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011 - Der grüne Brand

011 - Der grüne Brand

Titel: 011 - Der grüne Brand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Sie immer noch für Harding?«
    »Über den Dottore möchte ich nicht sprechen«, sagte er. »Zu mir ist er immer sehr liebenswürdig gewesen. Bedenken Sie bitte, Signor Beale, daß ich in diesem Land verhungern würde, wenn mir nicht der Dottore geholfen hätte. Und wer mir geholfen hat, dem bin ich dankbar. Auch Ihnen bin ich dankbar«, fügte er schnell hinzu, »denn Sie waren sehr freundlich zu mir und haben mich einmal sogar vor dem Gefängnis bewahrt.«
    Er zuckte unschlüssig die Schultern.
    »Sagen Sie mir, Professor«, fragte Beale, »wo kann ich heute nacht den gelehrten Doktor finden?«
    »In seinem Laboratorium, wo denn sonst!« antwortete der Professor.
    »Eben - wo denn sonst?« wiederholte Beale.
    »Ich darf nichts sagen«, entgegnete der Alte. »Der Dottore beschäftigt sich mit einem Experiment, das ihm ein Vermögen einbringen soll. Wenn ich ihn verrate, wird er vielleicht ruiniert sein. Das wäre sehr undankbar von mir, Mr. Beale!«
    Ein Schweigen folgte, und der alte Professor fühlte sich sichtlich unbehaglich.
    »Und wenn ich Ihnen sage, daß der Signor Dottore in eine gefährliche Verschwörung verwickelt ist?« sagte Beale. »Und daß Sie sich selbst in größter Gefahr befinden, wenn Sie ihm helfen -was dann?«
    »Der Dottore hat viele Feinde«, murmelte Speranza. »Aber ich kann Ihnen nichts sagen, Signor Beale.«
    »Nur das eine noch«, fragte Beale, »können Sie mir vielleicht den Ort nennen, an den der Doktor eine junge Dame gebracht hat? - Dieselbe Dame, in deren Zimmer ich Sie an jenem Abend fand.«
    »Die junge Dame?« Der alte Mann war sichtlich bestürzt. »Nein, nein, Signor Beale, davon weiß ich nichts, ich kenne auch keinen solchen Ort.«
    »Nun«, sagte Mr. Beale nach einer Pause, »ich sehe schon, daß ich nichts weiter von Ihnen erfahren kann, Professor.« Er blickte nach dem Vorhang. »Und ich will Sie auch nicht länger belästigen, Mr. Mint.«
    Der Vorhang wurde auseinandergeschoben, und der asketisch aussehende Mann trat mit einem leichten Lächeln näher.
    »Ich fürchte, dieser Besuch hat Sie enttäuscht«, sagte er liebenswürdig, »und da Sie gerade im Begriff sind, mich zu fragen, ob ich Ihnen helfen kann, so muß ich leider antworten: nein.«
    Beale lachte schallend.
    »Sie sind kein guter Gedankenleser«, erklärte er. »Ich hatte keine derartige Absicht.«
    Er nickte dem alten Mann und seinem Freund zu und wollte gehen, als es plötzlich an die Tür klopfte. Er bemerkte, daß die beiden Männer Blicke tauschten und sichtlich erschraken. - Das Klopfen wurde ungeduldig wiederholt.
    »Erlauben Sie«, sagte Beale und trat zur Tür.
    »Warten Sie, warten Sie«, stammelte der Professor hilflos, aber Mr. Beale war schon bei der Tür und öffnete. Ein Mädchen stand davor, in der er sofort Hilde Gordon, die frühere Kollegin von Margaret Cresswell, erkannte.
    Ohne ihn zu beachten, trat sie schnell ins Zimmer und stellte eine große Tasche, die sie mitgeschleppt hatte, auf den Boden.
    »Warum haben Sie nicht schneller aufgemacht?« fragte sie ärgerlich. »Ich glaubte schon, daß ich erwischt würde. Hier ist die Tasche, sie wird morgen abgeholt.«
    Dann erst bemerkte sie Beale, und sie errötete.
    »Wer - wer sind Sie?« stammelte sie und fügte dann schnell hinzu: »Ich kenne Sie doch. Irgendwo habe ich Sie schon gesehen . .. «
    Bevor er erraten konnte, was sie vorhatte, packte sie plötzlich die Tasche und stürzte zur Tür. Mit einem Sprung war er bei ihr und riß sie herum. Sie stolperte, die Tasche flog ihr aus der Hand und fiel auf den Boden. Beale hörte das Splittern zerbrechenden Glases.
    Im nächsten Augenblick hatte sie die Tasche wieder aufgehoben, war durch die offene Tür gerannt und schlug sie hinter sich zu. Er riß die Tür wieder auf - mit einigen Sätzen mußte er das Mädchen erreicht haben, da ...
    »Hände hoch, Mr. Beale! Und zwar ein bißchen plötzlich!« rief eine Stimme hinter ihm.
    Er blieb mit einem Ruck stehen, drehte sich langsam um und hob dann folgsam die Hände hoch - Mr. Mint, der noch am Tisch saß, hielt den Lauf einer Respekt einflößenden Pistole auf ihn gerichtet.
    »Unangenehm, wie?« fragte er freundlich.
    Beale hatte einen seltsamen Geruch eingeatmet und wußte, daß dieser Geruch aus der Reisetasche des Mädchens gekommen war. Es war der widerliche Geruch des ›grünen Brandes‹.

13
    Margaret Cresswell hatte die Ellbogen auf das breite Fensterbrett gestützt und preßte ihr Gesicht gegen die kalten Gitterstäbe des

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