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0132 - Der Schwarze Graf

0132 - Der Schwarze Graf

Titel: 0132 - Der Schwarze Graf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim von Koblinski
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stellten die jungen Leute fest, daß der Alte nicht die geringsten Zeichen von Erschöpfung zeigte, während ihnen selbst der dauernde, steile Anstieg erheblich zu schaffen machte, obwohl sie bereits mehrere Pausen eingelegt hatten.
    Piecollo mußte, trotz seines hohen Alters, über eine unglaubliche Kondition verfügen.
    Mit der Zeit lichtete sich der Nebel wieder langsam, denn sie befanden sich inzwischen an der oberen Wolkengrenze. Unter ihnen breitete sich ein endloses, weißes Meer aus, und nur in weiter Ferne ragten die gezackten Gipfel und schneebedeckten Gletscher einiger besonders hoher Berge wie einsame Inseln daraus hervor.
    Eine letzte, enge Kurve wurde von den drei Männern passiert, als sich plötzlich, riesig und drohend, die von rasch vorübertreibenden, trüben Nebelschwaden umwehte Burg Alay vor ihnen auftürmte. Sie hielten für einen kurzen Moment inne, froh, endlich ihr Ziel erreicht zu haben, aber auch fasziniert durch den majestätischen Anblick, der sich ihnen bot.
    Für eine Minute herrschte beinahe ehrfürchtige Stille.
    »So habe ich mir als Kind immer die sagenumwobenen Märchenschlösser vorgestellt«, brach Piecollo schließlich das Schweigen. »Wie findet ihr sie? Sieht sie nicht wirklich aus wie eine verwunschene Burg?«
    »Ich wußte ja noch gar nicht, daß ausgerechnet du romantische Anwandlungen haben kannst«, antwortete Louis Walther mit ironischem Unterton. »Ich für meine Person bin nur froh, daß wir es endlich geschafft haben.«
    »Laß nur«, gab Lancone nachdenklich zu, »Piecollo hat ganz recht. Sie ist schon imponierend, wenn man sie zum ersten Mal so aus der Nähe sieht.«
    »Nun ja, vielleicht. Aber komm, Marco! Je eher wir hier verschwinden, um so besser.«
    »Stimmt, mein Junge!«
    Sie legten die letzten paar Meter bis zum ausgedehnten Burghof zurück.
    Überall lagen abgebrochene Äste und Zweige herum, die der Sturm von den Bäumen gerissen hatte. Jetzt wehte nur noch ein leiser, aber eiskalter Wind in den Wipfeln des dichten Waldes.
    Die beiden Carabinieri nahmen unverzüglich die Spurensicherung auf, während Piecollo sich schon in der Ruine umzusehen begann.
    »Was hältst du davon, Marco? Sieh dir das bloß mal an!« Louis Walther wies mit sichtlichem Unbehagen auf eine große Blutlache, die neben den verwaschenen Reifenspuren zu sehen war und die selbst der heftige Regen nicht ganz hatte beseitigen können.
    »Na bitte!« rief Lancone beinahe triumphierend. »Was sagst du nun? Wie ich es mir schon gedacht habe.«
    »Ist das ein Grund zur Freude?«
    »Das nicht. Aber ein Beweis für die Richtigkeit meiner Theorie. Zumindest das Mädchen muß bereits hier oben ums Leben gekommen sein. Irgendein Verrückter hat sie erschlagen und dann ihren Wagen den Felsen hinabstürzen lassen. Da, die Spur!«
    Lancone wies auf das fehlende Stück in der verwitterten Burgmauer. »Hier muß das Fahrzeug durchgebrochen sein. Und dann hinab ins Tal…«
    »Vielleicht wollte Duval noch versuchen, zu entkommen? Schließlich befindet sich die Blutlache auf der Beifahrerseite, wo die junge Frau gesessen hat. Der Mann könnte also noch gelebt haben.«
    »Schon möglich«, gab Lancone zu. »Aber das ändert nichts an der Tatsache, daß Marie Bergner grausam ermordet wurde. Duval drehte durch und nahm unter Schockwirkung diese Abkürzung ins Tal. Wer weiß, was der Täter mit alldem bezwecken wollte? Aber ein Irrer - oder wer immer das getan hat - braucht kein Motiv.«
    Lancone erschrak heftig, als er über den tieferen Sinn dieser Worte nachdachte.
    Er mußte auf einmal an die makabren Schauspiele denken, die sich vor hunderten von Jahren irgendwo in der Burg oder gar hier auf dem Hof, direkt vor seinen Füßen, abgespielt hatten.
    Bis die Gräfin bei einem furchtbaren Unwetter von einem Teil des einstürzenden Turmes begraben wurde. Man fand ihre Leiche unter den Trümmern. Vom Grafen fehlte seitdem jede Spur… Und wie es oft bei solchen Geschehnissen der Fall ist, waren eine Vielzahl von Geschichten überliefert, die Erklärungen für die wunderbare Befreiung des Tales von der dämonischen Gewalt lieferten.
    Diese alten Sagen hatten, bei aller Verschiedenheit, eines gemeinsam. Immer spielte darin ein Mann die Hauptrolle, der an jenem schicksalhaften Tag auf Alay zu Gast gewesen war. Die Burg hatte sich abends in eine pechschwarze Wolke gehüllt, und eine Unzahl greller Blitze waren auf sie niedergegangen. Die ganze Nacht klang höllischer Lärm bis ins Tal, Jammern, Heulen,

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