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0120 - Die Stunde der Vampire

0120 - Die Stunde der Vampire

Titel: 0120 - Die Stunde der Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Wolf Sommer
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wunderte sich Lucas, der das Steuerruder bediente.
    »Vielleicht verwechseln sie uns«, spekulierte sein Freund. »Hier in der Karibik wird ja ein schwunghafter Rauschgiftschmuggel betrieben. Soviel ich gehört habe, wird das Zeug mit Privatyachten über die See befördert und dann von kleinen Motor- oder Ruderbooten übernommen.«
    »Lassen wir uns überraschen.«
    Noch außerhalb des Hafengebiets fand das Rendezvous statt. Das Ruderboot drehte bei. Die drei Insassen, kräftige Neger, die ausgesprochen farbenfroh gekleidet waren, winkten. Einer von ihnen rief etwas hinauf.
    »Igitt«, sagte Ellen Friedman, »soll dieses Kauderwelsch Französisch sein? Was will er, Mick?«
    »Ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich glaube, sie wollen uns was verkaufen. Schmuck, wenn ich mich nicht irre.«
    »Schmuck?« Die beiden Schwestern waren gleich Feuer und Flamme.
    »Ah«, sagte die schwarzhaarige Donna, »altes spanisches Geschmeide, das einst Isabella von Kastilien gehörte. Jahrhundertelang verschwunden und erst jetzt wieder aufgetaucht…«
    Mick Boulder lächelte ein bißchen spöttisch. »Darf ich dich daran erinnern, daß Haiti eine französische Kolonie war, mein Engelchen?«
    »Ach du! Mußt du immer alles miesmachen?«
    Der Neger unten im Boot schwenkte jetzt etwas in der Hand. Trotz des Dämmerlichts war der Goldglanz nicht zu verkennen. Und wieder rief der Haitianer etwas.
    »Sie wollen an Bord kommen«, übersetzte Boulder. »Jeremy, was meinst du? Ich finde es doch reichlich komisch, daß sie uns schon hier draußen… hm… überfallen.«
    »Nicht unbedingt, alter Junge. Wenn die Klunker geklaut sind… Hier draußen lassen sich derartige Geschäfte besser abwickeln.«
    »Na, wegen mir…«
    Jeremy Lucas und Mick Boulder refften die Segel, um die ohnehin nicht schnelle Fahrt der ›Happy Dutchman‹ noch weiter herabzusetzen. Eins der Mädchen warf den drei Haitianern eine Leine zu, so daß sie ihr Ruderboot an der Yacht festmachen konnten. Kurz darauf kletterten die Einheimischen das Fallreep hoch - alle drei. Sie kamen an Bord.
    Mick Boulder grinste breit. »So, Freunde, nun zeigt mal, was ihr da für Spielsachen habt.«
    Die Augen der beiden Mädchen leuchteten schon, noch bevor sie etwas gesehen hatten. Dann aber trat ein ganz anderer Ausdruck in ihre Augen. Ein Ausdruck der Fassungslosigkeit, des hellen Entsetzens. Und den beiden jungen Amerikanern ging es kein bißchen anders.
    Die drei Neger hatten auf einmal etwas in der Hand. Aber es waren keine alten Schmuckstücke. Es waren zwei lange, gefährlich aussehende Messer. Und eine Pistole.
    »Jerry!« schrie Ellen Friedman gellend.
    Ihre Schwester brachte vor Schreck keinen einzigen Ton heraus. Sie war wie gelähmt.
    »Was, zum Henker…« Mick Boulder hatte den anfänglichen Schock schnell überwunden. Er war Mitglied des Football-Teams seiner Universität und ließ sich nicht so schnell einschüchtern. Er ballte die Fäuste und machte einen drohenden Schritt auf die drei Haitianer zu.
    Der Neger mit der Pistole riß den Arm hoch, richtete die Mündung seiner Waffe genau auf Boulders Brust.
    »Hands up!« bellte er.
    Auch wenn es sich mehr wie Ketchup anhörte, bestand doch kein Zweifel, daß er es ernst meinte. Mick Boulder blieb ruckartig stehen und winkelte die Arme leicht an. Aber das Herz war ihm noch lange nicht in seinen Segelshort gerutscht.
    »Was wollt ihr?« fragte er scharf. »Unser Geld? Da werdet ihr nicht viel finden. Wir sind nur ein paar arme Studenten und haben…«
    »Shut up!«
    Die englische Kommandosprache beherrschte der Pirat schon ganz gut. Die weiteren Kommandos kamen dann allerdings in Creole. Der Pistolenschwinger zeigte auf den Kabinenabgang und befahl den Amerikanern, die Treppe hinunterzugehen.
    Jeremy Lucas folgte dem Befehl schnell. Mit Sicherheit zu schnell für den Geschmack der Haitianer. Mit zwei, drei langen Sätzen war er an der Treppe und sprang sie, alle Stufen auf einmal nehmend, hinunter. Er warf sich durch die Kajütentür und knallte sie hinter sich zu. Das knirschende Geräusch eines Schlüssels, der sich im Schloß drehte, wurde hörbar.
    Die Spontanietät der Aktion hatte die Piraten überrascht. Sie waren nicht imstande gewesen zu reagieren. Der Kerl mit der Pistole hatte nicht einmal den Versuch unternommen, hinter Lucas herzuschießen. Nicht sehr intelligent starrten sie zum Treppenabgang hinüber.
    Für den Augenblick waren sie abgelenkt.
    Mick Boulder nutzte seine Chance. Aus dem Stand sprang er nach

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