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0124 - Wir entrissen den Raubtieren ihr Opfer

0124 - Wir entrissen den Raubtieren ihr Opfer

Titel: 0124 - Wir entrissen den Raubtieren ihr Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir entrissen den Raubtieren ihr Opfer
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schütteln.
    »Weißt du wenigstens, Herny, wo dieser Vogel wohnt?«
    »Das ist eine seiner bewundernswerten Eigenschaften. Wo Jeff wohnt, hat noch niemals jemand erfahren. Ich bin davon überzeugt, er hat ein Apartment im besten Hotel oder in einem der vornehmen Apartmenthäuser. Vielleicht hat er sogar ein Penthouse, du kennst doch die kleinen Bungalows auf den flachen Dächern der Wolkenkratzer, gemietet.«
    »Aber es muss doch irgendeinen Platz geben, an dem man ihn treffen kann«, sagte ich.
    »Gewiss, wenn du die dreihundert Klubs unserer Stadt abklapperst, so wirst du vielleicht Glück haben. Manchmal sitzt er auch in gemütlichen, soliden Bars, aber nur dann, wenn er nicht seinen Geschäften nachgeht.«
    »Wie zum Beispiel in Anchor & Crown?«, meinte ich.
    »Vielleicht.«
    Herny verzog sich mit dem Versprechen, sich weiterhin umzutun, und ich hatte das Gefühl, einen kleinen Schritt vorangekommen zu sein.
    ***
    Bericht von Phil Decker:
    Ich war am Morgen gerade im Distriktsbüro angelangt und wartete auf Jerry, als das-Telefon klingelte. Da es sich, wie der Anrufer gesagt hatte, um die Tote aus er Marion Avenue handelte, nahm ich das Gespräch an. Es meldete sich ein sehr aufgeregter Mann, seiner Sprache nach ein einfacher Mensch, der fragte, wann er zusammen mit seiner Frau zu uns kommen könne. Natürlich bat ich ihn, das so schnell wie möglich zu tun. Als er herumstotterte und ich hörte, wie eine Frau heftig protestierte, weil sie noch nicht angezogen sei, ließ ich mir die Adresse geben und fuhr nach der Pophan Avenue, wo das Ehepaar Welsh wohnte.
    Es waren ältere Leute, die Frau war eine Mulattin, die in ihrer Jugend bestimmt einmal gut ausgesehen hatte, jetzt aber aufgegangen war wie ein Hefekloß, der Mann ein-Vollblutneger mit eisgrauem Haar. Er begrüßte mich höflich und zuvorkommend, aber ohne Unterwürfigkeit und lud mich ein, auf einem roten Plüschsessel Platz zu nehmen. Plüsch ist bei solchen Leuten, das äußere Zechen für Wohlhabenheit.
    Die Frau huschte mit einer für ihren Umfang erstaunlichen Behendigkeit ins Nebenzimmer und kam dann ohne die Lockenwickler, die sie vorher getragen hatte, zurück. Sie war sichtlich verlegen und gedrückt.
    »Ich habe Sarah schon schwere Vorwürfe gemacht«, begann der Mann. »Ich halte es für unverantwortlich, wenn man nur altmodischer, schon längst überholter Bedenken wegen Scheu davor hat, der Polizei bei Aufklärung von Verbrechen zu helfen. Sarah ist nun leider eine der Frauen, die um Gottes willen nicht mit Polizei oder Gericht zu tun haben wollen, weil sie denken, das schade ihrem Ruf.«
    Seine dicke Ehefrau rutschte indessen unruhig auf der Kante eines Stuhls hin und her, und ich fürchtete jeden Augenblick, sie würde einfach die Flucht ergreifen. Darum hielt ich es für besser, sie zu beruhigen.
    »Die Hauptsache ist ja nun, dass Sie uns doch benachrichtigt haben«, unterbrach ich seine Entschuldigungsrede. »Bitte, Mrs. Welsh erzählen sie mir, was sie auf dem Herzen haben.«
    »Darf ich Ihnen das vielleicht auseinander setzen?«, fragte ihr Mann, aber ich winkte ab.
    »Lassen Sie Ihre Frau das selbst tun.«
    Die Dicke druckste, und dann platzte sie heraus.
    »Ich habe seit sechs Monaten ihre Wohnung gemacht, jeden Morgen von acht bis zwölf, und ich kann Ihnen sagen, es war eine Heidenarbeit. Diese Frauen sind alle schlampig. Sie lassen alles stehen und liegen, wo sie es benutzt haben.«
    »Von wem reden Sie eigentlich?«, fragte ich.
    »Na, von dieser Frau, deren Bild ich im ›News‹ gesehen habe.«
    »Wie hieß sie?«
    »Sylvia Long. Aber das wissen Sie doch.«
    »Und wo wohnte sie?«
    »In der Crotona Avenue 203, dicht am zoologischen Garten. Es ist ein kleines, aber sehr schönes Häuschen, das ihr Kavalier für sie gemietet hat.«
    »Wer ist der Mann?«, fragte ich.
    »Ich weiß nicht, wie er heißt. Sie nannte ihn immer nur Darling. Gewöhnlich führten sie sich auf wie die Turteltauben, das heißt, wenn sie sich nicht gerade stritten. Dann flogen die Fetzen. Ich bin ja bestimmt keine vornehme Frau, aber solche Ausdrücke hätte ich nie gebraucht.«
    »Komm zur Sache, Sarah«, mahnte ihr Mann.
    »Ich komme ja schon dazu. Vor ungefähr neun oder zehn Tagen, ich weiß es nicht genau, hatte sie plötzlich einen kleinen Jungen bei sich. Sie sagte mir, Jimmy sei das Kind einer Freundin, die dringend habe verreisen müssen und ihr Jimmy in Pflege gegeben habe. Sie bat mich, etwas länger zu bleiben und mich mit ihm zu beschäftigen.

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