0124 - Das Psycho-Duell
Raum und warteten auf das, was ihnen der große Fremde zu sagen hatte. Sie kamen alle, denn sie waren für jede Unterbrechung ihres eintönigen Lebens dankbar. Carbá sprach über eine Stunde zu ihnen, seine Stimme füllte die Halle bis in den äußersten Winkel, und es wurde ihm nicht widersprochen.
Er zerstörte in logisch aufgebauten Sätzen die Hoffnung der Kolonisten, daß sie ihre Stadt halten könnten. Und er wies immer wieder auf sein Schiff hin, das sie alle aufnehmen und in eine glücklichere Zukunft fliegen könnte. „Jede Minute, die Sie in dieser Wüste verbringen, ist nur vergeudete Zeit”, sagte er abschließend. „Wollen Sie auf das Schiff der Hasanter warten, das vielleicht nie kommen wird?” Es hätte nicht mehr dieser Worte bedurft, um die Kolonisten zu überzeugen. Atlan, der schräg hinter dem Rednerpult stand, blickte in die glänzenden Augen der bärtigen Männer, schaute auf die unruhigen Hände ihrer Frauen, die glättend über sprödes Haar fuhren. Er kannte die Mentalität dieser Menschen. Sie wollten aufbauen und arbeiten, aber warum sollten sie es nicht an einer Stelle tun, die besser dafür geeignet war, als diese Wüste aus Sand und Staub? Carbá hatte versprochen, daß das Raumschiff jeden in eine Gegend bringen würde, die gegenüber den hiesigen Verhältnissen ein Paradies sein mußte. Es war sinnlos, den Männern im Saal zu erklären, daß die Gesellschaft sie nur zu einem weiteren unfreundlichen Planeten bringen würde, um festzustellen, ob dieser kolonisierbar war. Es gab selten Planeten, die den Wünschen der Gesellschaft genügten, aber für diese benötigte man keine harten Menschen, die um jeden Fußbreit Boden zu kämpfen bereit waren. „Nun wird Atlan zu Ihnen sprechen”, endete Carbá und räumte den Platz hinter dem Pult. Ein verlegenes Murmeln ging durch den Saal, ein Geräusch, das bereits die Entscheidung der Kolonisten ausdrückte. „Jeder darf nur ein vorgeschriebenes Gewicht von Gegenständen mit in das Schiff nehmen”, sagte Atlan. „Sorgen Sie dafür, daß es nicht überschritten wird. Ab sofort leitet Carbá dieses Unternehmen.” Abrupt wandte er sich ab und verließ die Halle durch den Hinterausgang. Er hörte, wie ihm jemand folgte. Es war Sowan Dolanty, der ihn zornbebend fragte: „War das etwa alles, was Sie diesem Geschwätz entgegenzusetzen hatten?” „Ich glaube schon”, erwiderte Atlan. Sowan blickte ihn mit feuchten Augen an. „Sie ... Sie Feigling!” rief der Junge wütend und stürmte über die Straße davon. „Er ist ein Hitzkopf”, sagte eine Stimme hinter Atlan, und Carbá trat aus der Halle. „Als ich hier ankam, hat er mich beleidigt.” „Gehen Sie mir aus dem Weg”, rief Atlan drohend. Carbá strich nachdenklich über seinen Nacken. „Sie sind wie er”, meinte er freundlich. „Nur etwas älter und erfahrener. Ich denke, daß Sie in Ihrer Jugend die gleichen Dummheiten begingen.” „Verschwinden Sie in Ihr verdammtes Schiff”, forderte ihn Atlan auf. „Sie gehen doch mit mir?” „Nein!” Carbá zog seine Augenbrauen zusammen. Auf der anderen Seite der Halle strömten die Kolonisten heraus und schritten ihren Häusern zu, um ihre Habseligkeiten zu packen. Atlan wußte, daß man ihnen über die Hälfte aus dem Gepäck streichen würde, wenn sie bei dem Schiff ankamen. „Was wollen Sie eigentlich, Atlan?” erkundigte sich Carbá. „Wollen Sie allein in dieser Stadt bleiben und warten, bis sie vom Sand gefressen wird?” „Warum nicht?” „Sobald alle Kolonisten im Schiff sind, werde ich Sie holen, Atlan, wenn es sein muß, mit Gewalt”, sagte Carbá scharf. „Kommen Sie allein oder bringen Sie Ihre Soldaten mit?” „Ich werde allein sein.” Atlan sah nachdenklich auf die Häuser. Die Spannung zwischen ihm und diesem Mann war zu lange gestiegen, und nichts war zu ihrer Verringerung getan worden. Nun mußte sie sich entladen. „Ich werde auf Sie warten, Carbá”, erklärte er grimmig.
Strategisch gesehen, war die Stadt von allen Punkten aus leicht anzugreifen. Ein einzelner Mann konnte nicht an jedem Platz zu gleicher Zeit sein, um aufzupassen, wo der Gegner eindringen würde. Atlan überdachte seine Lage, die durch das Verlassen der Kolonie von ihren Bewohnern entstanden war. Er war in diesem Augenblick das einzige lebende Wesen in der Stadt, und das würde so bleiben, bis Carbá auftauchen würde, um ihn zu holen.
Er dachte an die Kolonisten, die jetzt in dem engen Laderaum des Schiffes zusammengepfercht
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