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0120 - Die Stunde der Vampire

0120 - Die Stunde der Vampire

Titel: 0120 - Die Stunde der Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Wolf Sommer
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Blätterwald recht gut aus. Der New York Observer war kein Boulevardblättchen, das sich vordringlich mit Blut und Busen beschäftigte, sondern ein intelligent gemachtes, weltoffenes Monatsmagazin, das für detaillierte Hntergrundberichte bekannt war.
    »Nehmen Sie es Ducker nicht übel, daß er grob zu Ihnen war«, sagte Croce, während er den Professor durch die Halle lotste. »Polizisten sind phantasielos und glauben nur das, was sie sehen. Und sie reagieren immer unwirsch, wenn sie einen Fall haben, mit dem sie partout nicht klarkommen. Hier entlang, Professor.«
    Die Bar war in Karreeform angelegt und bot eine Menge Platz. Trotzdem war es gar nicht so einfach, einen Platz zu finden. Sämtliche Hocker waren von Männern besetzt, denen das Wort ›Presse‹ auf die Stirn geschrieben stand. Zamorra und Croce zogen es deshalb vor, sich an einen der freien Tische im Hintergrund zu setzen.
    Der Mann vom New York Observer eröffnete das Gespräch.
    »Sie sind sicher aus beruflichen Gründen hier«, vermutete er. »Nicht wahr?«
    »Teils, teils«, antwortete der Professor. Er sah keinen Anlaß, Croce etwas vorzumachen. Deshalb erzählte er dem Journalisten, daß er in erster Linie wegen seines verschwundenen Freundes Bill Fleming gekommen war, andererseits aber auch von den Geschehnissen mit einer gewissen Sorge erfüllt wurde.
    Croce hakte sofort ein. »Sie glauben also nicht, daß irgendwelche obskuren Sektierer, sondern echte Vampire hinter den Dingen stecken?«
    »Vampire, hm…«
    Der Journalist merkte, daß Zamorra nicht so recht mit der Sprache herauswollte.
    »Sie können Vertrauen zu mir haben, Professor«, sagte er. »Ich werde nur dann etwas veröffentlichen, wenn Sie mir die ausdrückliche Genehmigung dazu geben. Ich weiß, daß die Parapsychologie nur einen Teil Ihrer Arbeit in Anspruch nimmt und Sie sich hauptsächlich mit Dämonologie beschäftigen.«
    »Sie halten Dämonen nicht für Hirngespinste, Mr. Croce?«
    »Nein, Professor. Ich bin es gewohnt, den Themen auf den Grund zu gehen, über die ich schreibe. Und dabei bin ich schon des öfteren auf Phänomene gestoßen, die der sogenannte gesunde Menschenverstand nicht erklären kann. Und ich bin darüber informiert, daß Sie beispielsweise die Sekte ›Kinder des Lichts‹ zerschlagen haben, die ja fraglos von einem Dämon beherrscht wurde.«
    Zamorra nickte. »Nun gut, wenn wir uns soweit einig sind… Ja, ich halte es durchaus für möglich, daß wir es im vorliegenden Fall mit echten Vampiren zu tun haben. Allerdings fehlen mir bisher Detailkenntnisse von dorn, was hier passiert ist. Deshalb bin ich noch nicht in der Lage, mir ein Urteil zu bilden. Wie ist es, Mr. Croce, der New York Observer ist ja bekannt für seine sorgfältigen Recherchen. Können Sie mich einigermaßen ins Bild setzen?«
    »Einigermaßen? Ja, ich glaube schon.«
    »Na, dann legen Sie mal los!« Interessiert beugte sich Zamorra vor.
    Und Langdon Croce legte los.
    ***
    Der Gemeinderat von Desirée tagte im Gemeindehaus, dem größten Gebäude, das es in der Ortschaft gab. Mehr als zwanzig Männer waren anwesend, und es ging ziemlich hoch her.
    »Und ich sage, wir sollten sofort den Präfekten benachrichtigen«, sagte Leon Janvier energisch und schlug zur Bekräftigung seiner Worte mit der Faust auf den Tisch.
    Janvier, ein dicklicher Mann mit wulstigen Lippen, schwarz wie alle anderen Anwesenden, war der Bürgermeister von Desirée. Gleichzeitig übte er das Amt des Polizeichefs aus. Aber das bedeutete noch lange nicht, daß er nun auch der mächtigste Mann in der Siedlung war. Mindestens zwei Männer hatten weitaus mehr Einfluß als er. Und sie hatten nicht nur mehr Einfluß, sondern auch die Möglichkeiten, ihre Ansichten mit Nachdruck durchzusetzen.
    Einer dieser beiden Männer war Cedric. Der Voodoo-Priester gehörte nicht einmal dem Stadtrat an. Trotzdem fand kaum eine Sitzung statt, an der er nicht teilnahm. Und der Gemeinderat fällte praktisch nie eine Entscheidung, ohne daß Cedric seine Zustimmung gegeben hatte.
    »Ich bin strikt dagegen«, sagte er ruhig.
    Der Bürgermeister schüttelte verständnislos den Kopf. »Aber warum, Cedric? In einer Situation wie dieser…«
    »Der Präfekt ist ein Ungläubiger! Er glaubt nicht an die Weisheit Dambaliahs.«
    »So ist es«, meldete sich Baptiste Saint-Louis zu Wort. Saint-Louis war der zweite mächtige Mann von Desirée. Er gehörte ebenfalls nicht dem Gemeinderat an und füllte auch sonst keine offizielle Position in der

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