Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0106 - Hügel der Gehenkten

0106 - Hügel der Gehenkten

Titel: 0106 - Hügel der Gehenkten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
ihrer Stirn?« erkundigte er sich.
    »Sie ist die Teufelstochter und vom Satan selbst erschaffen worden«, klärte ich ihn auf.
    »O Gott!«
    Bill stieß mich an. »Wir sollten uns auf einen harten Strauß gefaßt machen«, meinte er.
    Ich hob die Schultern. »Mal sehen, was Asmodina vorhat. Vielleicht greift sie gar nicht ein.«
    Ich beobachtete weiter. Asmodina drehte ihren Kopf. Das kalte Gesicht schien jetzt direkt über dem Dorf zu schweben, und ihre Lippen verzogen sich zu einem grausamen Lächeln.
    Es sagte genug. Mehr als hundert Worte. Und das war wohl auch der Sinn der Sache, denn das Gesicht verschwand.
    Die Konturen verwischten. Sie schienen hineinzutauchen in die Nachtwolken und von ihnen aufgesaugt zu werden.
    Zurück blieb Destero.
    Und Ruuf war verschwunden.
    Verdammt auch.
    Keiner hatte auf ihn geachtet, auch ich nicht. Mein Blicke galten nur Asmodina, und Ruuf hatte sich das Unbeobachtetsein zunutze gemacht.
    Ich fragte Bill. »Weißt du, wo er sich befindet?«
    »Nein.«
    Mir schwante Schlimmes. Wenn der Blinde die Situation auszunutzen verstand, dann konnte er sich unbemerkt dem Dorf nähern.
    Ich fragte mich auch, ob er tatsächlich diese immense Größe angenommen hatte oder ob alles nur eine Täuschung war.
    Mittlerweile hatte es sich wohl herumgesprochen, daß etwas Unheimliches geschehen war, denn der Marktplatz bevölkerte sich immer mehr. Frauen und Kinder verließen ihre Häuser. Die wenigsten waren vollständig angezogen. Die meisten Frauen hatten sich kurzerhand Morgenröcke über ihre Nachthemden gezogen.
    Ich wandte mich an den Bürgermeister. »Schicken Sie um Himmels willen die Leute ins Haus. Sie haben selbst gesehen, daß dies kein Spaß ist.«
    Orvell nickte. Er drehte sich um, hob beide Arme und winkte.
    Die Einwohner verstanden sein Zeichen und wandten ihm ihre Gesichter zu.
    »Hört mal zu!« rief er mit lauter Stimme und berichtete in groben Zügen, welch eine Gefahr für Tullverine und seine Bewohner bestand.
    Ich hielt mich abseits. Bill und Saffi hatten sich zu mir gesellt. Das Mädchen schaute uns ängstlich an. »Was tun wir?« fragte Saffi.
    »Wir müssen Ruuf finden.«
    »Das weiß ich auch. Aber wie?«
    »Was ich Ihnen jetzt sage, hört sich hart an, aber Sie müssen sich damit abfinden. Ihr Vater wird versuchen, das zu vollenden, was er nicht geschafft hat.«
    »Meinen Sie, er will mich töten?«
    »Das ist durchaus möglich.«
    Plötzlich trat ein harter Glanz in ihre Augen. »Er soll nur kommen!« zischte sie. »Dann mache ich ihn fertig!«
    Ich warnte sie. »Lassen Sie sich nicht zu unüberlegten Handlungen hinreißen, Saffi. Ihr Vater ist sehr stark!«
    »Aber diesmal weiß ich Bescheid.« Ich schaute Bill an, der hob die Schultern. So kamen wir der Sache nicht näher. Ich war gar nicht dafür, daß Saffi ihren Rachegelüsten freie Bahn ließ, im Gegenteil, ich wollte sie in Sicherheit wissen.
    Der Bürgermeister hatte seine Rede inzwischen beendet. Die Menschen verschwanden wieder von der Straße. Die Frauen schneller, die Männer unwilliger. Sehr oft warfen sie einen Blick zurück, doch auf dem Hügel zeigte sich keine Gestalt. Auch Destero, der Dämonenhenker, ließ sich nicht mehr blicken.
    Der Gastwirt stand noch vor der Tür. Ich lief auf ihn zu. Er hatte viel von seiner Sicherheit verloren.
    »Haben Sie ein Fremdenzimmer?« fragte ich ihn.
    Er nickte.
    »Kann ich ein Zimmer mieten?«
    »Natürlich, Sir. Nur – es ist nicht komfortabel.«
    »Das spielt keine Rolle. Ist ja nur für eine Nacht.«
    »Einverstanden.«
    Ich winkte Saffi und Bill. Sie überquerten die Straße und blieben vor mir stehen.
    Meine nächsten Worte machten ihnen klar, um was es ging.
    Bill war einverstanden, Saffi nicht.
    »Nein, ich will nicht in einem Zimmer bleiben, während Sie meinen Vater suchen.«
    »Sie müssen!« erwiderte ich hart.
    Anscheinend hatte sie gemerkt, daß ich mich auf keine Diskussionen mehr einlassen wollte, denn sie nickte.
    Ich atmete auf.
    Bill lächelte.
    Der Wirt führte uns über eine steile Holztreppe nach oben. Ein alter Teppich dämpfte unsere Schritte. Die Treppe mündete in einen schmalen Gang, der von einer trüben Birne nur dürftig erhellt wurde.
    Wir sahen mehrere Türen. Vor der zweitletzten blieb der Wirt stehen. Er schloß auf und sagte: »Das ist das beste Zimmer.«
    Wenn das sein bestes war, wie mußte erst das schlechteste aussehen, dachte ich, als wir über die Schwelle traten.
    Die Einrichtung sah aus, als würde sie jeden Augenblick

Weitere Kostenlose Bücher