0115 - Invasion der Riesenkäfer
ich nach der Frau. Apathisch hockte sie im Wagen und stierte durch die Scheibe. Die Hände hatte sie in ihren Schoß gelegt, die Finger waren ineinander verkrallt, die Wangen naß von den Tränen.
Ich ging los.
Es ist nicht jedermanns Sache, durch einen nächtlichen Wald zu spazieren, vor allen Dingen dann, wenn es ein völlig fremdes Gelände ist. Hier war ich noch nie, hier kannte ich mich nicht aus, und die Frau war auch nicht in der Lage gewesen, mir die genaue Richtung anzugeben, die ich gehen mußte.
So konnte ich mich einzig und allein auf mein Glück verlassen.
Die Taschenlampe hielt ich eingeschaltet in der rechten Hand. Der Strahl tanzte bei meinen Schritten auf und nieder, er machte den Rhythmus mit, wippte über Unterholz und Baumstämme, riß Zweige und Äste aus der Dunkelheit.
Nur meine Schritte waren zu hören, sonst nichts.
Das machte mich stutzig. Ich bin zwar kein Trapper oder Waldläufer, doch ich wußte, daß auch ein nächtlicher Wald nicht ruhig war, ebenso wie der Dschungel. Es gab zahlreiche Tiere, die erst bei Dunkelheit richtig erwachten und auch lärmten.
Das war in diesem Stück nicht der Fall.
Hier war alles still.
Was mir wiederum überhaupt nicht paßte, denn ich kannte solche Anzeichen, sie deuteten zumeist auf eine Gefahr hin. Der Instinkt der Tiere ist da wesentlich besser entwickelt als das Bewußtsein der Menschen.
Ich wurde noch vorsichtiger.
Immer wieder blieb ich stehen, schaute mich um und leuchtete im Kreis.
Nichts, außer im Lichtstrahl tanzende Insekten. Aber keine Leiche. Ich ging weiter. Entfernte mich dabei mehr von der Straße, sah einen schmalen Wildwechselpfad und schritt diesen entlang. Manchmal mußte ich mich durch das Unterholz wühlen, schob sperrige Zweige mit den Händen zur Seite und trat auch hoch gewachsenes Farnkraut nieder.
Fast 20 Minuten waren vergangen. Ich wollte noch einmal zehn hinzugeben, traf ich dann nicht auf den Toten, würde ich kehrtmachen.
Plötzlich hörte ich das Rascheln.
Augenblicklich blieb ich stehen, lauschte.
Dabei knipste ich die Lampe aus, denn ich wollte keine Zielscheibe für irgendeinen heimtückischen Killer abgeben. Zusätzlich ging ich noch in die Knie.
Wieder vernahm ich das Rascheln.
Jetzt, da ich mich konzentrierte, hatte ich auch die Richtung bemerkt. Es war vor mir aufgeklungen, und es schien doch weiter entfernt zu sein.
Vorsichtig schlich ich weiter. Schritt für Schritt bewegte ich mich voran, leuchtete nach links und rechts und strahlte mit dem Licht auch den Boden an.
Da sah ich etwas blitzen.
Direkt vor mir war der Lampenschein auf einen Gegenstand gefallen, der nicht hierhergehörte.
Es war ein Gewehr!
Das brünierte Metall des Laufs hatte den Lichtreflex erzeugt. Wo die Waffe lag, fand ich vielleicht auch den Besitzer. Von dieser Voraussetzung ging ich aus.
Zwei Schritte.
Und da sah ich ihn.
Mein Gott…
Voll fiel der Strahl der Lampe auf die Gestalt. Sie ähnelte der Toten am Themseufer. Hart preßte ich die Lippen zusammen. Meine Zähne knirschten aufeinander, ich führte die Lampe ein wenig nach rechts, der Schein streifte das Unterholz, dann einen Baumstamm, und im nächsten Augenblick sah ich den Mörder des Mannes. Es war ein riesiger Käfer!
***
Scharf zog ich die Luft durch die Nase ein. Im ersten Moment wollte ich das Bild nicht glauben, das sich meinen Augen bot, doch es war keine Täuschung. Vor mir stand ein gewaltiger Käfer. Aus zwei Augen glotzte er mich an. Er reichte mir etwa bis zur Hüfte, ich zählte sechs Beine und zwei Fühler, die sich in der Spitze zu Zangen erweiterten.
Ein scheußliches Bild.
Der Käfer bewegte sich. Dabei streiften Zweige über seine Panzerhaut und erzeugten kratzende Geräusche, die bei mir eine Gänsehaut auf dem Rücken erzeugten.
Zwei Riesenkäfer!
Wo kamen sie her, wieso konnten sie entstehen? Ich habe bewußt zwei Käfer gesagt, denn links von dem ersten sah ich einen unförmigen Schatten und wußte, daß sich dort ein weiteres Untier aufhielt. Es wollte mich wahrscheinlich auch töten.
Ich ging einen Schritt zurück, hakte rasch die Lampe an meinem Gürtel fest und zog die Beretta. Sechs Silberkugeln steckten in ihrem Magazin. Mit normaler Munition war den Tieren wohl nicht beizukommen, vielleicht mit geweihten.
Die Scheren des ersten Käfers klapperten gegeneinander. Wohl eine Art Startsignal, denn plötzlich bewegte er sich sehr schnell. Ich war sein Ziel.
Sofort senkte ich meinen Arm, zielte auf den Schädel des
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