0115 - Heiße Eisen - kalte Duschen
einen Dollar auf den Tisch und stand auf, ohne auf den Ober zu warten. »Seien Sie vorsichtig, was Blumenkästen anbelangt«, sagte er, schon halb im Gehen. »Manchmal fallen sie auch nicht daneben.«
Das war deutlich. Mein Verdacht war also nicht unberechtigt gewesen, und doch konnte ich dem Kerl nichts anhaben. Er würde gegebenenfalls jede Absicht einer Drohung oder eines Einschüchterungsversuches glatt abstreiten. Wenn er sich bemüht hatte, das Lokal aus einer Morduntersuchung herauszuhalten, so war das nichts Strafbares. Derartiges erleben wir am laufenden Band. Trotz allem hatte er in der Absicht, mich hochzunehmen, eine Dummheit begangen. Es war sicherlich leicht, herauszubekommen, aus was für Leuten das Direktorium, oder, wie er gesagt hatte, das Syndikat, an der Spitze der PARISIANA, sich zusammensetzte.
Mich danach zu erkundigen, war das erste, was ich tat, als ich wieder ins Office kam.
Phil war inzwischen eingetroffen. Er war merkwürdig vergnügt, sagte aber keinen Ton von dem, was er am Vormittag getrieben hatte. Er wollte nur wissen, ob ich ihn brauche, und war erfreut, als ich ihm sagte, er könne ruhig weiter Spazierengehen. Jedenfalls war er hinter etwas her. Nun, ich wollte mich überraschen lassen.
Um drei Uhr klingelte ich bei Dorothy Weaver. Sie öffnete die Tür, aber hielt die Sicherheitskette übergehängt.
»Entschuldigen Sie, aber es waren heute schon zehn oder zwölf Reporter hier, die ich nur mit größter Mühe loswerden konnte. Zwei davon fragten mich unverschämt, warum ich Frank und Patrick umgebracht hätte. Der eine bot mir fünftausend Dollars und die Anwaltskosten für den Prozeß, wenn ich ihm einen Exklusivbericht darüber gäbe, wie ich es angestellt hätte. Der andere wollte mir weismachen, er wisse genau Bescheid, und es sei meine letzte Chance, ihm ein Geständnis abzulegen. Sie gingen erst, als ich drohte, ich werde die Polizei anrufen.«
»Sonst hatten Sie keinen Besuch?« fragte ich.
»Oh doch. Mr. Margard war hier. Er wollte sich erkundigen, wie es mir gehe, und seine Hilfe für den Fall anbieten, daß ich sie brauche.«
»Nett von Mr. Margard«, meinte ich und zog meinen Mantel aus. »Wenn ich nicht sehr schnell eine andere Lösung finde, so muß ich die Verdachtsmomente gegen Sie an das Gericht und die Staatsanwaltschaft weitergeben. Ich bin überzeugt davon, daß sie genügen, um Sie vorläufig festzusetzen.«
»Aber das kann doch gar nicht sein«, stammelte sie entsetzt. »Woher sollte ich denn das Gift haben?«
»Das ist das einzige Glied, das in der Beweiskette fehlt«, sagte ich. »Über kurz oder lang wird sich der Apotheker oder Drogist finden, der es verkauft hat. Schließlich wird ja nicht jeden Tag Blausäure verlangt, und der Kunde muß seinen Namen und Adresse hinterlassen. Sic müssen ja selbst zugeben, daß Captain Ilarper nicht so ganz unrecht hatte. Das Verhältnis zu Ihrem Mann war in letzter Zeit nicht das beste: Sie hatten genau an dem bewußten Abend Krach mit ihm. Daß Sie Ihren Schwager nicht sonderlich mochten, haben Sie bereits cingestanden. Genau dieser Schwager hatte nun die Absicht, Sie zu zwingen, in seine Wohnung zu ziehen, und Sie wissen genau so gut wie ich, daß er Sie tyrannisiert hätte. Seine Frau war tot, und er brauchte eine billige Haushälterin, außerdem einen Blitzableiter für seine Launen. Sie hätten wahrscheinlich ein Leben gehabt wie in der Hölle, und da könnte ich mir vorstellen, daß Sie aus Verzweiflung zur Giftflasche gegriffen hätten. Nur das Motiv Ihrem Mann gegenüber erscheint mir nicht stark genug.«
»Ich liebte Frank trotz allem«, erklärte sie ernsthaft, »und wäre dies nicht der Fall gewesen, so hätte ich mich jederzeit scheiden lassen und wieder arbeiten können, so wie ich das früher ja auch getan habe.«
Das hörte sich sehr einleuchtend an, aber jeder Staatsanwalt würde dieses Argument zerpflücken. Welche Frau, die weiß, daß ihr Mann und eventuell auch sie selbst, eines Tages in den Besitz eines bedeutenden Vermögens kommt, wird sich so ohne weiteres scheiden lassen und verzichten? Die beiden einzigen Personen, die zwischen ihr und diesem Vermögen standen, waren durch Gift gestorben. Beide Male hatte sie die Gelegenheit dazu gehabt, sie zu töten, und im Falle Patrick Grouch hatte sie sogar zugegeben, die Brandyflasche in der Hand gehabt zu haben, vielleicht nur deshalb, weil ihre Fingerabdrücke darauf vorhanden waren. Aber gerade diese Fingerabdrücke waren es, die mich an dem
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