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0132 - Wir und der Raketenprofessor

0132 - Wir und der Raketenprofessor

Titel: 0132 - Wir und der Raketenprofessor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir und der Raketenprofessor
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hatte.
    Am Abend zog ich mich um und fuhr zum »Moros« in der 47. Straße. Der Nachtclub war verhältnismäßig klein, aber dicht besetzt. Blauer Rauch wogte unter der Decke. Ein süßer, betäubender Duft - gemischt aus Parfüm,Tabak und Alkohol stieg mir in die Nase. Die Kapelle bestand aus Schwarzen, die eine wilde Dschungelmusik ertönen ließen. Saxophone quietschten, Trompeten dröhnten, Blech rasselte und dazwischen peitschten schrille, anfeuemde Schreie.
    Die Musiker spielten und sahen aus wie Rauschgiftsüchtige, die eine Spritze zu viel bekommen haben. Es war ein höllischer Klamauk.
    Auch die Kellner waren Farbige in prunkvoller, pseudomarokkanischer Kleidung. An den Wänden hingen Bilder, ' die alte arabische Burgen darstellen. Palmen standen zwischen den Tischen. Bunte Kissen und unechte Teppiche lagen überall herum.
    Dann sah ich Dolly, die mit einem Jüngling in Texashemd und Nietenhosen irgendeinen verrückten Tanz aufs Parkett legte. Sie warf die Beine bis fast gegen die Decke und ihre Verrenkungen hätten sich mit denen der professionellen Gummidame aus dem Zirkus messen können. Als sie mich erblickte, ließ sie ihren Kavalier kurzerhand stehen und kam, noch keuchend von der Anstrengung, herüber.
    »Hi, Jerry!« Sie ließ sich in einen Sessel fallen und fächelte sich mit beiden Händen Luft zu. »Was habe ich für einen grausamen Durst.«
    Ich sah sofort, dass sie schon mehr als genug hatte und wollte ihr einen harmlosen Cobler bestellen, aber das protestierte sie wortreich und verlangte »etwas Kräftiges«.
    Ich kann nun einmal einem netten Mädchen keinen Wunsch verweigern, und so bestellte ich uns beiden je einen Sidecar. Sie trank das Glas leer.
    »Was gibt es Neues?«, fragte sie dann und rückte mir beängstigend nahe.
    »Gar nichts, Dolly, aber ich möchte etwas von Ihnen wissen. Kennen Sie Mrs. Gates?«
    »Und ob ich sie kenne! Sie ist so falsch wie die Nacht. Ich traue ihr jede Gemeinheit zu, wenn die damit Geld verdienen oder einer anderen Frau den Mann wegschnappen kann. Nur Ralph, der harmlose Narr, lässt sich von ihr übers Ohr hauen. Er hat sie hundert Mal erwischt, aber sie beschwatzt ihn immer wieder. Sie beschwatzt überhaupt jeden, nur nicht mich. Mich kann sie nicht übers Ohr hauen, mich nicht! Ich bin klug. Ich kann auch raffiniert sein, ich bin sogar klüger als alle anderen.« Sie kicherte vergnügt und dann schluckte sie den zweiten Drink.
    Das konnte ein recht teurer Abend für die Spesenkasse werden.
    Ich ging zu lockeren Sitten über und sagte:
    »Dass du nicht dumm bist, mein Kind, habe ich ja gemerkt, sonst hättest du dir ja nicht Burns geangelt.«
    »Burns!« Sie lachte wieder. »Burns war ein Treffer. Schade, dass er tot ist. Ich hätte mir gar keinen besseren Kavalier wünschen können.«
    »Darum hast du ihm auch immer so nette Briefchen geschrieben, wie?«
    »Natürlich, er freute sich darüber. Und warum sollte ich ihm das Vergnügen nicht machen, wenn es mir etwas einbrachte?«
    »Was hast du denn mit den netten Briefen angefangen?«, fragte ich weiter.
    »Verbrannt habe ich sie. Die gingen niemanden etwas an. Soll ich dir auch einmal ein paar schreiben?«
    »Klar«, sagte ich. »Wenn dir der Sinn danach steht.« Und dann kam ich endlich auf das, worauf ich schon die ganze Zeit zusteuerte. »Was ist eigentlich mit dem roten Notizbuch los, das bei deinen Briefen im Safe lag?«
    »Ach, das möchtest du wissen? Tja, mein lieber Junge, das möchten andere Leute auch wissen.« Sie kicherte amüsiert, als ob sie einen guten Witz gemacht hätte. »Also auch dir liegt das rote Notizbuch um Magen. Warum eigentlich?«
    »Ich begreife nicht, wie Burns dazu kam, ein leeres Buch in den Safe zu schließen.«
    »Ein leeres Buch… Ja gewiss, ein leeres Buch.« In ihren Augen tanzten tausend Teufel, und dann erstarrte ihr Gesicht plötzlich.
    Alfonso Menendez stand plötzlich an unserem Tisch.
    »Guten Abend, Miss Barley, Guten Abend, Mr. Cotton. Ich habe gar nicht gewusst, dass Sie beide so gute Freunde sind. Kennen Sie sich schon lange?«
    Ich hätte dem grinsenden Burschen gern gesagt, das gehe ihn einen Dreck an, aber Dolly kam mir zuvor.
    »Gewiss, schon ewige Zeiten. Wir sind zusammen im Kindergarten gewesen.«
    Menendez verzog das Gesicht zu einem Lächeln.
    »Ich hätte nie gedacht, dass Mr. Cotton noch so jung ist, oder sollte ich mich vielleicht bei der Einschätzung Ihres Alters vertan haben?« Er machte eine leichte Verbeugung zu Dolly. »Darf ich Sie um einen

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