0111 - Unter falscher Flagge
von Rhodan einen Zeitaufschub erwirken? Wenn wir schweigen, sicherlich nicht."
„Wir können nur annehmen oder ablehnen."
Über das Gesicht des Priesters huschte Enttäuschung.
„Denken wir nach, Cardif! Es muß eine Möglichkeit geben."
Thomas Cardif war ein Verbrecher aus Haß. Er haßte seinen Vater, wie noch nie ein Mensch einen anderen gehaßt hatte. Er schob ihm die Schuld am Tode seiner Mutter zu. Thora, die Arkonidin, hatte auf Wanderer die Zelldusche nicht erhalten und war gealtert, während Rhodan jung geblieben war. Das allein hielt Cardif für Grund genug, seinem Vater einen indirekten Mord zuzutrauen. Rhodan wollte sich seiner alternden Frau entledigen und gab ihr einen lebensgefährlichen Auftrag - so glaubte Cardif und ließ sich nicht davon abbringen., daß Thora auf diesem Auftrag bestanden hatte, ließ er sich nicht einreden.
Aber es gab noch andere Gründe für seinen Haß. Sein Vater, der ihm so ähnlich sah, hatte Erfolg gehabt. Er, Cardif, war ohne Erfolg geblieben. Niemals hätte er sich eingestanden, selbst an diesem Fiasko schuld zu sein. Es lag in Rhodans Eigenart, auch seinem eigenen Sohn gegenüber keine Ausnahme zu machen. Er hatte ihn wie jeden anderen Offizier behandelt und niemals bevorzugt.
Als dann Cardif erfuhr, daß Rhodan sein leiblicher Vater war, wurde aus der stillen Bewunderung glühender Haß.
Und noch einen dritten Beweggrund gab es. Rhodan hatte dem Hypnoblock zugestimmt, der Cardifs Persönlichkeit verwandelte und einen anderen Menschen aus ihm machte. Das echte Gedächtnis war erloschen, bis die Antis ihm die Erinnerung zurückgaben. Und dazu den unauslöschlichen Haß gegen den Vater, der ihm mehr als fünfzig der besten Jahre seines Lebens geraubt hatte. Auch Cardif war relativ jung geblieben, auf Grund des Erbteils der Arkonidin Thora - denn Arkoniden besitzen eine längere Lebenserwartung als Terraner. Äußerlich gesehen war er jetzt etwa so alt wie Rhodan.
„Ja, vielleicht gibt es eine Möglichkeit", murmelte Cardif verbittert und sah den Priester an. „Wir müssen Rhodan logisch klarzumachen versuchen, daß er auf keinen Fall in Kürze über genügende Mengen von Liquitiv verfügen wird, wenn er Okul vernichtet. Wenn er uns das abnimmt, wird er zu Verhandlungen bereit sein."
„Verhandlungen? Du glaubst, er gewährt uns freien Abzug?"
„Vielleicht auch das, wenn auch nur ungern. Er muß einsehen, daß ihm keine andere Möglichkeit verbleibt, wenn er die Katastrophe verhindern will. Es wird dazu notwendig sein, daß wir einen Schleier des Geheimnisses lüften, der über der Herstellung des Liquitivs liegt."
„Du willst doch nicht...?"
„Nein! Ich werde ihm gar nichts mitteilen, ich werde Rhodan lediglich garantieren, daß er vor drei Monaten auf keinen Fall mit der Produktion des Rauschgiftes beginnen kann." Rhobal sah zu den Funkern. „Du kannst selbst mit Rhodan sprechen, wenn du willst."
„Das werde ich auch", nickte Cardif und erhob sich. „Anpeilen kann uns ja niemand? Es wäre fatal, wenn Rhodan die Festung fände. Er kann sie und uns ohne jedes Risiko vernichten, ohne Okul dabei aufs Spiel zu setzen. Aber auch das würde er nicht tun, denn er braucht etwas ganz anderes. Und das, Rhobal, werden wir ihm anbieten."
Aber die beabsichtigte Sendung verzögerte sich noch. Laufend trafen die aufgefangenen Funksprüche ein, die zwischen der IRONDUKE und der wartenden Raumflotte hin- und hergingen. Die Antis konnten so erfahren, daß fünf Arkon-Bomben zur Vernichtung des Planeten vorbereitet wurden. Cardifs etwa noch bestehende Zweifel schwanden, als er das erfuhr. Zwar fragte er sich vergeblich, zu welchem Zeitpunkt der Angriff beginnen würde, denn immer noch lagen die zwanzig U-Boote auf den Meeren. Die würde Rhodan nicht opfern. Es blieben also noch mehr als nur zwei Stunden. Aber er ging kein Risiko ein. Zehn Minuten vor Ablauf des Ultimatums schickte er einen Funkspruch ab und verlangte Rhodan zu sprechen.
In der gleichen Sekunde, in der dieser Funkspruch aufgefangen wurde, begannen die Peilgeräte zu spielen. Noch während Rhodan antwortete, wurde der Standort des Senders ermittelt. Er lag viertausend Meter unter der Meeresoberfläche und Tausende von Meilen von der Küste eines Kontinentes entfernt. Drei U-Boote, die am nächsten waren, setzten sich in Marsch. Sie hatten schwere Wasserbomben mit.
Thomas Cardif wartete. Es dauerte lange Minuten, ehe aus dem Lautsprecher die Stimme des Verhaßten kam.
„Hier Rhodan! Das Ultimatum
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