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0124 - Das Psycho-Duell

Titel: 0124 - Das Psycho-Duell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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zu unterwerfen. ‚Keiner von ihnen war so müde und aussichtslos in den Kampf gegangen’, dachte Atlan resigniert. ‚Mein Duell mit Carbá ist mehr oder weniger nur eine Farce.’ In diesem Augenblick hörte er ein leichtes Summen, und er hatte das Gefühl, als würde ihm jemand mit einer Nadel in den Nacken stechen. Er wollte etwas sagen, aber seine Zunge verweigerte ihm den Dienst. Eine bleierne Schwere ergriff seine Glieder, und seine Augen verdrehten sich. Das Bild des Kontrollbrettes wurde verschwommen, er hatte das Gefühl, in einem dichten Ballen Watte zu liegen. Irgendwo in seinem Unterbewußtsein drängten sich noch Gedanken, aber sie mußten dem Bild weichen, das immer weiter an die Oberfläche seines Gehirnes drang. Sein Kopf sank zur Seite, und sein Körper wurde schlaff. Dann war nur noch das sanfte Summen der Maschinen zu hören, das sich in den endlosen unterirdischen Gängen ausdehnte und sich flüsternd in den riesigen Räumen verlor. Das Psycho- Duell hatte begonnen.
    Der heiße Steppenwind schien ihn zusammen mit den trockenen Holunderbüschen über die flachen Hügel in die Stadt geweht zu haben, einen großen, beinahe hageren Mann, dessen Augen in dem eingefallenen Gesicht leuchten wie glühende Kohlen. Er kam mit weitausholenden Schritten den Abhang hinter Dolantys Haus herunter und blickte über die Stadt, als wollte er sie und ihre Bewohner mit einem einzigen Blick abschätzen.
    Dolantys ältester Junge, der in diesem Augenblick den Windfang für das Rübenbeet ausgebessert hatte, sah ihn zuerst, und er richtete sich vor Überraschung auf, denn dort, von wo der Fremde herkam, so hatte ihm sein Vater berichtet, gab es keine lebenden Wesen mehr. Der große Mann kam bis an den Windfang und schaute schweigend über ihn hinweg auf Sowan Dolanty.
    Sowan erhob sich jetzt vollständig, er spürte den Sand an sich herabrieseln, den Sand, gegen den die Stadt in einem ewigen Kampf lag und vor dem sie sich ständig auf dem Rückzug befand.
    „Hallo”, sagte der Fremde. Seine Stimme hatte einen eigenartigen Klang, als käme sie irgendwo aus der Tiefe seines abgemagerten Körpers. „Wo kommen Sie her?” rief Sowan, der seine Neugierde nicht länger bezähmen konnte. Er hörte, wie sein Vater hinter ihm in den Garten kam, spürte das mißtrauische Verhalten in der Bewegung des alten Dolanty und vernahm dann die grollende Stimme, die sich über den Wind erhob: „Wer sind Sie?” Sowans Kopf machte zwei schnelle Bewegungen, er blickte zu seinem Vater, einem untersetzten Mann in einer Lederjacke, und dann zu dem hageren Fremden, der still hinter dem Windfang stand und sie beobachtete. „Mein Name ist Carbá”, sagte der Fremde. Er wandte sich um und sah zurück zu den Hügeln, und in seine Züge trat ein unbestimmter Ausdruck von Trauer. „Dies ist die erste Stadt auf meinem Weg”, fügte er hinzu. „Es ist die letzte überhaupt, die noch existiert”, erklärte Sowans Vater. „Sie werden keine andere finden, so weit Sie auch marschieren.” „Die anderen haben alles aufgegeben und sind zurückgekehrt”, sagte Carbá. „Wir werden nie aufgeben”, sagte Sowans Vater, und er vermittelte den Eindruck unbesiegbarer Entschlossenheit, wie er da stand, stämmig und mit der verwaschenen Lederjacke. Carbá legte eine Hand auf den Windfang und rüttelte daran. „Der Sand ist stärker als wir alle. In dieser Stadt leben die letzten Kolonisten. Auch Sie werden bald zurückkehren”, sagte er. „Sind Sie gekommen, um uns das zu sagen?” rief der alte Dolanty aufgebracht. Der Fremde zeigte sich jedoch wenig beeindruckt. Sowan hatte das sichere Gefühl, daß mit diesem Mann eine unaufhaltsame Veränderung in der Kolonie begonnen hatte, der sich niemand entgegenstellen würde. „Wer leitet diese Stadt?” fragte Carbá. Für einen Augenblick schwankte Dolanty zwischen der Entscheidung, entweder den Fremden von seinem Hof zu jagen, oder ihm die gewünschte Auskunft zu geben. „Atlan”, antwortete er schließlich. Täuschte sich Sowan oder erschien in dem Gesicht Carbás ein befriedigtes Lächeln? „Der junge Mann soll mich zu ihm führen”, forderte der Fremde. Für Sowan war es unbegreiflich, wie ein Mann durch die endlosen Wüsten außerhalb der Kolonie laufen konnte und dann noch über soviel Energie verfügte, um sofort seinen Plänen nachzugehen. Carbá erschien ihm immer rätselhafter. Von wo war er überhaupt hergekommen, wenn es nirgendwo auf dieser Welt noch eine Stadt gab? Wie hatte er sich

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