0111 - Die grausamen Ritter
der Burghof hinter mir zurück.
Zum Kampf würde es unten erst kommen.
Die Dunkelheit nahm mich auf. Ich trug wie immer meine kleine Taschenlampe bei mir, die ich jetzt einschaltete. Uralte, dicke Mauern umgaben mich. Sie waren für eine Ewigkeit gebaut. Der Weg führte weiter in die Tiefe, ging jedoch über in eine Linkskurve, die ich durchschreiten mußte.
Kaum hatte ich den Scheitelpunkt erreicht, als ich einen rötlichen Widerschein sah.
In den Gewölben flackerte Licht.
Pechfackeln, dachte ich.
Ich sparte die Batterie meiner Lampe und schaltete sie vorerst aus. Das rote Licht wies mir den Weg.
Unter meinen Schritten knirschten Steine, wurden von den Sohlen zertreten. Das Heulen des Windes hatte abgenommen. Hier unten war kaum mehr als ein Säuseln zu vernehmen.
Ich wurde noch vorsichtiger, lauschte auf jedes Geräusch, aber noch hielten sich die Ritter zurück.
Ideal für mich wäre gewesen, wenn ich sie in ihren Sarkophagen vorgefunden hätte, doch daran wollte ich nicht so recht glauben.
Soviel Glück kann ein Mensch gar nicht haben.
Wieder bewegte ich mich ein paar Yards voran. Ich wußte aus zahlreichen Büchern, daß man früher oft Fallen ausgelegt und gestellt hatte, um die fremden Eindringlinge zum Schluß doch noch zu kriegen.
Den Gedanken hatte ich kaum zu Ende gedacht, da hörte ich über meinem Kopf das Knirschen.
Instinktiv sprang ich vor.
Das war mein Glück.
Von der Decke her raste ein Fallgitter nach unten. Die Stäbe liefen spitz zu. Sie hätten mich regelrecht aufgespießt.
So rammte das Gitter nur in die Erde.
Puh, da hatte ich Glück gehabt. Mir wurde nachträglich noch heiß und kalt.
Nun wurde ich noch vorsichtiger. Wo befand sich die nächste Todesfalle?
Ich traute mich nicht mehr, in der Mitte des Gangs zu bleiben, sondern ging jetzt dicht an der Mauer weiter. Dazu hatte ich mir die rechte Seite ausgesucht, hier war der Widerschein der Fackel ein wenig heller.
Die Fackeln selbst sah ich jedoch nicht. Sie mußten irgendwo im hinteren Teil des Gewölbes stecken.
Es herrschte eine nahezu unheilvolle Stille hier unten. Eine Stille, vor der man sich fürchten konnte. Nur mein eigener Atem war zu hören und das vorsichtige Setzen der Schritte.
Wo lauerten sie?
Das Gefälle des Gangs hatte sich gelegt. Gerade ging es nun weiter. Und da sah ich die erste Fackel. Sie steckte in einer kleinen Nische, so daß viel von ihrer Leuchtkraft von den Mauern aufgefangen wurde und nur der Widerschein über den Boden zuckte.
Über einen Boden, der plötzlich nachgab.
Eine Fallgrube!
Ich warf mich zurück.
Gerade noch rechtzeitig, denn dicht vor mir kippte der Boden nach unten weg.
Am Rand der Fallgrube blieb ich stehen, senkte den Blick und schaute nach unten.
Himmel, das war tief. Ich konnte überhaupt kein Ende erkennen.
Noch im nachhinein rann mir eine Gänsehaut über den Rücken, und mein Herz klopfte doppelt so schnell wie normal.
Die zweite Todesfalle lag hinter mir. Nur kam ich hier nicht so rasch vorbei wie bei der ersten.
Die Fallgrube war verdammt groß.
Sie reichte fast von einer Gangwand zur anderen, so daß zwischen den Mauern und der Falltür jeweils zwei äußerst schmale Stege blieben, die über die Fallgrube führten. Die Stege waren kaum breiter als ein Schuh, aber mir blieb keine andere Möglichkeit.
Ich mußte es riskieren!
Mit dem Rücken zuerst drückte ich mich an die Wand. Dann setzte ich behutsam den rechten Fuß vor, prüfte die Standfestigkeit des schmalen Gehstreifens und war einigermaßen zufrieden.
Er würde mein Gewicht halten. Zwar bröckelten einige Krumen Erde und auch ein paar Steine ab, aber das ließ sich noch vermeiden. Ich schickte ein Stoßgebet zum Himmel, daß ich die Strecke schaffte.
Langsam zog ich das linke Bein nach.
Ausruhen.
Den rechten Fuß vor, das linke Bein nachziehen, all das geschah in Zeitlupe. Nur keine hastige Bewegung, nichts überstürzen, es würde meinen Tod bedeuten.
Am gesamten Körper brach mir der Schweiß aus. Ich spürte ihn in den Achselhöhlen, auf dem Rücken, im Nacken, und auf meinem Gesicht lag er als dicke Schicht.
Mein Herz klopfte laut gegen die Brust.
Zoll für Zoll bewegte ich mich weiter. Die Lippen hatte ich zusammengepreßt, die Zähne bissen aufeinander. Die Konzentration forderte fast Unmenschliches.
Dann lag die Hälfte der Strecke hinter mir.
Ich hob langsam den Arm und wischte mir den Schweiß von der Stirn und auch aus den Augen, vor denen es bereits geflimmert hatte. Das
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