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013 - Der Mann, der alles wußte

013 - Der Mann, der alles wußte

Titel: 013 - Der Mann, der alles wußte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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ist.«
    Er schaute sie erstaunt und fast etwas enttäuscht an.
    »Ich dachte-«
    »Sie dachten, ich sei mit Frank verlobt - das stimmt auch in gewisser Weise«, erklärte sie und errötete leicht. »Aber Jasper ist - ich weiß nicht recht, wie ich es ausdrücken soll...«
    »Ich verstehe«, entgegnete Mr. Mann, obwohl er in Wirklichkeit nicht wußte, wie er ihre Worte deuten sollte.
    Am nächsten Nachmittag betraten Mr. Mann und May pünktlich um drei das Büro der Rechtsanwälte. Jasper Cole war schon eingetroffen, und zu seinem Erstaunen entdeckte Mr. Mann auch Nash.
    »Das Testament enthält vielleicht einen Anhaltspunkt, der zur Aufklärung des Falles beitragen könnte«, erklärte der Inspektor.
    Mr. Power, ein älterer, etwas korpulenter Herr, stellte sich den Anwesenden vor. Er eröffnete die Besprechung mit einem kurzen Nachruf auf den Verstorbenen und drückte sein Bedauern aus, daß ein so trauriges Ereignis die Veranlassung der heutigen Zusammenkunft sei.
    »Dieses Testament meines verstorbenen Klienten ist nicht von mir aufgesetzt worden«, fuhr er fort, »sondern von Mr. Minute persönlich geschrieben. Es widerruft das frühere Testament, das vor einigen Jahren durch mich aufgestellt wurde. Die Bestimmungen des vorliegenden Testaments weichen beträchtlich von denen des ersten ab. Es wurde im vorigen Jahr aufgesetzt und von Thomas Wellington Crawley als Zeuge unterschrieben, der früher in der berittenen Polizei von Matabele-Land diente. Als zweiter Zeuge hat George Warrell, der damalige Hausmeister Mr. Minutes, unterzeichnet. Warrell ist letztes Frühjahr im Krankenhaus von Eastbourne gestorben.«
    Mr. Power nahm einen großen Bogen aus einem Kuvert und rückte seine Brille zurecht.
    Tiefes Schweigen herrschte im Zimmer. Mr. Mann neigte den Kopf leicht zur Seite, und in seinen Zügen drückte sich Spannung aus. Auch Inspektor Nash hatte den einleitenden Worten des Rechtsanwalts mit größtem Interesse gelauscht. Die beiden dachten dasselbe. Ein neues Testament mit der Unterschrift zweier Zeugen, von denen der eine bereits gestorben war und der andere sich auf der Flucht vor Strafverfolgung befand, war eine eigentümliche Sache. Was mochte es wohl enthalten?
    Es handelte sich um ein klar und kurz abgefaßtes Dokument. Mr. Minute hinterließ seinem Mündel die Summe von zweihunderttausend Pfund.
    »Diese Bestimmung stand auch schon im ersten Testament«, fügte der Rechtsanwalt erklärend hinzu. »Dazu kommen noch sämtliche Aktien der Gwelo-Deeps-Goldmine.«
    Seinem Neffen Francis Merril vermachte Mr. Minute zwanzigtausend Pfund.
    Der Rechtsanwalt machte eine Pause und sah sich in dem kleinen Kreis um, bevor er weiterlas.
    »Den Rest meines beweglichen und unbeweglichen Eigentums, meine Möbel, meine Aktien, meine Bankguthaben und alle sonstigen Beteiligungen vermache ich Mr. Jasper Cole, der zur Zeit mein Sekretär und Vertrauensmann ist.«
    Der Inspektor und Mr. Mann wechselten Blicke, und Nash neigte sich zu ihm.
    »Da hätten wir ja ein Motiv«, sagte er leise.

12
    Die Anklage gegen Frank Merril lautete, daß er mit vollem Bewußtsein und mit voller Absicht Mr. John Minute durch Pistolenschüsse ermordet habe. Der Fall erregte riesiges Aufsehen, obwohl in diesem Jahr schon viele andere Mordfälle verhandelt worden waren. Der Gerichtssaal von Lewes war bis zum letzten Platz gefüllt, und die Durchführung des Prozesses nahm sechzehn Tage in Anspruch. Fünf Tage dauerte allein die Vernehmung der Bankbeamten und der vereidigten Bücherrevisoren, die die Konten der Bank überprüft hatten.
    Der Staatsanwalt versuchte zu beweisen, daß kein anderer als Frank Merril Zutritt zu den Büchern der Bank gehabt hatte und daß deshalb auch kein anderer die Fälschungen hatte vornehmen können, ohne daß es sofort auffiel. Dieser Nachweis gelang jedoch nicht vollkommen, denn Direktor Brandon mußte als Zeuge zugeben, daß nicht nur Frank Merril, sondern auch ihm selbst und Cole die Bücher zugänglich gewesen waren.
    Die geschickte Eröffnungsrede des Staatsanwalts machte großen Eindruck. Aber es blieben schwache Punkte in der Beweiskette, und selbst einem Laien wurde klar, daß vieles durch Annahmen überbrückt und erklärt werden mußte. Gewisse Schwierigkeiten überging der Staatsanwalt einfach mit einigen nichtssagenden Bemerkungen, aber seine Ausführungen klangen im allgemeinen verständlich und glaubhaft.
    »Die Verteidigung wird uns vorhalten«, sagte er mit heller, weitklingender Stimme, »daß wir bei

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