Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0132 - Der Schwarze Graf

0132 - Der Schwarze Graf

Titel: 0132 - Der Schwarze Graf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim von Koblinski
Vom Netzwerk:
kann, wenn ich mich beeile?«
    »Das dürfte wohl kaum möglich sein. Aber ich kann mir vorstellen, daß die drei heute nacht dort oben bleiben, denn sie kommen sicher erst am späten Nachmittag an, und da der Rückweg ins Dorf während der Dunkelheit heller Wahnsinn wäre, werden sie bestimmt erst morgen früh wieder aufbrechen. Sie könnten die Männer also heute abend an der Ruine antreffen; allerdings müßten Sie sich schon sehr beeilen. Ich würde auf jeden Fall abraten.«
    Bill Fleming überlegte nur kurz. Piecollo würde die Strapazen des Aufstiegs vermutlich nicht sofort nach seiner Rückkehr noch einmal auf sich nehmen wollen.
    »Ich werde es trotzdem versuchen«, sagte er entschlossen. »Bitte erklären Sie mir den Weg dorthin.«
    »Na ja, wie Sie meinen!«
    Erleichtert stellte Fleming fest, daß alles weniger kompliziert war, als er befürchtet hatte.
    Hinter der Hütte des Alten, wo der schmale Pfad in den dichten Wald hineinführte, gab es nur noch zwei Gabelungen, von denen die eine nach links, die andere nach rechts abbiegend den Weg zur Burg markierte. Dann stieg der Pfad in engen Windungen zwischen uralten, dunklen Kiefern hindurch immer steiler aufwärts, um schließlich an der Ruine zu enden.
    Bill bedankte sich rasch für die Auskünfte und verließ Torrinis Büro. Er durfte nun keine Zeit mehr verlieren. Der Wissenschaftler warf einen skeptischen Blick zum Himmel. So strahlend schön dieser Tag auch begonnen hatte - innerhalb kurzer Zeit waren über den Bergketten, die sich beiderseits des Etschtales in Nord-Süd-Richtung hinzogen, Wolkenbänder aufgetaucht, während im Tal noch die Sonne schien. Bei einem so weiten und einsamen Marsch, wie Bill ihn vor sich hatte, war also eine gewisse Vorsicht angebracht. Er versorgte sich rasch mit dem notwendigen Proviant, und bereits eine knappe halbe Stunde nach seinem Gespräch mit Torrini machte er sich auf den Weg, nachdem er Burger, dem Wirt, zu verstehen gegeben hatte, für ein paar Tage eine Bergtour zu unternehmen. Der mächtigen Kirche, die ihn natürlich brennend interessierte, gönnte Fleming nur einen kurzen Blick. Er würde sich später, nach seiner Rückkehr, eingehender damit beschäftigen.
    Er bemerkte nicht, wie ihn aus einem kleinen Fenster des Glockenturmes ein großer, schlanker Mann beobachtete. Tiefe Sorgenfalten hatten sich auf dessen Stirn gebildet. Sie galten ihm, Bill Fleming…
    ***
    Da Bill in einer glänzenden Verfassung war, kam er entsprechend schnell voran. Außerdem trieb ihn die Notwendigkeit zur Eile, noch vor Einbruch der Dunkelheit die Burg zu erreichen.
    Bisher war der Weg genauso verlaufen, wie er ihm vom Polizeichef beschrieben worden war, und schon bald hatte er die Stelle unterhalb der schroffen Felswand erreicht, an der die einsame Hütte Piecollos stand.
    Bill entschloß sich zu einer kurzen Rast.
    Er streckte sich lang im tiefgrünen Gras aus und entspannte sich.
    Mit einem Male bemerkte auch er, wie schon die beiden Carabinieri vor ihm, die seltsam bedrückende Stille hier oben. Kein Tier war zu hören, kein Geräusch drang aus dem Tal herauf.
    Du bist wohl das Rennen zu schnell angegangen? dachte Bill. Er schüttelte lächelnd über sich selbst den Kopf und verbannte seine Eindrücke ins Reich der Phantasie. Mit einem ausgiebigen Blick auf die herrliche, sonnenüberflutete Bergwelt versuchte er, sich abzulenken. Es gelang ihm nicht, es konnte ihm nicht gelingen, denn alles war Realität - besonders die Behausung Piecollos schien von einer gespenstischen Ruhe umgeben zu sein. Verdammt, wenn ihm die alte Bude schon so auf die Nerven ging, dann wollte er auch den Grund dafür wissen!
    Langsam bewegte sich Bill auf die Eingangstür zu. Ein wenig zaghaft versuchte er, sie zu öffnen. Wider Erwarten gelang ihm dies ohne Schwierigkeiten - sie war unverschlossen.
    Bill Fleming trat vorsichtig ein und schaute sich gespannt um. Was er im Halbdunkel erkennen konnte, entsprach ziemlich genau seinen Erwartungen.
    Es herrschte ein heilloses Durcheinander. Das spärliche Mobiliar war von einer fast fingerdicken Staubschicht bedeckt. Zerbrochene, halbverfaulte Holzstücke lagen überall herum, und dichte Spinnweben hingen von der Decke herab. Aber eigentlich gab es hier gar nichts, was irgendwie furchteinflößend wirken konnte, und doch beschlich Bill bei näherem Hinsehen ein Gefühl des Unbehagens.
    Er fand nicht den kleinsten Hinweis auf Lebensmittel, keine Kochstelle, kein Wasser und kein Licht.
    Dieser Piecollo konnte

Weitere Kostenlose Bücher