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011 - Der grüne Brand

011 - Der grüne Brand

Titel: 011 - Der grüne Brand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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kennengelernt habe.«
    »Das sieht Ihnen gar nicht ähnlich, Beale«, entgegnete der andere, »daß Sie mit einer Unterhaltung Zeit verlieren. Ich glaubte, Sie seien dazu zu scharf auf der Spur.«
    »Bin ich auch«, sagte Beale nachdenklich. Dann sah er plötzlich Mr. Kitson voll ins Gesicht. »Tatsächlich habe ich große Sorgen. Ich weiß zwar, daß es hier in London nicht so leicht ist zu heiraten wie bei uns in Amerika. Vor allem dürfte es überall gleich schwierig sein, ein Mädchen gegen seinen Willen zu heiraten - und selbstverständlich ist eine solche Trauung gesetzlich ungültig ... Trotzdem werde ich allmählich nervös.«
    »Sie haben recht, was die Trauung anbelangt«, entgegnete Kitson. »Die genauen gesetzlichen Bestimmungen lauten so, daß eine Trauung nur stattfinden darf, wenn die Ehepartner drei Wochen lang in dem Bezirk, wo sie wohnhaft gewesen sind, aufgeboten wurden.«
    »Gibt es keinen anderen Weg?«
    »Doch, wenn man eine Sondergebühr bezahlt und einen ausreichenden Grund angibt, kann der Erzbischof von Canterbury oder sein Stellvertreter eine Trauung ohne Aufgebot erlauben. Das nennt man eine Sonderlizenz. Eine solche Trauung kann innerhalb weniger Stunden, ganz gleich wo, stattfinden.«
    »Gibt es eine Liste der Antragsteller?« fragte Beale schnell.
    »Daran habe ich auch schon gedacht«, sagte der Anwalt. »Die kirchlichen Behörden geben aber nur selten die Erlaubnis zur Einsicht. Meine Ansicht ist übrigens, daß Harding auf normalem Wege heiratet, das heißt mit Aufgebot. Um eine Sonderlizenz zu bekommen, müßte er seinen richtigen Namen angeben. Wenn er aber das Aufgebot rechtzeitig bestellt, so kann er getraut werden, auch wenn er einen falschen Namen nennt.«
    »Wäre eine unter falschem Namen geschlossene Ehe gültig?«
    »Vollkommen. Es würde zwar einen Verstoß gegen das englische Gesetz bedeuten, aber die Heirat wäre deshalb nicht ungültig.«
    Stanford Beale studierte aufmerksam das Teppichmuster.
    »Besteht die Möglichkeit, daß zwei Lizenzen ausgegeben werden, um ein und dasselbe Mädchen zu heiraten?« fragte er.
    »Ausgeschlossen. Wie kommen Sie auf diese Frage?«
    Beale antwortete nicht sofort.
    »Als ich gestern Mr. Mint direkt nach Miss Cresswell fragte, sagte er: ›Sie meinen wohl die Dame, die den Doktor heiratet.‹ Mehr konnte ich aus ihm nicht herauskriegen, aber er brachte mich auf den Gedanken, dafür zu sorgen, daß Harding keine Sonderlizenz bekommt. Ich will selbst um eine nachsuchen.«
    Der Rechtsanwalt starrte ihn an.
    »Ohne das Mädchen zu heiraten?« stieß er hervor. »Aber . . .«
    Mr. Beale lachte.
    »Keine Aufregung, Mr. Kitson! Ich denke dabei wirklich nur an Miss Cresswell. Eine Sonderlizenz auf meinen Namen würde Harding wenigstens einen Weg, leicht zu Geld zu kommen, versperren. Bitte sagen Sie mir - das ist eigentlich der Grund, weshalb ich hergekommen bin -, ob John Millinborn das Testament so abgefaßt hat, daß der Gatte durch die Ehe direkt Vorteile erlangt, oder ist er abhängig von dem, was seine Frau ihm gibt?«
    »Er hat direkte Vorteile«, antwortete Kitson nach einer Pause. »Er erhält bei der Trauung genau die Hälfte des Vermögens. Das war Millinborns Idee. Er glaubte, daß die Voraussetzungen zu einer glücklichen Ehe größer seien, wenn der Gatte nicht von der Großzügigkeit seiner Frau abhängig zu sein braucht.«
    »Ich verstehe. Und das weiß Harding natürlich. Er braucht also nur den Trauschein vorzuzeigen, um zwei Millionen Dollar einzustecken. Das ist der Schlüssel des ganzen Geheimnisses. Harding braucht das Geld schnell, und nach den Bedingungen des Testamentes. . .«
    »Bekommt er es auch«, fiel Kitson ein. »Wenn er morgen mit dem Trauschein in der Hand zu mir kommt, muß ich ihm seinen Anteil auszahlen, selbst wenn ich weiß, daß er das Mädchen zur Heirat gezwungen hat. - Harding hat meinen alten Freund anscheinend gründlich ausgeholt.« Sein Gesicht wurde hart. »Ich würde alles darum geben, wenn ich diesen Schuft an den Galgen bringen könnte, Beale!«
    Seine Stimme zitterte. Er stand plötzlich auf und ging zum Fenster. Nach einer Weile drehte er sich um.
    »Ich finde, Ihre Idee hat vieles für sich. Verschaffen Sie sich die Lizenz.«
    »Ich glaube, es gibt keinen anderen Weg. Wenn wir wüßten, wo Miss Cresswell ist, könnten wir die Trauung verhindern und Harding belangen, aber ich fürchte, wir finden sie erst, wenn es schon zu spät ist. Bitte stellen Sie einmal folgende Überlegung an: Harding hat

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