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0118 - Der Dämonenwolf

0118 - Der Dämonenwolf

Titel: 0118 - Der Dämonenwolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Wunderer
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Schlüssel im Schloß, danach knallten drei Riegel zurück. Die Tür schwang knarrend auf.
    Mein Blick fiel auf ein großes, einfach gezimmertes Holzkreuz, das in der Diele an der Wand lehnte. Ein anderes stand im Wohnzimmer.
    »Sehr vernünftig«, sagte ich, weil mir nichts Besseres einfiel. »Darf ich reinkommen?«
    Mr. MacCranter gab den Weg frei.
    Er trug einen schwarzen Anzug, seine Frau und seine Töchter schwarze Kleider. Es verstärkte ihre geisterhafte Blässe.
    »Warum kommen Sie zu uns?« fragte Franklin MacCranter und rückte mir einen derben Holzstuhl zurecht. »Setzen Sie sich! Haben Sie Pete gefunden, Herr Oberinspektor?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Leider nicht. Der Wolf ist auch noch frei.«
    Mrs. MacCranter zuckte zusammen, als ich die Bestie erwähnte, und begann, leise zu weinen.
    »Ich habe ein paar Fragen«, sagte ich schnell, so lange sie bereit waren, mir zuzuhören. Diese Leute hatten Unvorstellbares durchgemacht. Es hätte mich nicht gewundert, wären sie zusammengebrochen. »Haben Sie überlegt, warum der Wolf Sie überfallen hat? Ich meine, warum ausgerechnet dieses Haus? Warum nicht ein anderes?«
    MacCranter sah mich erstaunt an. Ich merkte ihm an, daß er noch gar nicht auf die Idee gekommen war, es könnte einen besonderen Grund für den Überfall geben.
    »Warum schlägt der Blitz in ein Haus ein, Mr. Sinclair?« fragte er irritiert.
    »Weil es keinen Blitzableiter hat«, konterte ich. »Oder weil es höher ist als andere. Es gibt immer einen Grund.«
    »Bei uns nicht«, murmelte er.
    Ich stand auf. »Darf ich mich in den anderen Räumen umsehen?«
    Wieder bekam sein Gesicht einen erstaunten Ausdruck, aber er nickte.
    Schon wollte ich mich an die Arbeit machen, als das Telefon klingelte.
    MacCranter hob ab und streckte mir die Hörmuschel entgegen. »Für Sie, Mr. Sinclair.«
    Das mußte Suko sein. Niemand sonst wußte, daß ich hier war.
    »Della Bride hat soeben im Hotel angerufen«, berichtete mein Freund aufgeregt. »Sie hat den Nachmittag bei Mrs. Hemmings im Krankenhaus von Inverness verbracht. Dann ist sie wohl vor Erschöpfung eingenickt, und als sie vor fünf Minuten wach wurde, war Mrs. Hemmings verschwunden.«
    »Das muß noch nichts zu bedeuten haben«, erwiderte ich.
    »Hat aber, John. Mrs. Hemmings ist mit ihrem roten Sportwagen weggefahren und hat das Gewehr ihres Mannes mitgenommen.«
    »Auch das noch«, sagte ich seufzend. »Halt die Augen offen. Bis später… Moment!« rief ich hastig und lauschte angestrengt. Ich hatte mich nicht getäuscht. Ich hörte das Heulen des Dämonenwolfs. »Suko, ich glaube, er kommt wieder zu uns«, sagte ich leise. »Das Heulen nähert sich!«
    »Soll ich zu dir kommen, John?«
    Die Entscheidung lag bei mir, und sie fiel mir schwer. »Es könnte ein Ablenkungsmanöver sein«, erwiderte ich. »Vielleicht will er dich nur aus der Stadt locken. Bleib lieber, wo du bist!«
    Ich hängte die Hörmuschel an den altmodischen Apparat und drehte mich um. Die MacCranters sahen mich mit großen, brennenden, angsterfüllten Augen an.
    »Ich schütze Sie«, versprach ich. »Ich besitze mächtige Waffen gegen das Böse.«
    Ich war gar nicht so siegessicher, aber ich mußte die Leute beruhigen.
    Rasch durchsuchte ich das Haus, ohne etwas Besonderes zu entdecken.
    Blieb zuletzt nur noch der Dachboden. Schon lehnte ich die Leiter an, um durch eine Luke nach oben zu klettern, doch dazu kam es nicht.
    Vor dem Haus erscholl eine Stimme, die wir alle kannten.
    »Kommt freiwillig heraus, dann passiert euch nichts!« schrie Pete MacCranter.
    Ich erwartete, daß Mrs. MacCranter zusammenbrechen oder aufschluchzen würde. Statt dessen erhob sie sich wie eine Marionette von ihrem Stuhl, ihre Töchter ebenfalls. Auch Mr. MacCranter wirkte wie ein Schlafwandler.
    Mit steifen, abgehackten Bewegungen schritten sie auf die Haustür zu.
    Sie wollten den Befehl des Untoten befolgen!
    Schon streckte Mr. MacCranter die Hände nach den Riegeln aus…
    ***
    Die Flying Scotsmen versammelten sich immer in der aufgelassenen Garage hinter Toms Elternhaus. Sie hatten zerschlissene Polstersessel hineingestellt und eine billige Stereoanlage. Es war mit den bunten Postern an den nackten Wänden recht gemütlich geworden. Sogar einen alten Teppich hatte einer der Flying Scotsmen aufgetrieben.
    Abend für Abend kamen sie hier zusammen, hörten Musik und traten Rundfahrten durch das schottische Hochland an.
    An diesem Abend wartete Tom Meredith jedoch vergeblich auf die Mitglieder

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