Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
012 - Der Schatten des Vampirs

012 - Der Schatten des Vampirs

Titel: 012 - Der Schatten des Vampirs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maurice Limat
Vom Netzwerk:
Vampirs zu sehen glaubte. Die Hunde bellten aufgeregt, und unten bei den Ställen rissen die Pferde an ihren Stricken und stampften mit den Hufen. Sie schlugen aus und verletzten sich gegenseitig.
    Das geflügelte Ungeheuer hatte sie alle durcheinander gebracht. Im Dorf war eine Panik ausgebrochen.
    In Wirklichkeit hatte kein Schuss getroffen. Zwar hatten einige Arbeiter den Vampir gesehen, wie er mit langsamen Flügelschlägen dahinsegelte, aber wenn man ihn erlegen wollte, verschwand er hinter einem Dach oder einem Baumwipfel.
    Und wenn man zu der Stelle rannte, wo er eben im Dunkel verschwunden war, tauchte er plötzlich ganz woanders auf. Es war, als vervielfältigte er sich und habe die Fähigkeit, unsichtbar zu werden, wann immer es ihm Spaß machte.
    Die Jäger wurden immer aufgeregter, beschimpften sich gegenseitig und fingen an, sinnlos in der Gegend herum zu knallen.
    Drin saß die „Mama“ an Conchas Bett und prophezeite: „Heute treffen sie das Biest bestimmt noch nicht.“
    Santiago blickte auf:
    „Die können einfach nicht schießen, daran liegt es.“
    Die „Mama“ blickte skeptisch vor sich hin. Santiago stand auf.
    „Ich garantiere dir, jetzt werde ich mich um das Vieh kümmern. Concha kann doch bei dir bleiben? Ich hole mein Gewehr.“
    Er warf einen Blick auf seine Geliebte, um ihre Zustimmung einzuholen. Sie blieb bei der Wirtin, die ihm bedeutungsvoll nachsah.
    Rasch verließ er die Posada und rannte zu seiner Hütte.
    Den Schatten, der sich an seine Fersen heftete, bemerkte er gar nicht.
    Der Gedanke, den Vampir zu töten, ließ ihn nicht mehr los. Er sah nicht rechts und nicht links, so dass er sogar mit einem Kameraden in der Dunkelheit zusammenstieß, der in derselben Richtung rannte wie er.
    Irgendwo wurde der Blutsauger jetzt wieder gesichtet – und alle rasten an die Stelle.
    Santiago beschleunigte seine Schritte, um keine Zeit zu verlieren. Der Schatten, der ihm folgte, hatte sich beim Herannahen der Jäger hinter einem Gebüsch versteckt. Jetzt nahm er seine lautlose Verfolgung wieder auf. Plötzlich schlug er einen Haken, um Santiago den Weg zur Hütte abzuschneiden.
    Der Mann stürzte aus der Dunkelheit, schwang sein Messer und stieß es ihm mit einer einzigen Bewegung zwischen die Schulterblätter.
    Santiago fühlte sich plötzlich im Lauf aufgehalten. Ohne recht zu wissen warum, schwankte er, als sei er unentschlossen, ob er nach vorn oder nach rückwärts fallen solle.
    Dann erst stieß er einen heiseren Schrei aus und fiel mit dem Gesicht zu Boden, während der Mörder zwischen den nahen Bäumen verschwand.
    Man hörte immer Gewehrschüsse.
    Aber keiner der Männer traf den Vampir.
    Jetzt kam jemand aus der Hütte. Es war Felipe. Er hatte sich abgewöhnt, in die Posada zu gehen. Nur ein einziges Mal war er am Abend hin geschlichen, um von draußen Concha noch einmal tanzen zu sehen. Er wagte sich nicht hinein, weil er wusste, dass Santiago ihn brutal hinausgeworfen hätte.
    Jetzt war er aus seinem Winkel gekrochen, weil er Schüsse gehört hatte. Er wollte wissen, was los war. Von weitem glaubte er das Wort „Vampir“ aus dem Stimmengewirr herauszuhören. Da erklang Santiagos Todesschrei.
    Er holte aus der Hütte die Laterne, die dort als Beleuchtung diente, und begann die Umgebung abzusuchen.
    Es dauerte nicht lange, bis er Santiago fand. Er lag bewegungslos in seinem Blut, das Gesicht in die Erde gedrückt, die noch weich war von den letzten Regenfällen.
    Einen Augenblick blieb er unsicher stehen, die Laterne in der Hand, und blickte auf seinen Feind, der nun überwunden am Boden lag. Er würde ihm nie mehr schaden können.
    Den ganzen Abend war Felipe schlaflos auf seinem Strohsack gelegen, und hatte wieder das Lied der Bruja gehört. Er konnte kein Auge zu tun. Jäh erkannte er nun den Sinn der Erscheinung.
    Da lag nun Santiago, ihm völlig ausgeliefert. Er zögerte. Von weitem hörte er das Geschrei der Jäger. Eine Gewehrsalve knatterte, verhallte im nächtlichen Dunkel und unterbrach für einen Moment das leise Röcheln, das aus der Brust des Verwundeten drang. Felipe – „El Dondo“ – sah über sich den Schatten des Vampirs.
    Er konnte ein Lächeln der Genugtuung nicht unterdrücken. Gut, er war besiegt worden, das stimmte, aber nun wendete sich das Unheil. Es ging von ihm auf Santiago über.
    Da entschloss er sich, Hilfe herbeizurufen. Er bewegte die Laterne hin und her, um die Aufmerksamkeit der Seringueiros auf sich zu lenken.
     

     

Concha hielt ein

Weitere Kostenlose Bücher