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0120 - Die Stunde der Vampire

0120 - Die Stunde der Vampire

Titel: 0120 - Die Stunde der Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Wolf Sommer
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Opferschale. Cedric fing darin das Blut des Ziegenbocks auf. Er drehte sich dem Altar zu und goß das Blut über die bereits vorher geopferten Hühner.
    Atemloses Schweigen und Erwartung beherrschten das ›Haus der Heiligen‹, als sich der Priester danach wieder dem Mädchen zuwandte, das scheinbar leblos zu seinen Füßen lag. Dreimal verneigte er sich so tief, daß er mit der Stirn fast den Erdboden berührte.
    Und dann erhob sich Cécile. Kein Muskel regte sich in ihrem Gesicht, das starr war wie eine Maske aus Stein. Ihre Augen waren glanzlos und starrten ins Nichts. Ihre Lippen aber bebten und öffneten sich.
    »Du hast mich gerufen, Hougan!« kam ihre Stimme, ohne jede Betonung, jedoch laut und deutlich.
    Aber es war nicht die Stimme des Mädchens Cécile. Es war die Stimme der Göttin, die die Adeptin lediglich als Medium benutzte.
    Cedric fiel auf die Knie.
    »Große Damballah«, sagte er mit zitternder Stimme. »Wir danken dir dafür, daß du unseren Ruf erhört hast!«
    »Sprich!« antwortete die Göttin. »Warum störtest du meinen Frieden?«
    »Schütze uns, Damballah«, flehte der Priester. »Du, die du die Gabe der Weissagung besitzt, der nichts fremd ist, was war und was sein wird, warne uns vor dem Übel, das uns während des nächsten Mondes bedroht!«
    Sekundenlang sah es so aus, als sei die Göttin gar nicht mehr da. Die Gestalt des Mädchens Cécile schwankte, drohte zu Boden zu sinken. Dann jedoch stand sie wieder fest wie ein Fels, und àuch die monotone Stimme klang wieder auf:
    »Böses erwartet euch, Kinder des Ziegenbocks und der Henne. Die, deren Leben das Blut der Menschen ist, werden kommen und schrecklich unter euch wüten. Zu schwach seid ihr, um ihrer Macht zu trotzen. Sterben werden einige von euch, leere Hüllen, in denen der Saft des Lebens nicht mehr pulst. Andere von euch werden verschleppt werden, zu dienen als Spender des jenseitigen Lebens.«
    Cedric zitterte, als er diese furchtbare Prophezeiung hörte. »Was können wir tun, große Damballah?«
    »Wollt ihr nicht selbst dem Schicksal verfallen, dann laßt andere an eure Stelle treten. Die, die da kommen werden, ziehen Beute vor, die willfährig ist wie ein Opfertier. Beherzigt meinen Rat, und euer Wehklagen wird gering nur sein.«
    Der Voodoo-Priester wollte noch etwas fragen, wollte Näheres erfahren, aber es war bereits zu spät. Das Mädchen Cécile klappte zusammen wie eins der Taschenmesser, die man in Port-au-Prince kaufen konnte. Die Göttin war gegangen.
    Doch ihre Weissagung erfüllte die Menschen von Desirée mit Bangen und Furcht.
    ***
    Die Concorde der Air France landete auf dem New Yorker Flughafen John F. Kennedy International.
    Professor Zamorra und Nicole gingen von Bord. Oft schon waren sie an diesem Knotenpunkt des internationalen Flugverkehrs angekommen. Und eigentlich hatten sie immer ein paar Tage Station in New York gemacht, um ihren Freund Bill Fleming zu besuchen, der hier zu Hause war. Auch diesmal waren sie nicht zuletzt wegen Bill in die USA gekommen. Eins stand jedoch fest: in New York würden sie ihn nicht finden.
    Die beiden verließen das Airport-Gelände gar nicht, sondern nahmen die nächste Maschine, die sie nach Miami, Florida, bringen würde.
    Die Stadt an der Südspitze der Vereinigten Staaten, Synonym für Sonne und Sommer, empfing sie mit ihrem heitersten Gesicht. Trotzdem hielten sich Zamorra und Nicole keine Minute länger als unbedingt nötig auf. Sie stiegen in ein Taxi.
    »Cypress Springs«, sagte der Professor.
    Der Cabdriver, ein Mann mit dicklichem Gesicht und blauroter Säufernase, grinste.
    »Reporter, wie?«
    »Wie kommen Sie denn darauf?« wunderte sich Zamorra.
    »Berufserfahrung, Mister. Zur Zeit sind von fünf Mann, die nach Cypress Springs wollen, vier Reporter. Selbst Japse sind schon aufgetaucht. Na ja, ich kann das ja verstehen. So ’n Ding gibt’s ja nicht jeden Tag.«
    »Ich nehme an, Sie sprechen von diesem… hm… Vampirspuk.«
    »Klar«, sagte der Fahrer, während er die Taxe in eine gemächlich dahinrollende Fahrzeugschlange einreihte. »Oder sind Sie doch keine Reporter?«
    »Doch, doch«, antwortete der Professor schnell. Taxifahrer waren oft wandelnde Informationsbüros. Vielleicht konnte dieser Mann ihnen schon einiges mehr sagen, als sie aus der Zeitung wußten.
    »Wissen Sie Näheres?« erkundigte er sich.
    Der Fahrer setzte eine Art Verschwörermiene auf. »So allerhand«, erwiderte er vielversprechend.
    »Dann lassen Sie doch mal hören!«
    »Umsonst

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