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011 - Der grüne Brand

011 - Der grüne Brand

Titel: 011 - Der grüne Brand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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kann.«
    »Hat er denn mehrere Wohnungen?« fragte Kitson erstaunt.
    »Seit drei Monaten mietet er alle möglichen Gebäude«, entgegnete Beale, »und das auf so geschickte Art, daß er selbst nie offiziell als Mieter auftritt.«
    »Und was hat er denn damit vor, um Himmels willen?«
    »Das werden wir eines Tages schon noch erfahren«, erwiderte Beale bedeutungsvoll. »Ich will Ihnen noch etwas sagen, meine Herren: Es gibt keinen aus seiner Bahn geworfenen Wissenschaftler - ob in England, in Frankreich oder in Amerika -, der nicht für ihn arbeitet. Und nun auf Wiedersehen . . .«
    »Sie brauchen keine Hilfe?« fragte der Inspektor.
    »Noch nicht«, meinte Beale lächelnd. »Mit dem Professor werde ich schon allein fertig.«
    An der Südseite der Themse liegt zwischen der Waterloo und Blackfriars Road ein übervölkerter Bezirk. Hier stehen alte, schmalbrüstige Häuser neben großen Mietskasernen, an die sich moderne Arbeitersiedlungen anschließen.
    Im Kellerraum eines der alten Häuser saßen zwei Männer, die einander so unähnlich waren wie nur möglich. Der Raum selbst war schmutzig und kahl. Es standen nur die nötigsten Möbel darin.
    Die beiden Männer saßen sich an einem Tisch gegenüber. Eine nackte Birne, die von der Decke herunterhing, warf grelles Licht auf ihre Arbeit. Der Ältere der beiden beugte sich über ein Mikroskop. Von Zeit zu Zeit unterbrach er seine Beobachtung, um Zahlen auf ein Blatt Papier zu kritzeln. An seinem großen Kopf und den langen, ungeschickten Armen hätte ihn Margaret Cresswell sofort erkannt. Es war Professor Speranza.
    Der Mann ihm gegenüber war aus anderem Holz geschnitzt: groß, hager, fast asketisch aussehend. Das glattrasierte, scharfgeschnittene Gesicht deutete auf eine Herkunft, die im Gegensatz zu seiner fadenscheinigen Kleidung stand. Er las in einem dicken Buch.
    Ein Klopfen an der Tür ließ sie beide hochfahren. Der Professor erhob sich, schlürfte zur Tür hinüber, schob den Riegel zurück und öffnete. Draußen stand Mr. Beale.
    »Hoffentlich störe ich nicht«, sagte er freundlich. »Ich glaubte, Sie wohnten allein.«
    Er sprach italienisch, die Sprache, die dem Professor am geläufigsten war.
    »Oh, nur ein Freund von mir«, entgegnete Speranza mit sichtlichem Unbehagen. »Wir wohnen zusammen.«
    »Willst du uns nicht miteinander bekannt machen?« sagte der Mann am Tisch kühl.
    Der Professor schaute zweifelnd von einem zum ändern.
    »Mein Freund, Mr. Mint.« »Mr. Mint«, wiederholte Beale und streckte dem andern seine Hand entgegen. »Mein Name ist Beale.«
    Der Mann warf ihm einen scharfen Blick zu.
    »Kriminalpolizei, wie? Oder mein Instinkt läßt mich im Stich.«
    »Sie haben nur teilweise recht«, lächelte Beale. »In dem Sinn, wie Sie es meinen, bin ich kein Polizist - und außerdem ist mein Besuch hier rein privater Natur.«
    »Das will ich hoffen«, sagte der andere und setzte sich wieder. »Andernfalls wären Sie ja auch nicht allein gekommen. - Um Mißverständnisse zu vermeiden, Mr. Beale, möchte ich Sie gleich darauf aufmerksam machen, daß ich ein Berufsverbrecher bin. Dieser luxuriöse Raum hier ist meine Bleibe, wenn ich nicht gerade im Kittchen sitze. Als Dieb führt man eben ein bewegtes Leben. Früher war das einmal anders - ob Sie es glauben oder nicht, ich war Pfarrer.«
    Seine Stimme und sein Benehmen waren die eines gebildeten Mannes. Seltsamerweise glaubte ihm Beale auch ohne weiteres.
    »Mich bringt so leicht nichts in Verwunderung«, erwiderte er und warf einen Blick auf den Professor.
    »Ich sehe«, sagte der seltsame Pfarrer, »daß ich überflüssig bin. Unglücklicherweise kann ich nicht auf die Straße gehen, ohne meine Verhaftung zu riskieren. Wenn Sie also nichts dagegen haben, werde ich mich in mein Schlafzimmer zurückziehen und mir Watte in die Ohren stopfen.«
    »Nicht nötig«, lächelte Beale. »Der Professor wird wohl vor Ihnen wenig Geheimnisse haben.«
    Der Pfarrer verabschiedete sich mit einer eleganten Handbewegung, stand auf und ging in den hinteren Teil des Raumes, wo ein schmutziger Vorhang gespannt war. Im nächsten Augenblick war er dahinter verschwunden, und man hörte, wie er sich auf irgendein Lager fallen ließ.
    »Ich untersuchte gerade das Blut eines Schlafkranken. Das tropische Institut hat mir liebenswürdigerweise eine Probe überlassen«, begann der Professor unsicher.
    »Professor«, sagte Beale, setzte sich auf den freigewordenen Stuhl des Pfarrers und beugte sich über den Tisch, »arbeiten

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