0136 - Bestien der Unterwelt
bis er sich überhaupt nicht mehr rühren konnte.
Er hörte dumpfes Brausen. Unruhige Lichter zuckten ihm vor den Augen. Er schwitzte am ganzen Körper. In Strömen lief der Schweiß an ihm herunter.
Der Gestank wurde unerträglich. Ron bemerkte mit Entsetzen, daß das, was er für Schweiß hielt, in Wirklichkeit etwas ganz anderes war. Die Haut des Ungeheuers schied Flüssigkeit ab. Es war die Flüssigkeit, die so entsetzlich stank. Trotz der Panik, die ihn erfüllte, brauchte Ron nur eine halbe Sekunde, um die Bedeutung des Vorganges zu erkennen. Das Tier hatte ihn von allen Seiten eingeschlossen. Er war seine Beute geworden. Mit anderen Worten, es hatte ihn gefressen.
Und jetzt fing es an, ihn zu verdauen.
In einem Zustand zwischen Bewußtsein und Ohnmacht unternahm Ron einen letzten Versuch, sich zu befreien. Mit aller Kraft, die ihm verblieben war, stemmte er sich gegen die klebrige Umhüllung. Er versuchte, die Arme zu spreizen und die Füße zu heben. Wilder Zorn erfüllte ihn. Er schrie, ohne es zu wissen.
Entmutigend rasch fand er heraus, daß er keinen Erfolg hatte. Die Wand rührte sich nicht. Bewußtlosigkeit senkte sich über ihn. Die Muskeln wurden schlaff. Ron Landry ergab sich in sein Schicksal.
Als wollte das Schicksal sich über ihn lustig machen, hörte er weit über sich plötzlich ein pfeifendes Zischen. Im gleichen Augenblick spürte er, wie der allseitige Druck nachließ. Er konnte die Arme wieder bewegen. Er drückte die Ellenbogen mit aller Kraft zur Seite und kam so weit, daß er den Griff seiner Waffe fassen konnte. Er riß den Strahler heraus, hob den Lauf und feuerte.
Der Himmel mochte wissen, was alles passieren konnte, wenn einer auf so engem Raum die gewaltigen Energien eines Thermostrahlers entfesselte. Ron kümmerte sich nicht darum. Ein armdicker Strahl weißglühender Hitze fuhr in die widerliche Haut der Bestie. Ein Schwall heißer Luft fuhr Ron ins Gesicht. Es knisterte und krachte um ihn herum. Der erste Schuß hatte eine Öffnung geschaffen, durch die er davonkriechen konnte. Er bewegte sich, so schnell er konnte. Er feuerte unaufhörlich. Die Hitze nahm ihm den Atem. Aber er merkte, daß er vorwärtskam. Das Tier konnte nicht unendlich groß sein. Wenn er sich in gerader Linie bewegte, würde er irgendwann die äußerste Haut durchstoßen.
Über ihm waren merkwürdige Dinge im Gang. Das Zischen wechselte ab mit zornigem Blubbern.
Heftiger Sturm schien fauchend dicht über Rons Kopf dahinzustreichen. Die Haut des Tieres bewegte sich in konvulsorischen Zuckungen. Ron wurde von einer Seite auf die andere geschleudert. Aber mit der unbewußten Zielstrebigkeit, die die Furcht vor dem Tod erzeugte, arbeitete er sich geradlinig vorwärts, mit seinem Strahler der unheimlichen Bestie unheilbare Wunden schlagend.
Er wußte später nicht mehr, wie es ihm geglückt war, den Weg ins Freie zu finden. Während der letzten Minuten bewegte er sich gedankenlos, mit verbissener Wut wie eine Maschine. Er wußte nur noch, daß vor ihm plötzlich das helle Licht des Tages wieder auftauchte. Er rutschte eine schräge Fläche glitschiger Haut hinunter und landete in feuchtem Sand. Vor ihm waren aufgeregte Stimmen.
Jemand packte ihn unter den Armen und zerrte ihn eilig durch den Sand. Ron konnte noch den Kopf aufrecht halten. Er hörte einen dumpfen Laut und sah sich um.
Hinter ihm auf dem Sand lag eine weite Flache grauer Haut, unregelmäßig verteilt wie die Hülle eines Ballons, aus der die Luft entwichen war. Nur mit Mühe konnte Ron sich vorstellen, daß das der Körper des Tieres war, das vor ein paar Minuten noch versucht hatte, Ihn zu verdauen.
Wie in einem Kaleidoskop, wunderlich und ohne Zusammenhang, nahm er seine Umgebung wahr.
Er sah die graue Wand des Waldes und eine Serie von Ballons, die reglos darüber in der Luft hing.
Wenn er den Kopf drehte, sah er zwei Beine in der glänzenden Hülle eines Raumanzugs, wahrscheinlich Meech Hannigans Beine, in hastiger Bewegung. Unter ihm glitt der Sand dahin. Rechts von ihm tauchte Lofty Patterson auf, mit einem besorgten Ausdruck in den Augen.
„Alles in Ordnung?” fragte er.
Ron ließ den Kopf baumeln. Das sah wie Nicken aus und war deutlich genug.
„Hierher!” schrie Larry von irgendwoher. „Ich habe den Motor in Gang!” Motor, wunderte sich Ron, Von was für einem Motor spricht er?
Plötzlich berührten seine Füße den Sand nicht mehr. Meech hatte ihn aufgehoben. Das nächste, was er spürte, war der Druck eines
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