0116 - Der Tod stand neben uns
Zigarette. Nach knapp sechs Minuten erschien unser Kollege wieder und packte uns die Bilder auf den Tisch.
»Da sind sie«, sagte er. »Alle Mann.«
Wir betrachteten uns die Gesichter. Man fand nicht viel Übereinstimmendes in ihnen, aber eines war allen gemeinsam, der verschlagene Ausdruck und der Zug von Brutalität.
»Okay«, sagte ich. »Vielen Dank.«
Wir fuhren wieder hinab in mein Office. Dort kramte ich in anderen Akten und suchte ein Dutzend Bilder von Leuten zusammen, die mit unserer Sache überhaupt nichts zu tun hatten. Mit diesen vermischte ich die Bilder der von Washington identifizierten Leute.
Anschließend suchten wir uns aus den Protokollen die Adressen von zwei Leuten, deren Glaubwürdigkeit uns gegeben schien. Zu der einen schickten wir einen Streifenwagen, zu der anderen fuhr ich selbst mit meinem Jaguar. Phil stieg in ein Dienstfahrzeug und holte wieder einmal unseren jungen Freund McThunder.
Innerhalb einer knappen Stunde hatten wir die drei Männer zusammen.
»Es tut mir leid, dass wir Sie so oft behelligen müssen«, sagte ich zu ihnen. »Aber wie Sie ja inzwischen aus dem Rundfunk oder aus den Mittagszeitungen entnommen haben, stehen wir einer ungewöhnlich frechen Bande gegenüber. Niemand kann uns garantieren, ob sie nicht morgen in anderen Städten das Gleiche versuchen werden wie hier in New York. Dass sie skrupellos genug sind, dabei über so viel Leichen zu gehen, wie sie aus wer weiß, welchen Gründen für notwendig erachten, das haben die vergangenen Ereignisse ja bewiesen. Wir müssen deshalb unsere Ermittlungen ohne Rücksicht auf die privaten Verhältnisse irgendeines Zeugen so schnell wie nur irgend möglich zu einem Abschluss bringen.«
Ich machte eine Pause. Die drei Männer sahen mich erwartungsvoll an.
»Wir haben bisher die Namen von acht Leuten feststellen können, die mit Sicherheit zu der Bande gehören. Hinzu kommen die drei Toten der Bande. Über die Hälfte der Gang-Mitglieder sind uns faktisch also schon bekannt. Um sicherzugehen, wollen wir die Augenzeugen dabei nicht ausschalten. Hier liegt ein Stapel Fotos. Suchen Sie bitte jeden Mann heraus, von dem Sie glauben, dass er bei dem Überfall, bei dem Sie Augenzeuge waren, beteiligt war. Nehmen Sie Ihre Aufgabe ernst und sortieren Sie die Bilder nach drei Gesichtspunkten: Mit Sicherheit nicht beteiligt, mit Sicherheit beteiligt und Zweifelsfälle.«
Sie nickten und hatten mich demzufolge verstanden. Ich fuhr fort: »Wir wollen auch vermeiden, dass Sie sich gegenseitig beeinflussen. Deshalb wird jeder die Bilder einzeln sortieren. Vielleicht warten Sie solange draußen im Flur, bis Mister McThunder fertig ist.«
Die beiden anderen nickten einsichtsvoll und gingen hinaus.
McThunder machte sich an die Arbeit. Er sortierte sofort die richtigen Bilder heraus bis auf eins, das er als Zweifelsfall bezeichnete. Es war das Bild von Jack Stone, das allerdings schon sechs Jahre alt war, wie wir wussten. Und in sechs Jahren kann sich ein Mensch sehr verändern.
Die beiden anderen gerieten bei dem gleichen Bild ins Stocken. Einer legte es sogar auf den Stapel: Mit Sicherheit nicht beteiligt.
Wir konnten mit dem Resultat zufrieden sein. Stones Bild war zu alt, und er musste sich in der Zwischenzeit ein bisschen verändert haben. Das Zweifeln der Augenzeugen führten wir auf diese Tatsache zurück, ohne uns dadurch beirren zu lassen.
Wir brachten die Zeugen wieder zurück in ihre Wohnungen oder an ihren Arbeitsplatz, ganz wie sie es wünschten.
Danach ließen wir uns einen Mann aus der FBI-Druckerei kommen.
Ich legte ihm die Fotos und den vorbereiteten Text vor.
»Dieser Sammelsteckbrief soll an sämtliche Polizei-Stationen der Staaten, an alle Sheriffs und Town Marshals gehen. Wann könnten Sie mit der Auslieferung beginnen?«
Er betrachtete sich kurz die Bilder und den Text.
»Für die Klischees brauchen wir zwei Stunden. Der Text ist in einer knappen Viertelstunde gesetzt. Dann lassen wir das Ganze durch die Rotationsmaschine gehen. Die spuckt in einer Stunde zweihunderttausend solcher Blätter aus.«
»Gut. Die Auslieferung erfolgt wie üblich direkt von der Druckerei aus. Sehen Sie zu, dass so viel wie nur möglich Steckbriefe heute Abend schon rausgehen.«
»Dreiviertel ist heute Nacht schon unterwegs, der Rest morgen am frühen Vormittag.«
»Gut. Danke.«
»Nichts zu danken. Unser Beitrag im Kampf gegen das Verbrechertum.«
***
Leonardo Macini, Stanislaw Czimak und der andere Pole saßen in dem
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