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011 - Der grüne Brand

011 - Der grüne Brand

Titel: 011 - Der grüne Brand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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der eine Glatze hatte.
    »Hallo, Bridgers«, sagte Harding. »Sie haben anscheinend geplaudert!«
    »Oh, wer plaudert nicht?« brummte dieser.
    Er zog seine Dose aus der Tasche, öffnete sie und nahm eine Prise.
    »Das Zeug wird Sie noch umbringen«, knurrte Harding.
    »Es wird ihn jedenfalls in bessere Laune versetzen«, meinte der Kahlköpfige. »Ich habe nichts gegen Leute, die Kokain nehmen. Nur in den Pausen gehen sie mir auf die Nerven.«
    »Wenn ich keinen Koks schnupfte, würde ich wahrscheinlich nicht in Ihrer verdammten Fabrik arbeiten, Harding«, sagte Bridgers fröhlich. »Bekomme ich eigentlich keine Entschädigung dafür, daß ich Ihre flüchtende Braut zurückgehalten habe? Eben habe ich nämlich von Milsom erfahren, daß sie das ist.«
    Harding blickte fragend Milsom an, der nickte.
    »Sie interessieren sich viel zuviel für meine Privatangelegenheiten«, sagte er barsch.
    »Ach, seien Sie doch nicht so empfindlich. Dieser Ort hier fällt mir allmählich auf die Nerven. Ich möchte zurück nach London. Hier sehen für mich bald alle Bakterien gleich aus.« »Lassen Sie ihn gehen«, sagte Milsom. »Ich werde ihn schon nicht aus den Augen verlieren.« Als sie allein waren, sah er Harding an: »Wie steht es?«
    Harding zuckte die Achseln.
    »Ich fange an, nervös zu werden«, entgegnete er. »Weniger wegen Beale, sondern hauptsächlich wegen der Geldfrage. Unsere Ausgaben sind unerhört und wachsen ständig. - Die Heirat muß auf alle Fälle morgen stattfinden. Auch White wird nervös«, fügte er noch hinzu. »Er möchte sein Geld wiederhaben, da er selbst am Rand der Pleite steht.«
    Milsom verzog das Gesicht.
    »Hoffentlich verpfeift er uns nicht«, sagte er. »Zutrauen würde ich es ihm. - Die Heirat findet also morgen statt?«
    »Ich habe dem Pfarrer erklärt«, entgegnete Harding, »daß meine Verlobte bettlägerig sei und daß sie Wert darauf lege, hier im Hause getraut zu werden.«
    »Schön, dann wäre ja alles in Ordnung. Wann bekommt die Braut denn ihre nächste Dosis?«
    »Erst in zwei Stunden«, sagte Harding.
    In diesem Moment wurde er unterbrochen. Durch die Tür stürzte ein Mann in einem schmutzigweißen Kittel. Sein Gesicht war angstverzerrt.
    »Monsieur, Monsieur«, rief er, »dieser Idiot von Bridgers . . ,«
    »Was ist denn los?« Harding sprang auf.
    »Ich glaube, er ist verrückt. Er tanzt durch den Park und singt und schreit, daß er das Präparat bei sich habe!«
    Harding lief fluchend hinaus, der Arzt folgte ihm. Im Garten hinter einem Gebüsch sahen sie Bridgers. Er stand mit offenem Mund da und starrte sie an.
    »Ich habe es fallen lassen«, stammelte er.
    Harding brauchte ihn nicht zu fragen, was er habe fallen lassen. Einige Quadratmeter des grünen Rasens, auf dem sie standen, sahen aus, als hätte der Schmelzofen der Hölle sie verbrannt. In der Luft lag ein durchdringender Verwesungsgeruch.

19
    Margaret hatte das Gefühl, als hinge ein grauer Nebelvorhang vor ihren Augen. Das heißt, ein bewußtes Gefühl hatte sie eigentlich gar nicht, ihr war zumute, wie einem Betrunkenen, der mühsam auf der Grenze zwischen völliger Bewußtlosigkeit und einem halbwachen Dämmerzustand dahintaumelt. Irgendeine Stimme hämmerte monoton gegen ihre Ohren, und schließlich schmolz ein Teil des grauen Vorhangs hinweg, in dem ihr ganzer Kopf eingebettet schien.
    »Sie kommt zu sich«, sagte Harding. »Offensichtlich war die zweite Dosis gestern abend ein wenig zu stark. Eine dritte Spritze ist auf jeden Fall nicht nötig.«
    »Wieviel Uhr ist es?« fragte das Mädchen stockend und setzte sich aufrecht. Sie fühlte sich schwach und müde, aber nicht einmal schwindlig.
    »Zwölf Uhr. Sie haben seit sieben Uhr gestern abend geschlafen. Wir wollen einmal sehen, ob Sie stehen können. Bitte versuchen Sie es.«
    Sie gehorchte ohne weiteres. Es war nicht so, daß sie keinen klaren Gedanken hätte fassen können; ihr Geist war nur von einer unsagbaren Trägheit ergriffen. Hätte man sie in Ruhe gelassen, so wäre sie zufrieden gewesen, sich einfach wieder hinlegen zu können. Da man etwas von ihr wollte, gehorchte sie wie ein Automat, weil ihr das am einfachsten schien. Kein Funken ihres eigenen Willens war in ihrem gelähmten Bewußtsein zurückgeblieben.
    »Gehen Sie hinüber zum Fenster«, sagte der Doktor, und sie gehorchte, obwohl sie beim Gehen immer wieder einknickte. »Jetzt kommen Sie zurück - gut, so ist's recht.«
    Sie sah ihn gleichgültig an und zuckte nicht einmal zusammen, als er

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