Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0120 - Die Stunde der Vampire

0120 - Die Stunde der Vampire

Titel: 0120 - Die Stunde der Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Wolf Sommer
Vom Netzwerk:
schleppend.
    Mit großen Augen blickte ihn Nicole an. »Du glaubst, daß…, daß wirklich Vampire…?«
    »Ich weiß es nicht, Nicole. Aber ich halte es für möglich. Du und ich - wir beide wissen nur zu gut, daß Vampire keine Hirngespinste sind, sondern wirklich existieren. Und darum ist keineswegs von der Hand zu weisen…« Er unterbrach sich, runzelte die Stirn. »Wie hieß doch noch der Ort, wo sich das abgespielt hat?«
    Nicole nahm die Zeitung wieder hoch. Raffael kam ihr jedoch zuvor.
    »Cypress Springs«, sagte er mit Grabesstimme.
    »Richtig«, bestätigte Nicole. Gleich darauf legte sie überlegend die Stirn in Falten. »Cypress Springs, Cypress Springs… Irgendwie kommt mir dieser Name doch bekannt vor…«
    »Ja, mir ist es auch gerade eingefallen«, nickte der Professor.
    Da Nicole noch immer grübelte, half ihr Raffael auf die Sprünge. »Wir haben vorgestern aus Cypress Springs ein Glückwunschtelegramm zu Ihrem Geburtstag bekommen, Mademoiselle!«
    Nicole schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. »Bill, natürlich… Wie konnte ich das nur vergessen!«
    Plötzlich machte sie ein erschrockenes Gesicht. »Mein Gott, Bill wird doch nicht etwa auch ein Opfer dieser…, dieser Vampire geworden sein?«
    Zamorra lächelte. »Das wollen wir ja nun wirklich nicht hoffen, meine Liebe. Aber wenn sich unser Freund in Cypress Springs aufhält… Durch seine Bekanntschaft mit mir ist sein Sinn für das… hm… Ungewöhnliche geweckt worden. Ich könnte mir vorstellen, daß er sich für diesen ungewöhnlichen Fall von Vampirismus interessiert hat und einiges mehr weiß als das, was da in der Zeitung steht.«
    Augenblicklich verwandelte sich Nicole in eine perfekte Sekretärin.
    »Telegraphische Anfrage, Monsieur le Professeur?«
    »Ein bißchen zeitraubend, was?« gab Zamorra zurück. »Telefonisch geht es schneller.«
    Nicole konnte eine gewisse Betroffenheit nicht verbergen. »So wichtig ist dir diese Sache, Chef?«
    »Alles, was die Mächte der Finsternis betrifft, ist wichtig«, sagte Zamorra ernst. »Du weißt, daß es meine Aufgabe ist, sie zu bekämpfen, wo auch immer sie sich zeigen.«
    Ja, das wußte Nicole. Es war eine Aufgabe, die er sich selbst gestellt hatte, seit vor Jahren das zauberträchtige Amulett seines Vorfahren Leonardo de Montagne in seinen Besitz gelangt war. Als Träger dieses Amuletts fühlte er sich verpflichtet, gemeinsam mit den Kräften des Lichts die bösen Mächte aus der jenseitigen Welt in ihre Schranken zu verweisen, gleichgültig, ob es sich nun um Geister, Dämonen oder… Vampire handelte.
    Das geruhsame, gemütliche Frühstück war vorbei. Nicole gönnte sich auf die schnelle noch eine Tasse Special Darjeeling und ging dann in ihr Arbeitszimmer. Aus einer Mappe suchte sie das Glückwunschtelegramm Bill Flemings heraus. Stand seine Urlaubsadresse darauf? Ja, da war sie: Cypress Springs, Hotel Palm Bay.
    Wenig später hatte sie von der Fernauskunft die Telefonnummer des Hotels erfragt. Eine Verbindung mit dem Hotel zu bekommen, war nicht schwer. Im Zeitalter der Satelliten brauchte man keine Vermittlung mehr, sondern konnte direkt durchwählen.
    Nicole, die ein perfektes, akzentfreies Englisch sprach, redete mehrere Minuten mit einem Angestellten des Hotels. Dann bekam sie die niederschmetternde Nachricht: Bill Fleming war eine jener Personen, die spurlos verschwunden waren.
    Langsam ließ sie den Hörer auf die Gabel zurückgleiten. Sie wußte schon jetzt, daß aus dem erhofften längeren Aufenthalt in der Ruhe und Abgeschiedenheit von Château de Montagne nichts werden würde.
    Aber die Enttäuschung darüber war noch das wenigste. Die Sorge um den Freund aus Amerika erstickte alles andere.
    »Bill«, flüsterte sie tonlos, »oh, Bill!«
    Dann ging sie, um dem Professor Bescheid zu sagen.
    ***
    Für haitianische Verhältnisse war Desirée, rund zweihundert Kilometer westlich von Port-au-Prince gelegen, fast eine Stadt. Die Siedlung am Fuße des Massif de la Hotte hatte mehr als tausend Bewohner. Diese Bewohner lebten zum größten Teil in Hütten aus Stroh. Es gab aber auch einige Häuser, bei deren Errichtung Holz oder Steine als Baumaterial gedient hatten.
    In dieser Nacht hielt sich kaum einer der Bewohner in seinem Haus auf. Nahezu alle, Männer, Frauen und Kinder, hatten sich im ›Haus der Geheimnisse‹ versammelt, dem ein Stück abseits von Desirée gelegenen Kultplatz.
    Das Haus der Geheimnisse war eine natürliche Felsenhöhle, groß und geräumig. Das

Weitere Kostenlose Bücher