0116 - Der Tod stand neben uns

dass man ihn stehen ließ…
    ***
    Die andere Mannschaft war bereits um einen Mann gekürzt, da der Gangster Slim Cull verblutet war. Mit sieben Mann stürmten sie kurz vor ein Uhr mittags die Lohnbuchhaltung der Schuhfabrik.
    Zwei Buchhalter, drei Frauen und zwei junge Lehrlinge waren damit beschäftigt, die Lohntüten für neunhundert Arbeiter und Angestellte fertigzumachen. Auf dem Schreibtisch des Chefbuchhalters lag die Kleinigkeit von 67 620 Dollar.
    »Hände hoch! Keinen Mucks, keine Bewegung, keinen Laut!«, sagte Peer Loger und ließ seine Maschinenpistole kreisen.
    »Garcin, an die Tür! Wer reinkommt, kriegt eins drübergezogen! Guy, pack ein!«
    »Aber Sie können doch nicht…«
    Der Protestversuch des Chefbuchhalters ließ auf Logers Gesicht nur ein höhnisches Grinsen entstehen.
    »Halt’s Maul, Alter!«, sagte Loger grob. »Oder ich zieh dir eins über den Schädel!«
    Der Chefbuchhalter schluckte. Angesichts der drohenden Waffen hielt er es doch für besser, nichts mehr zu sagen.
    Mit kalter Sachlichkeit warf Guy Morris die Geldscheine und Münzrollen in den mitgebrachten Koffer. Er grinste dabei. So etwas gehörte entschieden zu seiner liebsten Beschäftigung.
    Auch Loger grinste. Er überschlug im Geiste ihre Beute. Es mussten mindestens dreihunderttausend Dollar sein, wahrscheinlich noch einiges mehr.
    »Okay, Boss!«, sagte Guy. Er klappte den Kofferdeckel zu. Es war eine einfache Sache gewesen. Als Mann mit praktischem Sinn hatte er den geöffneten Koffer dicht an den Schreibtisch gestellt und dann mit drei behutsamen Armbewegungen das Geld einfach hinab in den Koffer gefegt.
    »Okay«, sagte Loger. »Steht mal alle hübsch auf und stellt euch hier an diese Wand! Bisschen schnell, ja!«
    Sie kamen seiner Aufforderung rasch nach.
    »Gesicht zur Wand!«, kommandierte Loger.
    Schweigend wandten sich die Angestellten der Wand zu.
    Loger gab seinen Gangstern einen stummen Wink. Mit einer knappen Handbewegung erklärte er ihnen, was sie tun sollten.
    Sie stellten sich hinter die sieben ahnungslosen Leute.
    Loger nickte.
    Fast auf die Sekunde genau gleichzeitig holten sie aus und schlugen zu. Eine Frau sah ihre Nachbarin lautlos zusammenbrechen und stieß einen spitzen Schrei aus, aber im gleichen Augenblick traf auch sie schon der mörderische Schlag mit der Tommy Gun.
    Loger sah sich triumphierend um.
    »Okay«, sagte er zufrieden. »Gehen wir.«
    ***
    Von zwei Seiten heulten die Funkstreifenwagen in die Straße.
    Als Jack Lane sie auftauchen sah, erwachte er aus seiner Erstarrung. Gehetzt blickte er sich um. Nach beiden Straßenseiten schien kein Entkommen mehr möglich. Rasch näherten sich die Funkstreifenwagen.
    Vier Schritte von ihm begann die eiserne Feuertreppe an der Rückwand des Warenhauses emporzuführen.
    Mit dem Lauf seiner Maschinenpistole schlug er das Fenster unter der Feuertreppe ein, schwang sich hinauf auf den Sims, hielt sich mit der Linken fest, während er die Tommy Gun am Traggurt zwischen die Zähne nahm, und griff mit der Rechten nach der untersten Sprosse der Leiter. (Aus Sicherheitsgründen enden alle Feuertreppen in der Höhe der ersten Etage. Von dort führt zwar eine eiserne Leiter bis zum Boden, aber diese Leiter ist hochgezogen und kann nur von oben herabgelassen werden.)
    Die Angst gab ihm Kräfte. Mit einem Klimmzug gewann er die ersten Sprossen der Leiter, setzte ein Knie hinein, stemmte sich hoch und turnte dann hastig die eiserne Treppe hinauf.
    Seine Schritte hallten laut auf den eisernen Stufen.
    Quietschend hielten die beiden Streifenwagen. Sechs Cops sprangen aus den beiden Wagen heraus und rissen ihre Pistolen aus den Gürteltaschen.
    »Kommen Sie herunter! Oder wir schießen!«, schrie einer.
    Lane hatte die dritte Plattform erreicht. Er drehte sich um und sah zwei Polizisten auf die Hauswand unterhalb der Feuerleiter zulaufen.
    Er brachte seine Maschinenpistole in Anschlag und jagte zwei kurze Feuerstöße hinab.
    Die Cops zogen sich eilig hinter ihre Wagen zurück.
    Er glaubte, bereits einen Sieg errungen zu haben. Er kannte die New Yorker Polizei nicht.
    »Ihr beide geht vor«, sagte ein Sergeant. »Wir geben Feuerdeckung. Achtung! Los!«
    Zwei Cops hetzten quer über die Straße. Vier Mann schossen, was aus den Pistolen herauswollte.
    Lane hörte das böse Summen der Kugeln. Er warf sich nieder.
    Seine Lungen gingen keuchend.
    Verdammt noch mal!, zuckte es durch sein Hirn. Diese verfluchten Hunde. Er riss das Magazin aus der Tommy Gun und setzte ein