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011 - Der grüne Brand

011 - Der grüne Brand

Titel: 011 - Der grüne Brand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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beide Hände auf ihre Schultern legte.
    »Heute nachmittag werden Sie getraut - das ist Ihnen doch recht, nicht wahr?«
    »Ja«, sagte sie. »Das ist mir recht.«
    »Und Sie werden ja sagen, wenn ich es Ihnen befehle, nicht wahr?«
    »Ja, das werde ich sagen«, antwortete sie mechanisch.
    »Sie werden hierbleiben, bis der Pfarrer kommt«, fuhr Harding fort, »und nicht versuchen wegzulaufen, nicht wahr?«
    »Nein, ich werde nicht weglaufen«, antwortete sie.
    »Legen Sie sich wieder hin.«
    Ohne zu zögern tat sie, was er befahl.
    »Das wird genügen«, sagte Harding befriedigt. »Kommen Sie mit hinunter, Milsom, ich habe Ihnen etwas zu sagen.«
    »Was ist denn los?« fragte Milsom, als er sich unten Harding gegenübersetzte.
    »Das hier habe ich heute bekommen«, sagte Harding und warf ihm einen Brief zu.
    Milsom öffnete den Brief und las langsam.
    »Ein Mann wollte Sie gestern nachmittag besuchen und ist seither wiederholt dagewesen. Beale hat ihn gesehen und ausgefragt. Der Mann nennt sich Star und wohnt im Scaraband Hotel, Burner Street. «
    »Wer ist denn das?« fragte Milsom.
    »Höchstwahrscheinlich der Beauftragte einer südamerikanischen Bank, die ich schon vor längerer Zeit um Hilfe gebeten habe. Bisher ist sie nicht darauf eingegangen, und das ist auch der Grund, weshalb diese Heirat so überstürzt stattfinden muß. Ich brauche unbedingt Geld. Allein die Räume in Paddington kosten mich ein Vermögen. Sie müssen übrigens heute nacht unbedingt zurückfahren.« Milsom nickte.
    »Was haben Sie nun unternommen?«
    »Ich habe Gregory hingeschickt. Er soll sich diesen Mann ansehen, und wenn er von der Bank kommt, bringt er ihn sofort her. Wir werden dann keine Geldschwierigkeiten mehr haben und können bald losschlagen.«
    Eine Pause folgte. Dann fragte Milsom: »Was für eine Wirkung wird das Ganze auf dieses Land haben?«
    »England wird ruiniert sein, genau wie alle andern Länder Europas«, sagte Harding mit fester Stimme. »Nächste Woche will ich die Fabrik in Paddington auflösen und wegfahren«, fuhr er dann fort.
    »Wohin wollen Sie denn?«
    »Nach Südamerika«, antwortete Harding und faltete die Zeitung zusammen, in der er aufmerksam die Getreidenotierungen studiert hatte. »Von dort aus kann ich mit größerer Sicherheit unsere Operation leiten. Gregory geht nach Kanada, Mitchell und Champs haben Australien bereits organisiert, und drei unserer Leute stellen Arbeiter in Indien bereit.«
    »Und die Vereinigten Staaten?«
    »Auch dort ist alles vorbereitet«, sagte Harding. »Das kostet mich natürlich eine Menge Geld. Die Leute warten jetzt nur noch auf mein Losungswort. - Sie selbst gehen übrigens ebenfalls nach Kanada.«
    »Soll ich Bridgers mitnehmen?«
    »Er wäre zwar der ideale Gehilfe für Sie, aber ich traue ihm nicht. Ihre Aufgabe ist einfach. Sie erhalten vor Ihrer Abreise ein versiegeltes Kuvert, das eine Liste unserer sämtlichen kanadischen Agenten enthält. Sie werden darin auch zwei Codeworte finden, von denen das eine bedeutet: ›Operation beginnen‹ und das andere: ›Alle Instruktionen rückgängig machen und Apparate vernichten‹.«
    »Es klingt fast zu einfach«, sagt Milsom. »Welche Möglichkeiten der Entdeckung bestehen?«
    »So gut wie keine«, antwortete der Doktor prompt. »Die einzige Gefahr ist dieser Kerl namens Beale, aber er weiß nichts Bestimmtes, und solange er nur herumrät, kann er uns nicht schaden.«
    Man hörte Schritte, und Harding ging schnell zur Tür und öffnete sie.
    »Nun, Gregory?« fragte er.
    »Er ist hier«, antwortete dieser und zeigte auf einen Mann, der hinter ihm stand. »Der Pfarrer kommt übrigens auch gerade.«
    »Gut, bitte treten Sie doch näher.«
    Der Mann, den Mr. Beale vergebens ausgehorcht hatte, machte eine knappe Verbeugung.
    »Sie sind Dr. Harding?« fragte er auf spanisch.
    »Ja, gewiß«, antwortete der Doktor in derselben Sprache.
    »Ich habe einen Brief für Sie und suche Sie schon seit einigen Tagen. Hier ist er.«
    Harding nahm das Schreiben und riß schnell den Umschlag auf. Nachdem er gelesen hatte, sagte er dem Boten ein Losungswort. Dieser flüsterte ihm daraufhin etwas ins Ohr.
    »Gott sei Dank!« rief Harding erleichtert. »Die Bank macht mit, unsere Finanzen sind wieder in Ordnung!«
    Eine Bewegung an der Tür ließ ihn aufblicken.
    »Der Pfarrer ist da«, flüsterte Milsom.
    »Na, den brauchen wir jetzt ja eigentlich gar nicht mehr«, entgegnete Harding ebenso leise. »Trotzdem werde ich mich aber trauen lassen.

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