenblick an nicht gefiel. Ublai Ergh stellte ihn als Khan Raf Shuk, seinen Expeditionsleiter und Schwiegersohn des Dorfältesten vor.
    Er war ein durch und durch finsterer Mann in Flemings Alter. Nie würde er mit diesem Menschen Freundschaft schließen können.
    Khan Raf Shuk war höhergewachsen als seine Landsleute. Er war schlank und erinnerte Bill Fleming trotz seines exotischen Äußeren an jene Typen, wie sie als mexikanische Schurken durch die Wildwestfilme geistern. Womöglich trugen sein Bart dazu bei und sein hinterhältiges, schmieriges Grinsen. Bill hätte sich einen anderen Mann als Reisebegleiter gewünscht, doch an vollendeten Tatsachen ließ sich wohl kaum mehr etwas ändern. Noch dazu, da Ublai Ergh ihm erzählt hatte, der Schwiegersohn des Dorfältesten wäre der einzige, der ein Boot mit einem Außenborder besäße.
    Bill mußte in diesen sauren Apfel beißen. Er war hilflos. Er konnte sich seine Partner nicht aussuchen. Nicht in einem gottverlassenen Nest wie Barisal.
    Für einen Bengalesen war Khan Raf Shuk ziemlich hochgewachsen. Auch unterschied er sich in seinem Bauchansatz und den Lendenwülsten von den übrigen Stadtbewohnern, die Bill bisher zu Gesicht bekommen hatte, Khan Raf Shuk war gutgenährt.
    Selbstverständlich lag es Bill Fleming fern, dem Mann einen Vorwurf daraus zu machen, aber bezeichnend war dieser Umstand doch. Sein Kopf war rund wie eine Kugel, und in seinem fettig schwarzen Haar zeigten sich erste Anzeichen grauer Strähnen. Die Augen unter den buschigen Brauen lagen viel zu dicht nebeneinander, als daß Bill Fleming es gewagt hätte, Sympathie in diesen Mann zu investieren.
    Doch Khan Raf Shuk mochte ihn auch nicht. Da war ein seltsam tiefgründiges Funkeln in seinen Augen, das ihn verriet. Er hatte viel mehr Blicke für Bills Koffer übrig als für ihn selbst. Es lag auf der Hand, daß der Amerikaner Geld darin transportierte. Sonstiges Gepäck hatte er nicht bei sich, und er wollte eine Expedition ins Innere des Deltas unternehmen. Auch fühlte Bill instinktiv, daß der Schwiegersohn des Dorfältesten ihm die Geschichte mit der Suche nach eventuellen archäologischen Erkenntnissen nicht abnahm.
    Wie schon bei Ublai Ergh hatte Bill auch bei diesem Mann den Eindruck, er würde etwas verbergen, soweit es sein Reiseziel anbelangte.
    Die Sümpfe nördlich Barisais. Es schien ein stillschweigendes Einvernehmen unter allen

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