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0108 - Die Wüste des Todes

Titel: 0108 - Die Wüste des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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bisher gewesen war. Mit einer Ausnahme. Als sie der Pyramide näherkamen, konnten sie den glitzernden Mann dort oben singen hören. Er tat es in leiernden, wehleidigem Tonfall. Er sprach mit einem der eingebildeten Götzen, denen zu Ehren er Terraner, Machraamper und andere Wesen verkommen ließ. Wenigstens dachte Ron das, und seine Wut wuchs. Auf jeder Seite der Pyramide führte eine Reihe breiter Stufen zum Gipfel hinauf. Ohne zu überlegen, was er tat, die Waffe schußbereit in der Hand, sprang Ron über die Treppe nach oben. Larry rief irgend etwas, aber er hörte es nicht. Er sah nur das in glitzernde Gewänder gehüllte Wesen, das dort oben stand und jetzt vor lauter Überraschung aufgehört hatte, seinen Singsang herunterzuleiern.
    „Komm herunter", schrie ihn Ron an. „Komm herunter und verantworte dich für deine grausamen Taten!" Ohne abzuwarten, ob das Wesen vielleicht bereit war, diesem Befehl zu folgen, stürmte er weiter. Es waren nur noch wenige Stufen bis zum Gipfel der Pyramide, vielleicht noch zehn oder zwölf. Er würde gleich oben sein- und dann ... Dann! Für eine Sekunde sah Ron das Gesicht des Wesens, eines Priesters dicht vor sich eine vor Wut und Anstrengung verzerrte Fratze, Eine Sekunde lang glaubte er, er brauche nur die Arme auszustrecken und den Mann zu fassen.
    Aber in diesem Augenblick dröhnte der zweite Gongschlag. Und Ron Landry befand sich plötzlich ganz anderswo. Um ihn herum gellte, schrie kreischte, wimmerte und pfiff es in allen Tonlagen. Er fühlte sich wie rasend um eine seiner Körperachsen gewirbelt, und es war ihm erbärmlich zumute. Sein Gehirn weigerte sich zu denken... Er ließ sich weiterwirbeln und verbiß den grellen Schmerz, den ihm der Lärm ringsum verursachte. Mit einem matten Anflug von Neugier versuchte er zu erkennen, ob er außer dem Schmerz noch etwas anderes empfände, das Rauschen von Luft zum Beispiel, während er herumgewirbelt wurde, oder das Würgen im Hals während ihm schlechter und schlechter wurde.
    Aber da war keine Luft und ebensowenig schien sein Hals vorhanden zu sein. Ron wollte seine Arme bewegen, aber es war nichts da, was er hätte bewegen können. Er war zu einem körperlosen Etwas geworden, das sich in einem wesenlosen Raum drehte. In seinem Gehirn jagten sich plötzlich Fetzen Fremder Gedanken. ... Baalol hast du geschmäht ... den häßlichsten aller Tode wirst du dafür sterben! Baalol hast du geschmäht ... Ron wußte nicht, wer oder was Baalol war. Es interessierte ihn nicht.
    Aber wenn das der häßlichste aller Tode war was er gerade erlebte, dann sollte es so schnell wie möglich zu Ende gehen, vor allem das Geschrei sollte aufhören. Es hatte jedoch nicht den Anschein, als werde sich Rons Wunsch erfüllen. Das Geheul wurde stärker: und da waren plötzlich noch andere Gedanken.
    Nicht töten ... ihr werdet ihn nicht töten ... ihr Narren ... an einen Mächtigeren geraten...! Ron horchte auf. Gewiß, es waren nur Gedanken, und Gedanken hatten keine Stimme. Aber Ron glaubte eine Stimme zu erkennen. Er glaubte zu wissen, wer da sprach - oder dachte. Jemand kämpfte um sein Leben. Um sein Leben! Und er? Er wirbelte im Nichts herum, widerspruchslos, und wünschte sich nichts weiter, als, daß die Qual möglichst bald ein Ende haben möge. Er raffte sich auf. Er fing an, um sein Leben zu fürchten. Er wehrte sich gegen das Schicksal, das fremde, wilde Mächte ihm zugedacht hatten. Er half dem, der mit den Fremden um seine Rettung kämpfte. Das Herumwirbeln wurde langsamer. Das Geschrei nahm an Lautstärke ab. Noch einmal empfing Ron die fremden Gedanken: Seht ihr... ihr vermögt nichts ... ich bin der Sieger... verdammt sei Baalol...! Dann war plötzlich Ruhe. Für einen kurzen Augenblick hatte Ron das verwirrende Gefühl, er stürze in die Tiefe. Gestürzt mußte er wohl auch sein, denn er prallte hart und schmerzhaft irgendwo auf, begann zu rollen, fiel abermals und hielt sich mit den Händen schließlich an einem Stück Stein fest. Er schlug die Augen auf. Grelle Sonne blendete ihn.
    Dicht vor sich sah er eine ebene, schmale Steinfläche, dann kam eine Kante, und darunter lag wieder eine Fläche. Die Treppe! Er lag auf der Treppe der Pyramide. Er zog sich auf die Knie und sah sich um. Etwas Schimmerndes, Glitzerndes fing seinen Blick. Es war das Gewand des Priesters. Er lag schräg auf der Treppe, ein Stück oberhalb von Ron. Er hatte den Kopf merkwürdig schräg zur Seite geneigt, und die Augen waren weit aufgerissen und glasig.

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