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011 - Der grüne Brand

011 - Der grüne Brand

Titel: 011 - Der grüne Brand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Fensters. Die Morgensonne drang langsam durch den dichten Nebel. Sie hatte die Nacht in einem Sessel verbracht, gegen Morgen ein Bad genommen und sich dann gleich wieder angekleidet. Während der ganzen Nacht hatte sie kein Geräusch gehört; sie nahm an, daß Harding nach London zurückgekehrt war.
    Ihr Zimmer lag im ersten Stock und ging nach hinten hinaus. Die Aussicht beschränkte sich auf das, was zwischen zwei großen Fliederbüschen lag, die fast bis zu ihrem Fenster reichten.
    Das Haus stand am Abhang eines Hügels, und man hätte aus ihrem Fenster direkt auf einen schönen Rasen hinaustreten können, wenn dem nicht zwei wesentliche Hindernisse im Weg gestanden hätten: einmal das Gitter, das vor ihrem Fenster angebracht war, und dann ein betonierter, tiefer Graben, der zu breit zum Überspringen war.
    Sie konnte aber sehen, daß sich das Grundstück ziemlich weit ausdehnte. Die hohe Mauer, die den Garten offenbar von der Landstraße trennte, war mehr als hundert Meter entfernt. Zwischen den im Winde hin und her schwankenden Büschen konnte sie eine kleine braune Gittertür erkennen. Müde kehrte sie dem Fenster den Rücken und setzte sich auf den Rand des Bettes. Angst hatte sie keine, aber das Gefühl ihrer Ohnmacht verbitterte sie mehr und mehr.
    Weshalb nur wollte dieser Mann, dieser Harding, sie heiraten, wenn er nicht einmal in sie verliebt war? Und warum hatte er sie gewaltsam entführt?
    Diese Fragen gingen ihr durch den Kopf, als es plötzlich an ihre Tür klopfte und eine rauhe Stimme rief: »Frühstück!«
    Sie schob den Riegel zurück, und der Mann, der sich Gregory nannte, kam herein. Er zeigte mit seinem Daumen auf das gegenüberliegende Zimmer.
    »Sie können beide Zimmer benutzen; aber herunterkommen dürfen Sie nicht«, sagte er. »Ich habe Ihr Frühstück dort hineingestellt.«
    Sie ging über den Flur und trat in ein einfach eingerichtetes Wohnzimmer. Auf dem Tisch stand ein reichliches Frühstück. Bevor sie weitere Nachforschungen anstellte, aß sie erst einmal mit gesundem Appetit.
    Eine halbe Stunde später kam der Mann wieder herauf, um den Tisch abzuräumen.
    »Würden Sie so freundlich sein und mir sagen, wo ich bin?« fragte Margaret.
    »Ich werde Ihnen gar nichts sagen«, antwortete Gregory.
    »Ich nehme an, Sie wissen, daß es ein Verbrechen ist, mich hier festzuhalten?«
    »Erzählen Sie das dem Doktor«, entgegnete er mit einem seltsamen Lächeln.
    Sie ging ihm nach, um festzustellen, wie sie bewacht wurde und welche Fluchtmöglichkeiten bestanden. Auf der obersten Treppenstufe stellte er das Tablett ab, zog zwei Schiebetüren aus den Wänden und ließ sie vor ihrer Nase zuschnappen. Es war ihr klar, daß es keine Möglichkeit gab, in dieser Richtung zu entkommen.
    Margaret fing nun an, das andere Zimmer genauer zu betrachten. Auch hier waren die Fenster vergittert. Ein kleines, mit theologischen Büchern vollgepfropftes Regal stand da. Eine entfernte Kirchenglocke begann zu läuten, und es fiel ihr ein, daß heute Sonntag war. Sie schaute auf ihre Uhr. Es war schon beinahe elf Uhr.
    Das Fenster bot auch keinen besseren Ausblick als das in ihrem Schlafzimmer, nur daß sie die kleine braune Gittertür etwas deutlicher sehen konnte und außerdem noch ein an die Mauer angebautes niedriges Gebäude. Sie renkte sich beinahe den Hals aus, um nach rechts und links schauen zu können, aber das dichte Gebüsch versperrte jede Aussicht.
    Nach einer Weile hörte das Läuten auf, und sie begann wieder, das Zimmer zu untersuchen. In einem altmodischen Schreibtisch fand sie einige Bogen Papier, eine Feder und eine volle Flasche mit Tinte. Dann ging sie wieder zum Bücherregal und betrachtete die Titel einiger Bücher. Auf den Titelblättern stand überall der Name L. T. B. Stringer. Sie war überzeugt, daß hier ein Pfarrer gewohnt hatte, kein anderer hätte sich eine solche Bibliothek zusammengestellt. Plötzlich hatte sie eine Idee. Gab es nicht ein Verzeichnis der Pfarrer in England? Sie nahm ein Buch nach dem andern aus dem Regal und fand endlich, was sie suchte: ›Crockers Verzeichnis der Geistlichem‹. In dem Buch stand unter dem Buchstaben S: ›Stringer, Lawrence Thomas Benjamin, Pfarrer von Upper Staines, wohnhaft in Deans Folly, Upper Reach bei Staines.‹
    Ihre Augen blitzten. Sie wußte sofort, daß sie die Lage ihres Gefängnisses herausgefunden hatte. Harding mußte das Haus möbliert gemietet haben, wahrscheinlich vom Pfarrer selbst oder von seiner Witwe. Sie durchsuchte

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