0118 - Der Dämonenwolf
hinunter, und das rettete mir das Leben.
In der darauffolgenden Sekunde flog nämlich das gesamte Dach in die Luft!
***
Suko wünschte sich, er wäre nicht im Bentley, sondern mit seiner Harley Davidson gekommen. Mit dem Motorrad Streife zu fahren, hätte viel mehr Spaß gemacht, als zu Fuß durch die wenigen Straßen von Rranlin zu marschieren. Außerdem begann es wieder zu regnen, und der Chinese wäre in seiner schwarzen Lederkluft besser gegen das Wetter geschützt gewesen.
Warum war Tom Meredith vorhin wie ein Verrückter an ihm vorbeigerast? Suko schüttelte den Kopf. Wollte der sich unbedingt den Hals brechen?
Nichts geschah. Er wußte, daß sich einiges tat, aber das blieb unter der Oberfläche verborgen. Hier irgendwo lauerte Marga Hemmings auf den Dämonenwolf. Offenbar wollte sie sich für ihren Mann an ihm rächen. Dabei hätte ihr gerade das Schicksal ihres Mannes eine Warnung sein sollen.
Soeben überquerte Suko wieder den Platz vor dem Hotel und war mit sich und der Welt unzufrieden, als er einen Scheinwerfer auftauchen sah.
Tom Meredith kam zurück. Ganz in Leder gekleidet, den Schutzhelm mit fest eingebautem Visier auf dem Kopf. Seine Hände mit den schwarzen Handschuhen lagen ruhig auf dem Lenker der Kawasaki. Neben Suko stoppte er, stellte den Motor ab und bockte die Maschine auf.
»Na, hast du genügend Dampf abgelassen?« erkundigte sich der nichtsahnende Suko freundlich. »Ausgetobt?«
Tom nickte. Sein Gesicht war hinter der dunklen Scheibe des Sturzhelms kaum zu sehen. Außerdem reichte die Straßenbeleuchtung nicht aus.
Sie standen eben nicht in London auf dem Piccadilly Circus.
Plötzlich bekam Suko Heimweh nach London und nach seiner Shao, aber er mußte sich auf diesen Fall konzentrieren.
»Komm, gehen wir in dein Zimmer«, sagte Tom Meredith undeutlich.
»Es ist wichtig!«
Suko nickte. Er war über den Vorschlag dankbar, konnte er sich doch in seinem Zimmer ein wenig aufwärmen. Und wenn er das Fenster offen ließ, bekam er rechtzeitig mit, wenn etwas passierte.
Suko stieg die Treppe hinauf und schloß auf. Tom schob sich an ihm vorbei. Suko schloß die Tür wieder und knipste das Licht an. Erstaunt musterte er den jungen Mann.
»Was ist?« fragte er und deutete auf einen Sessel. »Willst du es dir nicht bequem machen? Nimm doch das Ding da ab!«
Er meinte den Sturzhelm. Wäre Suko nicht sicher gewesen, Tom Meredith vor sich zu haben, hätte er vermutet, daß sich ein anderer in dieser Kleidung bei ihm eingeschlichen hatte. Aber das war ausgeschlossen.
Tom Meredith nickte. Er übersah den angebotenen Sessel und streifte den linken Lederhandschuh ab. Suko fiel ein langer Kratzer auf dem Handrücken auf, doch bevor er sich danach erkundigen konnte, zog Tom auch den rechten Handschuh von den Fingern.
Nein, nicht von den Fingern, denn in dem Handschuh steckte keine Hand.
Sogar dem hartgesottenen Suko blieb die Luft weg. Für einen Moment drehte sich das Zimmer vor seinen Augen. Mit entsetzten Augen starrte er auf den Armstumpf, der aus dem Ärmel der Lederjacke ragte.
Suko bewegte die blassen Lippen, doch er brachte keinen Ton hervor.
Das war zu plötzlich geschehen!
Die Gedanken rasten hinter seiner Stirn. Zuerst dachte er an einen Unfall, doch der Armstumpf blutete nicht. Und Tom machte keinen geschwächten Eindruck.
Tom Meredith griff nach dem Sturzhelm. Es sah schaurig aus, wie er den Helm mit der linken Hand und dem Handstumpf packte und mit einem Ruck von seinem Kopf zog.
Für einen irrwitzigen Moment dachte Suko an die Henker von New York, die gemeinsam mit den Horror-Cops die Stadt terrorisiert hatten.
Unter ihren roten Kapuzen hatten die Köpfe gefehlt! Er erwartete etwas ähnliches hier bei Tom Meredith, doch der junge Mann besaß seinen Kopf noch.
Aber wie sah er aus!
Sukos Nerven gerieten ordentlich ins Flattern. Schlagartig wurde ihm klar, was geschehen war.
Dieser Mann vor ihm mußte ein Untoter sein. Tom Meredith war von Fenris getötet worden, und zwar mit einem Biß in den Kopf! Die gesamte linke Gesichtshälfte mitsamt dem Auge war praktisch nicht mehr vorhanden.
Mit dem unverletzten Teil seines Gesichts grinste Tom Meredith triumphierend, kalt und grausam.
»Suko«, sagte er, und die Worte kamen breiig aus seinem zerschundenen Mund. »Suko, die Hölle ruft! Du hast dein Unwesen schon zu lange getrieben!«
Das riß den Chinesen aus seiner Erstarrung. Seine Hand tauchte blitzschnell in die Jacke und an seine Waffe mit den Silberkugeln, doch der
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