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011 - Der grüne Brand

011 - Der grüne Brand

Titel: 011 - Der grüne Brand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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ja keinerlei persönliches Interesse an Miss Cresswell; wenn mit einer Heirat für ihn nicht der Gewinn eines großen Vermögens verbunden wäre, würde er sie in Ruhe lassen. Angenommen, ich finde Miss Cresswell, dann wäre es das einfachste, wenn ich sie sofort - möglichst an Ort und Stelle -heiraten könnte. Damit ist dann Hardings Plan zunichte gemacht, und ich garantiere Ihnen, daß er sofort jedes Interesse an ihr verliert.«
    »Sie wollen sie also tatsächlich heiraten, um Hardings Absichten zu vereiteln, und später die Heirat für nichtig erklären lassen?« fragte Mr. Kitson kopfschüttelnd. »Das klingt alles sehr phantastisch, und ich muß ehrlich sagen, daß ich nicht viel davon halte. Haben Sie eigentlich schon daran gedacht, daß es gar nicht so leicht ist, eine Ehe wieder zu lösen, wenn sie einmal geschlossen ist?«
    »Stimmt«, entgegnete Beale, »phantastisch klingt das Ganze wirklich. Immerhin sehe ich eine Möglichkeit, meine Idee in die Tat umzusetzen. Hören Sie zu: Ich erzählte Ihnen von diesem Pfarrer, Mr. Mint - er war tatsächlich Pfarrer und ist durch irgendeinen Umstand aus seiner Laufbahn geworfen worden. Vorstrafen hat er ohne Zahl, aber er sieht immer noch aus wie ein Gentleman. In anständigen Kleidern würde er durchaus wie ein Pfarrer wirken. Ich schlage vor, daß er mich mit Miss Cresswell trauen soll. Die Trauung wird natürlich eine Scheintrauung sein, aber weder das Mädchen noch Harding werden das wissen. Verstehen Sie?« »Mit andern Worten, Sie haben vor, eine ungesetzliche Handlung zu begehen«, erwiderte Kitson. »Glauben Sie denn überhaupt, daß dieser Kerl Ihnen helfen würde?«
    »Ich glaube es nicht nur, ich weiß es«, erklärte Beale. »Nehmen Sie es mir nicht übel, Mr. Kitson, aber ich habe bereits mit Mr. Mint gesprochen. Die Polizei ist ihm so dicht auf den Fersen, daß er für fünfhundert Pfund und eine Schiffskarte nach Australien bereit ist, alles zu tun. - Übrigens hatte er seltsamerweise am Anfang irgendwelche moralischen Bedenken, die ich ihm aber bald ausredete. Er ist jetzt nach Whitechapel gefahren, um sich die nötigen Kleider zu beschaffen.«
    Kitson schüttelte verzweifelt den Kopf.
    »Sie überfahren mich völlig, Beale«, sagte er. »Was bleibt mir anderes zu tun übrig, als Ihnen meine Einwilligung zu geben . . . Eines muß ich Sie aber doch noch fragen« - er sah dem anderen gerade in die Augen -, »hegen Sie Miss Cresswell gegenüber wirklich keine anderen Gefühle, als sie Ihr Berufsinteresse mit sich bringt?«
    Beale wich seinem Blick aus.
    »Ich möchte Sie nicht anlügen, Mr. Kitson«, sagte er ruhig.
    »Mein Interesse an Miss Cresswell ist durchaus nicht nur beruflicher Natur - aber das spielt jetzt nicht die geringste Rolle, außerdem wird sie es nie erfahren.«
    Bald darauf verabschiedete sich Beale und fuhr in seine Wohnung zurück. Um vier Uhr bekam er Besuch. Es war Mr. Mint -frisch rasiert, in einem gutsitzenden schwarzen Gehrock und mit weißem Beffchen.
    »Sie sehen ja völlig echt aus«, sagte Beale zufrieden.
    »Erzählen Sie mir doch noch einmal genau die Hintergründe der Geschichte«, sagte Mr. Mint ernst. »Mich interessiert es vor allem, ob . . .«
    In diesem Augenblick klopfte es kurz an der Tür, und Beale öffnete. McNorton kam herein, und Mint zog sich vorsichtig zurück.
    »Alles in Ordnung, Pfarrer«, sagte McNorton. »Ich wußte, daß Sie hier sind. - Was halten Sie davon, Beale?«
    Er legte ein Stück zerknittertes Papier auf den Tisch. Es war die obere Hälfte eines Telegrammformulars, die untere Hälfte fehlte.
    »An Besocity«, las Beale laut. »Bin eingesperrt Pfarrhaus Deans . . .«

15
    »Wo ist der Rest?« fragte Beale.
    »Das ist alles«, antwortete McNorton grimmig. »Und mehr werden wir vorerst leider nicht erfahren. Das Stück Papier wurde einem betrunkenen Landstreicher abgenommen, den ein Polizist im Stadium der totalen Volltrunkenheit auf der Landstraße bei Pingston gefunden und ins Polizeirevier gebracht hatte. Der Reviervorsteher, der wie alle Polizeidienststellen von dem Verschwinden Miss Cresswells unterrichtet worden war, hat den Fetzen in Zusammenhang mit ihr gebracht und schickte ihn uns. Leider ist der Vagabund vernehmungsunfähig. Er sieht weiße Mäuse, und der Polizeiarzt mußte ihm eine Injektion geben, um ihn zu beruhigen. Es wird eine ganze Weile dauern, bis er wieder zu sich kommt.« Er drehte sich zu dem Pfarrer um. »Sie wollen also Mr. Beale helfen, wie? Hätte nicht gedacht, daß

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