0109 - Der Blockadering um Lepso
Nagezahn. Das war das unmißverständliche Zeichen dafür, daß der Mausbiber jetzt weder scherzte, noch einen Streich vorhatte. „Dann komm”, lud Rhodan ihn ein, der begriff, daß Gucky mit einer bestimmten Absicht gekommen war. „Aber zerdrücke mir die Blume nicht, Kleiner.” Mit einem Satz saß der Mausbiber auf der Fensterbank. Er blickte auf das Häusermeer hinunter, während er plapperte: „Die Warnung, die Blume nicht zu zerdrücken, hättest du dir ersparen können. Ich bin kein Vandale, auch wenn andere Pharisäer sind.” „Wer?” fragte Rhodan hastig. Diese Bemerkung hatte der Mausbiber keineswegs unbeabsichtigt gemacht. Als Rhodan nun Guckys Gedanken kontrollieren wollte, stieß er gegen einen starken Abwehrstrom, der seinen schwachen Parakräften sicheren Widerstand entgegensetzte. „Der Dicke als erster! Mercant, Marschall, Deringhouse und Tifflor gehören auch dazu.
Ich habe es ihnen sogar gesagt, was sie sind, Perry. Und dann habe ich sie stehengelassen!” „Warum hast du sie so benannt?” Rhodans Stimme klang etwas schärfer. „Weil sie in Gedanken kein gutes Haar an Thomas ließen, Chef!” „Hm”, erwiderte Rhodan darauf. „Du hast dir doch wohl nicht eingebildet, du könntest jetzt bei mir um gut Wetter für Cardif bitten?” „Nein”, antwortete Gucky und drehte sich auf der Fensterbank nun so weit, daß er Rhodan ansehen konnte. „Aber ich habe mir eingebildet, daß du und ich denselben Verdacht haben, nämlich, daß bei der Sache um Thomas einiges nicht stimmt. Sei mir nicht böse, Perry, wenn ich behaupte, in dieser Angelegenheit hin und wieder ein bißchen klüger gewesen zu sein als du. Du weißt, daß ich schweigen kann wie ein Grab, und du hast auch noch nie gehört, daß ich mit einer guten Idee von mir Reklame gemacht hätte. Sieh mal...” Da faßte Rhodan ihn hart an der Schulter. Er blickte Gucky scharf an. „Kleiner”, erklärte er ihm knapp, aber unmißverständlich, „jetzt schwatze nicht langer, sondern sage endlich, warum du hier aufgetaucht bist, oder ich setzte dich an die frische Luft.” „Okay, Boß. Du hast hier das Kommando, und nicht ich.” Der Kleine sah ihn dabei unverwandt an. „Perry, ich habe jetzt unheimliche Angst, daß Thomas vollkommen schief liegt.” „Du meinst also, daß Cardif hinter dieser Schurkerei steckt, Gucky? Aber warum hast du dann den Dicken und die anderen Pharisäer genannt? Warum?” „Ich weiß es nicht. Als ich ihre Gedanken las, bekam ich eine furchtbare Wut, weil sie so voreingenommen über Thomas dachten, und da mußte ich es ihnen einfach an den Kopf werfen.
Das ist die beste Methode, sie zu zwingen, Strom durch ihre Gehirnwendungen fließen zu lassen.” „Du meinst, damit könntest du sie zum Denken zwingen?” „So kann man es auch ausdrücken.
Und jetzt brüten sie an der Rauschgiftsache herum, überlegen hin und her, und sogar der Dicke ist schon überzeugt, daß Thomas unmöglich für alles verantwortlich ist!” Rhodan sah nachdenklich in die Ferne. Der Kleine war also doch gekommen, um das Schlimmste von Thomas Cardif abzuwenden. „Gucky”, rief Rhodan ihn nun an, und seine grauen Augen funkelten. „Spielt es für dich gar keine Rolle, ob zwanzig oder dreißig Millionen Menschen durch Rauschgift langsam getötet werden? Wieso kannst du dann auch jetzt noch für Cardif sprechen?” Der Mausbiber war in dieser Stunde auch nicht von Rhodan zu erschüttern. „Perry”, bat er, „sage doch nicht immer Cardif! Sage doch wenigstens Thomas Cardif. Er ist doch dein Sohn, auch wenn er deinen Namen nicht tragen will.” „Verliere dich nicht in Nebensächlichkeiten, Gucky. Ich habe Fragen an dich gerichtet, ich verlange, daß du sie auf der Stelle beantwortest.” „Ich habe ja schon einmal hier gesagt, daß du der Boß bist, aber du kannst mich anfunkeln, solange du willst: heute bekomme ich vor dir keine Angst. Und wieso ich immer noch für Thomas Cardif sprechen kann? Tu ich das überhaupt? Oder versuche ich nur, dich zu warnen? Perry, du hast sonst sooft ein wunderbares Urteilsvermögen, aber wenn es sich um deinen Sohn handelt, dann siehst du das Nächstliegende nicht mehr. Kannst du denn die Frage beantworten, warum der Thomas Cardif von heute weder mit dem Thomas Cardif von früher noch mit dir Ähnlichkeit hat?” „Du raffiniertes Bürschchen”, sagte Rhodan, als er feststellte, wie geschickt der Mausbiber ihn in die Defensive gedrängt hatte. Im nächsten Augenblick erstarrte sein Gesicht.
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