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013 - Der Mann, der alles wußte

013 - Der Mann, der alles wußte

Titel: 013 - Der Mann, der alles wußte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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verwirrt.
    »Was ist denn los?« fragte Crawley unwirsch. »Was haben Sie denn?«
    Er sah verstört und bleich aus, und Wiseman betrachtete ihn höchst verwundert.
    »Ich wußte nicht, daß Sie es sind«, entgegnete er.
    »Was ist denn los?« fragte der Sergeant noch einmal, aber seine Stimme klang rauh und unnatürlich.
    »Ein Mord - der alte Minute ist erschossen worden.«
    Crawley taumelte einen Schritt zurück.
    »Um Himmels willen! Minute ist ermordet? Dann hat er es getan - es war kein anderer als dieser junge Teufel!«
    »Kommen Sie doch mit und sehen Sie sich die Sache an«, schlug Wiseman vor, der allmählich seine Fassung wiederfand. »Ich habe den Neffen gefaßt.«
    »Nein, ich brauche den Toten nicht zu sehen. Gehen Sie sofort zurück. Ich hole noch einen anderen Polizisten und den Arzt.«
    Er ging mit unsicheren Schritten dem Ausgang zu, und Wiseman kehrte zur Bibliothek zurück.
    Frank hatte sich in einen Sessel gesetzt und schaute auf den Toten. Er richtete sich aber auf, als der Polizist eintrat.
    »Was haben Sie unternommen?« fragte er.
    »Der Sergeant holt den Arzt und noch einen anderen Polizisten«, erwiderte Wiseman ernst und düster.
    »Ich fürchte, es ist zu spät. Er ist bereits - was ist denn das?«
    Aus der Ferne hörte man ein Klopfen und eine schwache Stimme, die um Hilfe rief.
    »Was ist das?« flüsterte Frank noch einmal.
    Wiseman ging durch die offene Tür zum Fuß der Treppe und lauschte. Das Geräusch kam aus dem oberen Stockwerk. So schnell er konnte, stürmte er die Treppe hinauf und horchte wieder.
    Jemand schlug mit den Fäusten gegen die Tür eines Zimmers, das am Ende des Korridors lag. Der Schlüssel stak von außen im Schloß. Wiseman öffnete und drehte das Licht an.
    »Kommen Sie heraus«, befahl er.
    Jasper Cole taumelte zitternd und verwirrt auf den Gang.
    »Ein Mann hat mich mit einem Sandsack auf den Kopf geschlagen«, sagte er mit gepreßter Stimme. »Ich habe die Schüsse gehört - was ist denn geschehen?«
    »Mr. Minute ist ermordet worden.«
    Cole lehnte sich an die Wand, um sich zu stützen. Sein Gesicht zuckte.
    »Was - ermordet? Das ist doch unmöglich!«
    Der Polizist nickte. Er hatte inzwischen den elektrischen Schalter gefunden, und der Korridor war nun hell erleuchtet.
    Cole fand langsam seine Fassung wieder.
    »Wo ist er denn?« fragte er.
    Wiseman führte ihn die Treppe hinunter zur Bibliothek. Ohne Frank eines Blickes zu würdigen, neigte sich Cole über den Toten und betrachtete ihn lange. Dann wandte er sich plötzlich an Merril.
    »Sie haben das getan! Ich hörte Ihre Stimme und dann die Schüsse. Ich hörte, wie Sie ihm drohten!«
    Frank sagte nichts. Er schaute Jasper nur an, und in seinem Blick lag eine namenlose Verachtung.

11
    Mr. Saul Arthur Mann stand am Fenster seines Büros und sah düster auf den lebhaften Verkehr in der Straße hinunter. May, die seine Hilfe suchte, glaubte schon, daß er ihre Anwesenheit vergessen hätte.
    Die fahle Blässe ihres Gesichts wurde durch ihr schwarzes Kleid noch betont. Die schrecklichen Ereignisse, die jetzt eine Woche zurücklagen, hatten sie sehr mitgenommen. Sie hatte keine Nacht geschlafen und war in einer verzweifelten Stimmung, obwohl alle Leute sehr teilnehmend und freundlich zu ihr gewesen waren. Jasper behandelte sie besonders zart und behutsam, und sein Einfluß auf sie war so stark, daß sie ihm nicht böse sein konnte, obwohl sie wußte, daß er der Hauptzeuge gegen Frank war.
    Jasper Cole sprach vorurteilsfrei und ohne jede Bitterkeit über Frank, und doch war er überzeugt, daß Merril seinen Onkel getötet hatte. In May überschattete Trauer alle anderen Gefühle, aber sie war doch so gefaßt, daß sie ihre freundschaftlichen Beziehungen zu Cole überdenken konnte, der Tag und Nacht daran arbeitete, den Mann ins Verderben zu bringen, der sie liebte. Sie konnte sich selbst nicht verstehen, und noch viel weniger verstand sie Jasper.
    Wieder sah sie zu Mr. Mann hinüber, der die Hände auf den Rücken gelegt hatte. Nach einer Weile wandte er sich um und kam langsam auf sie zu. Ein ernster Ausdruck lag auf seinem sonst so heiteren Gesicht.
    »Ich habe über dieses Problem mehr nachgedacht als über irgendeine andere Frage, die mich jemals beschäftigt hat. Und ich bin davon überzeugt, daß Mr. Merril zu Unrecht angeklagt ist. Ich werde seinem Verteidiger mehrere Tatsachen an die Hand geben, die zu seinen Gunsten sprechen und seine Verurteilung unmöglich machen, ja sogar seine Unschuld beweisen.

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