0122 - Hallo, ich bin wieder da!
Gentlemen. Wir müssen uns ja nicht unbedingt im Flur unterhalten, nicht wahr?«
Ich nickte zustimmend und wollte schon das Appartement betreten, als Phil hinter mir rief:
»Jerry, ich habe die Tür auf!«
Ich drehte mich um. Phil hatte sich, während ich mit der Nachbarin sprach, mit seinem Dietrich beschäftigt. Einen Augenblick zögerte ich nun, dann ging ich wieder hinaus:
»Warten Sie bitte einen Augenblick«, sagte ich: »Wir wollen uns nur schnell überzeugen, ob tatsächlich niemand zu Hause ist.«
Sie nickte und blieb in der Tür stehen. Das Parfüm, das sie in eine Duftwolke hüllte, war ein bißchen aufdringlich, wie ihre ganze Aufmachung ein bißchen zu grell war.
Aber wir waren nicht hierhergekommen, um derartige Betrachtungen und Beobachtungen anzustellen. Uns interessierte Mrs. Marskell - nicht mehr und nicht weniger.
Wir betraten zu dritt die Wohnung. Sie war sehr modern eingerichtet, hatte aber nicht das unpersönliche Gepräge moderner Wohnungen, wie man es von Ausstellungsräumen und Prospektbildern her gewöhnt ist.
Die Wohnung bestand aus einer winzigen Dielen-Garderobe, einem um so größeren Wohnzimmer, einem mittelgroßen Arbeitszimmer und einem Schlafraum. Dazu eine kleine Küche und ein Badezimmer, das größer als die Küche war.
Nirgends war auch nur die Spur eines Menschen zu entdecken. Im Badezimmer brannte Licht, obgleich das große Fenster tagsüber vollkommen zur Erhellung des Raumes ausreichte.
Wir sahen uns nur an. Dann bemerkte Phil:
»Hol die Nachbarin herüber, Jerry! Wir können hier ebensogut mit ihr sprechen wie drüben in ihrer eigenen Wohnung. Und wir sind hier, wenn die Frau etwa zurückkommen sollte.«
Ich stimmte zu und holte die Nachbarin. Sie stellte sich als eine Judy Farlan vor, unverheiratet, wie sie nicht versäumte, hinzuzusetzen.
Wir forderten sie auf, Platz zu nehmen, und sie nutzte die Gelegenheit aus, um ihre zweifellos wohlgeformten Beine ein bißchen zur Geltung zu bringen.
»Wie lange wohnen Sie schon hier, Miß Farlan?« fragte Phil.
»Im fünften Jahr.«
»Und die Marskells?«
»Seit ungefähr drei Jahren, glaube ich.«
»Hatten Sie enge Verbindung zu den Marskells?«
»Wie man’s nimmt. Eng möchte ich es eigentlich nicht nennen. Wir sahen uns ab und zu, wenn sie oder ich eine Party gaben, zu denen wir uns immer gegenseitig einluden.«
»Sie luden sich zu den Parties ein? Aber das verrät doch einen gewissen Kontakt«, warf ich ein.
»Einen gewissen, ja. Du meine Güte, kennen Sie denn das nicht? Wen lädt man heutzutage nicht auf Parties ein? Die Nachbarn doch immer. Solange sie anwesend sind, braucht man doch nicht zu befürchten, daß man sie mit dem Krach, den eine Party nun einmal macht, stören könnte.«
Ich lachte.
»Das ist auch ein Gesichtspunkt!«
»Ein sehr wichtiger, mein Lieber«, betonte Judy Farlan freundlich und großzügig in der Verteilung von Kosenamen. »Ich jedenfalls halte es immer so. Und ich habe mir dadurch schon eine Menge Krach mit den Nachbarn erspart.«
»Wir wollen nicht vom Thema abweichen«, riß Phil die Unterhaltung wieder an sich. »Wissen Sie, was Mister Marskell beruflich getan hat?«
»Wissen ist gut!« schnaufte sie. »Meine Güte, was habe ich nur für Leute vor mir! Robert G. Marskeil gehörte zu Amerikas bedeutendsten Graphikern! Wissen Sie denn das nicht?«
»Ich bin untröstlich, die Lücken meiner Bildung zeigen zu müssen, aber ich muß zugeben, daß ich es nicht wußte«, sagte Phil. »Sagen wir, die Familie Marskell lebte also in geordneten Verhältnissen?«
»Ganz bestimmt! Sie hatten allerhand Geld zur Verfügung. Ich schätze sein monatliches Durchschnittseinkommen auf bestimmt tausend Dollar. Das sehen Sie schon an den Möbeln. Die haben nämlich verdammt viel Geld gekostet. Mir dürfen Sie das glauben, ich arbeite in einem Einrichtungshaus.«
»Was war Mr. Jarskell für ein Mann? Ganz im allgemeinen, meine ich. Wie war sein Charakter, was für Hobbies hatte er - und so weiter.«
»Seine Hobbies waren zugleich sein Beruf, soweit ich das beurteilen kann. Er war Graphiker, Maler, Zeichner. Also bewegten sich seine Hobbies in solchen Richtungen. Charkaterlich war er ruhig, bescheiden, vielleich ein bißchen scheu. Er liebte seine Frau abgöttisch. Ich glaube, bei ihm trifft die sonst blödsinnige Redensart wörtlich zu, daß er für seine Frau alles getan hätte, was man sich nur denken kann.«
»Und seine Frau?« fiel ich ein.
»Sie war nicht gerade eine bedeutende
Weitere Kostenlose Bücher